Der süße Hauch von Gefahr
spielen zu können.«
Jetzt war es Denning, der die Achseln zuckte.
»Ach, nur ein freundschaftliches Spielchen oder zwei, um die Langeweile des Landlebens zu unterbrechen.«
»Pass auf, dass es dabei bleibt«, riet Asher unverblümt, »und dass dein Glücksspiel John keine Schwierigkeiten bereitet.«
»Meinst du nicht eher dir?«, fragte Denning trocken.
Asher nickte.
»Gut, dann eben mir. Ich werde nie wieder für deine Schulden aufkommen. Niemals.«
Denning nahm einen Schluck von seinem Punsch.
»Du machst dir zu viele Sorgen, mein Junge«, bemerkte er und stellte seine leere Tasse auf ein Tischchen in der Nähe.
»Wenn es um Ormsby geht, so steht die Glücksgöttin fest auf meiner Seite.«
»Für wie lange?«
Denning lächelte.
»Oh, so lange, wie ich es möchte.«
Asher verkniff sich einen Fluch. Sein Stiefvater musste Ormsby erpressen. Das war das Einzige, was dazu führen konnte, dass Denning sich so sicher war, stets und immer gegen Ormsby zu gewinnen. Und da er den Zwischenfall mit den beiden rauflustigen Lumpen aus London noch frisch in Erinnerung hatte, wusste Asher aus erster Hand, wie gefährlich es sein konnte, Ormsby zu reizen.
In dem Versuch, das Gespräch wieder auf Ormsbys Abwesenheit zu lenken, erklärte Denning:
»Ich kann einfach nicht verstehen, dass Ormsby heute nicht hier ist. Ich dachte, er und Kirkwood seien befreundet. Und zwar eng.« Als Asher darauf nur schwieg, fuhr er fort:
»Ich hätte gedacht, er würde sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, der Tochter seines Freundes alles Gute zur Verlobung mit einem der begehrtesten Junggesellen des Landes zu wünschen.«
Asher wirkte gelangweilt.
»Wer weiß schon, was Ormsby sich denkt? Oder wen interessiert es?«
Da er erkannte, dass er aus seinem Stiefsohn nicht mehr herausholen würde, gab Denning auf. Er klopfte Asher auf die Schulter und sagte:
»Es ist ein überaus angenehmer Abend gewesen, aber ich denke, ich verabschiede mich jetzt bei meinem Gastgeber und dem Verlobungspaar und gehe heim.«
»Für eine weitere Runde Glücksspiel mit Ormsby?«, fragte Asher grimmig.
Denning lächelte und hob gespielt warnend den Zeigefinger.
»Ich bin erwachsen, Asher, und selbst wenn du für deine Geschwister gerne das Kindermädchen spielst, so lass dich vergewissern: Auf mich brauchst du nicht aufzupassen. Außerdem verstehen Ormsby und ich einander.«
Mit einem harten Blick zu seinem Stiefvater erklärte Asher:
»Ich weiß nicht, was für ein Spiel du hier spielst, aber ich möchte dich warnen, auf der Hut zu sein. Ormsby ist nicht immer ein Gentleman.«
»Du machst dir zu viele Sorgen. Ich kann auf mich selbst aufpassen.« Er zwinkerte Asher zu.
»Es könnte sogar sein, dass ich in der Lage bin, dir dabei etwas Gutes zu tun.«
Ashers Brauen zogen sich zusammen.
»Was, zum Teufel, meinst du damit?«
Denning schmunzelte.
»Nein, nein, ich will nicht zu viel verraten.« Damit ließ er einen stirnrunzelnden Asher zurück und ging davon, wobei sein hölzernes Bein auf den polierten Eichenboden klopfte.
Juliana und Asher hatten bislang pflichtschuldigst an allen Unterhaltungen anlässlich der Hausgesellschaft teilgenommen, aber da nun die Verlobung offiziell war und die Versorgung der Gäste reibungslos ablief, wollten sie sich nach dieser Nacht allmählich zurückziehen und ein paar Monate der Ruhe und Ungestörtheit genießen. Eine Ausnahme wollten sie allerdings für Marcus Sherbrook machen, wenn der kam, um seine Mutter auf der Heimreise von Burnham zu begleiten. Für alle anderen würden sie einfach eine Weile nicht zu Hause erreichbar sein.
Asher hatte das Gefühl, mehr als genug Zeit mit Thalias Angelegenheiten verbracht zu haben, und sah sich nach seiner Frau um. Er erspähte sie ins Gespräch vertieft mit seiner Großmutter und Mrs Sherbrook, die am anderen Ende des Raumes auf einem Brokatsofa saßen. Mit langen Schritten durchquerte er den Saal und ging zu ihnen.
Juliana lächelte ihn an, als er näher kam, und sie wechselten einen Blick.
»Ich glaube«, sagte sie, »dass mein Gemahl bereit ist, nach Hause zu fahren.«
Mrs Manley nickte, wissende Belustigung im Blick.
»Ja, er hat wirklich gute Miene zu dem ganzen Trara wegen Thalias Verlobung gemacht, nicht wahr?«
Asher grinste.
»Mehr, als du ahnst.« Dann nahm er Julianas Hand, legte sie sich auf den Arm, schaute seine Großmutter an und sagte:
»Ich nehme an, dass dein Kutscher euch sicher nach Hause bringen wird, oder?«
Mrs Manley
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