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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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haben noch mal über das Unsichtbarmachen gesprochen, und ich habe ihn gefragt, was er gestern Abend mit seiner Bemerkung gemeint hat.
    Er meinte, dass es vielleicht harmlos aussah, aber sehr gefährlich war, was du im Grasmeer für mich getan hast. Dass es anscheinend auch beinahe schief gegangen wäre, so wie du ausgeschaut hast. Stimmt das?«
    »Ja«, gab ich zu. »Es war knapp.«
    Joelle wirkte zerknirscht. »Es tut mir Leid. Wenn ich mir vorstelle, dass du beinahe ...«
    Das war mir nun wirklich peinlich. »Bin ich aber nicht. Also vergiss es einfach, in Ordnung?«
    »Ich will es aber nicht vergessen«, beharrte sie und schwieg eine Weile. Dann fuhr sie fort: »Ich muss immer wieder an Ekaterin denken. Und ich hab mich schon tausendmal eine dumme Kaulquappe genannt, weil ich so blöd reagiert habe.«
    »Du brauchst nichts zu erklären ...«
    »Ich will aber, verdammt noch mal!« Langsam wurde sie wütend. »Wahrscheinlich hätte ich‘s dir gleich sagen sollen, aber dann warst du verschwunden, und danach waren wir wieder zu dritt und es war so schwer, mit dir allein zu reden ...«
    Völlig verkrampft wartete ich darauf, dass sie endlich sagte, was sie zu sagen hatte.
    »Du hast wahrscheinlich gedacht, dass ich dich nicht mag, weil ich so komisch war an dem Abend«, brachte Joelle schließlich hervor, und plötzlich klang ihre Stimme erstickt. »Aber das stimmt nicht. Das stimmt überhaupt nicht. Ich war nur überrascht. Du hast mich ziemlich überrumpelt.«
    »Äh, das tut mir Leid.«
    »Du hast dir vorher nie was anmerken lassen. Und dann das mit dem Mädchen in der Schänke. Deshalb war ich unter diesem Tor so verblüfft.« Ihre Stimme klang verlegen in der Dunkelheit.
    Ich dreimal verfluchter Idiot. Hätte ich diesen Flirt in der Schänke doch sein lassen. Also war bei Joelle doch ein bisschen Eifersucht im Spiel gewesen. »Das mit dem Mädchen war vorher«, versuchte ich zu erklären. »Bevor du mir das mit Ynea erzählt hast. Für mich war das der Moment, in dem es gefunkt hat.«
    »Ach so. Jetzt verstehe ich erst.« Joelle schluckte. »Was ich sagen wollte – können wir vielleicht noch mal von vorne anfangen, Tjeri? Noch mal so tun, als würden wir gerade unter dem Tor in Ekaterin stehen? Oder ist es dafür zu spät?«
    Ich atmete tief durch. Mit Vielem hatte ich gerechnet, aber nicht damit. »Mal schauen«, sagte ich ein wenig zittrig. »Bist du sicher, dass du mit einem arroganten Tieftaucher wie mir überhaupt etwas zu tun haben willst?«
    »Da bin ich mir ziemlich sicher«, erwiderte sie und klang genauso zittrig. »Du hast mir sofort gefallen, schon auf dem Markt in Xanthu.«
    »Du mir auch. Ich hätte dich damals so gerne wieder gesehen.«
    Wir standen jetzt ganz nah beieinander. So nah, dass ich ihren Atem spüren konnte. Wir waren beide furchtbar nervös. Aber dann schloss ich die Augen und legte die Hand leicht auf ihr Gesicht. Sofort wurde ich ruhiger; diesmal fühlte sich alles richtig an. Zart, ganz zart fuhr ich die Linien ihrer Stirn, ihrer Nase, ihrer Lippen, ihres Kinns nach. Unter meinen Fingern fühlte ich ihr Lächeln.
    Sie schlang die Arme um mich, und ich zog sie zu mir. Dann trafen sich unsere Lippen, ich strich über ihre seidig-kurzen Haare, und ja, es war eine gute Idee von ihr gewesen, noch mal neu anzufangen. Eine verdammt gute Idee.
    Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, sah ich, dass Joelle schon wach war und mich mit einem Lächeln beobachtete. Ich küsste sie, und wir hielten uns in den Armen, bis Merwyn aufwachte. Dann ließen wir uns widerwillig los. Trotzdem merkte Merwyn schon beim Frühstück, was los war. Schwer war das nicht. Joelle und ich hatten ein dümmlich-seliges Grinsen auf den Lippen.
    »Zarbas Rache, ihr beiden seht ja aus, als hättet ihr eine Hand voll Beljas gekaut«, knurrte Merwyn und machte sich angewidert daran, Cayoral zuzubereiten.
    »Übrigens – danke«, sagte ich zu ihm. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, mich bei ihr schlechtzumachen. Aber er hatte es nicht getan, im Gegenteil. Merwyn konnte ein netter Kerl sein, wenn er wollte.
    Er nickte nur und schaute in eine andere Richtung, als Joelle beim Frühstück meine Hand ergriff und drückte. Besser, wir vermieden Zärtlichkeiten, solange er dabei war. Aber leicht fiel uns das beiden nicht. Meine Joelle! Meine geliebte Joelle! Auf dem Weg nach Nehiri hätte ich am liebsten die ganze Zeit gesungen. Aber das wollte ich meinen Reisegefährten dann doch nicht antun.
    Nehiri war eine

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