Der süße Hauch von Gefahr
ins Zimmer.
Ehe sie auch nur ein Wort sagen konnte, griff er in seine Rocktasche, holte einen Umschlag heraus und reichte ihn ihr.
»Alle drei Briefe, meine Dame. Ich schlage vor, dass du sie verbrennst. Thalia hat nichts besonders Schlimmes geschrieben, aber ich bezweifle, dass Ormsby noch einmal so achtlos mit ihnen umgeht, wenn er sie sich von euch zurückholt.«
Sie nahm den Umschlag entgegen, drückte ihn fest an ihre Brust.
»Sie waren dort, wo du sie vermutet hattest?«, erkundigte sie sich atemlos, wagte es kaum zu glauben, dass sie die Ursache all ihrer Probleme der letzten Zeit tatsächlich in ihren Händen hielt.
»Ganz genau dort, wo ich sie vermutet hatte.« Der befriedigte Unterton in seiner Stimme entging ihr nicht.
»Und du hattest keine Schwierigkeiten?«, wollte sie besorgt wissen.
»Niemand hat dich gesehen? Ormsby hat keinen Verdacht, wer es war?« Sie zögerte und fasste schließlich ihre größte Sorge in Worte:
»Du schwebst auch wirklich nicht in Gefahr? Sodass auf dich kein Verdacht fallen wird, wenn der Diebstahl bekannt wird?«
Asher lächelte.
»Für mich wird es keine Folgen haben.« Als sie nicht überzeugt davon schien, erklärte er:
»Niemand hat mich gesehen, Juliana. Ich bin wie ein Schatten in Ormsbys Bibliothek eingedrungen und ebenso wieder hinausgelangt; ich habe keinen noch so unbedeutenden Hinweis auf meine Anwesenheit dort hinterlassen.« Er verzog das Gesicht.
»Allerdings wird er in dem Augenblick, in dem er entdeckt, dass er Thalias Briefe nicht länger gegen sie verwenden kann, wissen, dass jemand sie aus seinem Tresor entwendet hat«, warnte er und zupfte an seinem Ohrläppchen.
»Ähm, ich habe noch mehr Briefe mitgenommen als nur Thalias, sodass er zwar vielleicht vermutet, dass deine Familie dafür verantwortlich ist, aber doch wenigstens in Betracht ziehen muss, dass eines der anderen unglücklichen Opfer seiner Erpressungen hinter dem Diebstahl steckt.«
Im dämmerig-grauen Licht wurden ihren Augen groß.
»Er hat noch andere Leute erpresst?«
»Ja. Sobald ich wieder zu Hause bin, werde ich veranlassen, dass die Briefe ihren Schreibern zurückgegeben werden, ohne dass sie erfahren, wer dafür verantwortlich ist.«
Juliana wäre beinahe in Tränen ausgebrochen, so groß war die Erleichterung, die sie erfasste. Thalia war gerettet! Asher hatte Erfolg gehabt und ihre Schwester vor einem schlimmen Schicksal bewahrt. Ihre Stimme war belegt, weil ihre Gefühle sie nahezu überwältigten, als sie sagte:
»Oh, Asher, ich kann dir gar nicht genug danken, aber du musst wissen, dass ich dir auf ewig dankbar sein werde.«
»Deine verflixte Dankbarkeit will ich nicht«, entgegnete er ungeduldig.
»Was ich will, ist, dass du mich heiratest.«
»Natürlich«, erwiderte sie, zu seiner und ihrer eigenen Überraschung. Sie war nicht bewusst zu dem Entschluss gelangt, seinen Antrag anzunehmen, aber ihr Herz floss vor Freude schier über, und weil sie ihn ja ohnehin liebte, schien es ihr schlicht unfair, ihn erneut abzuweisen, nachdem er so viel für sie getan hatte, sich als so ritterlich erwiesen hatte. Diese Nacht hätte leicht völlig anders verlaufen können; er hätte gefasst werden können, seine Zukunft wäre restlos ruiniert worden und seine Familie in Schande gestürzt. Er hatte für sie sein Leben riskiert; wie konnte sie sich da weigern, ihre Bequemlichkeit für ihn aufs Spiel zu setzen?
»Ich stehe auf immer in deiner Schuld, und angesichts all dessen, was du für mich getan hast«, erklärte sie leise, »ist es nur recht und billig, wenn ich deinen Antrag annehme.«
Asher versteifte sich.
»Du willst mich heiraten, weil du das Gefühl hast, du schuldetest es mir?«, fragte er drohend.
Verwirrt versuchte sie, in seiner Miene zu lesen, aber das war in dem Dämmerlicht schwer.
»Äh, nun … nicht genau, aber es scheint mir nur fair, nicht wahr?«
»Fair?«, stieß er hervor, als sei das Wort an sich vergiftet.
»Du willst mich heiraten, weil es fair ist?«
»Was ist denn auf einmal los mit dir?«, verlangte sie zu wissen. Sie hatte eingewilligt ihn zu heiraten. Was wollte er denn sonst noch? Ungeduldig fügte sie hinzu:
»Ich habe gesagt, dass ich dich heiraten werde, und ja, das ist fair. Du wolltest mich nicht heiraten, bis … nun, bis zu dem, was gestern Nacht geschehen ist. War es denn überhaupt fair, dass du mir einen Antrag machen musstest?«
»Das musste ich doch gar nicht«, erwiderte er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
»Niemand
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