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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Verfahrensweise, noch war sie ihrer eigenen Einschätzung gefolgt. Sie hatte vielmehr die Situation gründlich vermasselt.
    In Gedanken hörte sie schon, wie Bruce Wilcox sie dafür anschnauzte, dass sie ihn aus den Augen verloren und ihm keine Deckung gegeben hatte. Sie fluchte. Verdammter Mist! Das ist das Erste, was sie uns an der Akademie beibringen.
    Als sie auf den Parkplatz zum Motel einbog, hatte sie alles Selbstvertrauen verlassen. Hastig nahm sie ihre Sachen aus dem Auto und lief im Regen zu ihrem Zimmer, in dem die drei Männer zweifellos schon lange ungeduldig auf sie warteten.

    Cowart beschlich das Gefühl, der Tod sei hinter ihm her. Nachdem er verstört und voller Sorge fluchtartig aus Fergusons Haus gestürmt war, hatte er sich vergeblich bemüht, seine Gefühle in den Griff zu bekommen. Tanny Brown hatte ihn mit Fragen überschüttet, ihn jedoch in Ruhe gelassen, als er sah, dass der Reporter unter Schock stand und den Mund nicht aufbekam. Die Berufserfahrung sagte dem Polizisten, dass dort drinnen irgendetwas Cowart in Angst und Schrecken versetzt haben musste. Wüsste er nicht, woher dieser Zustand rührte, hätte er sich eine gewisse Schadenfreude wohl nicht verkneifen können.
    Schließlich waren sie nach New Brunswick zur Rutgers University gefahren, nur um mit eigenen Augen zu sehen, wo Ferguson studierte.
    Nachdem sie eine Weile frierend durch den Regen gelaufen waren, hatte Cowart endlich den Verlauf des Gesprächs wiedergegeben. In einer Tour de Force hatte er geschildert, wie Ferguson sämtliche Beschuldigungen abgeschmettert, wie er zu allem, was Cowart ihm zur Last legte, seine eigenen Ansichten und fadenscheinigen Erklärungen vorgebracht hatte; präzise und detailliert setzte er den Polizisten ins Bild – bis auf die Drohung des Mörders gegen ihn und seine Tochter. Die verschwieg er. Er sah den bohrenden, erwartungsvollen Blick des Detectives.
    »Und? Was noch?«
    »Nichts.«
    »Ach, Cowart, machen Sie mir doch nichts vor. Sie waren völlig verstört. Was hat er gesagt?«
    »Nichts weiter. Das Ganze hat mich verstört.«
    Jetzt bekommen Sie eine leise Ahnung davon, was es heißt, im Todestrakt zu leben …
    Tanny Brown wollte das Band hören.
    »Fehlanzeige«, erwiderte Cowart. »Hat er rausgenommen.«
    Brown wollte Cowarts Notizen sehen, doch der Reporter stellte fest, dass sich seine Notizen nach den ersten anderthalb Seiten in sinnlosen Kritzeleien verloren hatten. Beide Männer erfasste ein Gefühl der Ohnmacht, das sie aber jeweils für sich behielten.
    Die wechselseitige Verschwiegenheit kostete sie Zeit; der zähflüssige Verkehr zu Büroschluss tat ein Übriges, und so kamen sie erst am frühen Abend ins Motel. Brown ließ Cowart mit dem Versprechen, etwas Essbares zu besorgen, in seinem Zimmer zurück und zog alleine los, um Telefonate zu führen. Er wusste, dass noch etwas vorgefallen sein musste, das Cowart ihm aber verschwieg.
    Doch er konnte warten: Früher oder später würde der Reporter das, wovor er Angst hatte, nicht länger für sich behalten können. Dazu waren die wenigsten imstande. Wer einen solchen Schock erlitten hatte, musste mit jemandem darüber sprechen.
    Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was als Nächstes anstand, doch er ging davon aus, dass Ferguson irgendetwas tun würde, das sie zwang zu reagieren. Er überlegte, ob es Sinn machte, den Mann erneut wegen Mordes an Joanie Shriver festzunehmen. Juristisch wäre ein solcher Verzweiflungsakt natürlich ein Schuss in den Ofen. Immerhin brächten sie Ferguson auf diese Weise wieder nach Florida. Stattdessen konnte er aber auch einfach da weitermachen, wo er aufgehört hatte, als er mit seinem Freund in Eatonville telefoniert hatte: Sämtliche ungelösten Fälle im Bundesstaat durchforsten, bis er auf etwas stieß, womit er Ferguson erneut vor Gericht bringen konnte.
    Brown seufzte. Das würde Wochen, Monate oder länger dauern. Hast du die Geduld dazu?, fragte er sich. Für einen Moment versuchte er, sich das kleine Mädchen in Eatonville vorzustellen, das verschwunden war. Wie meine eigenen Töchter, dachte er. Wie viele noch, während du stur deine Arbeit beim Morddezernat tust?
    Aber was blieb ihm anderes übrig? Er konzentrierte sich auf die Anrufe – fragte bei den verschiedenen Polizeibehörden im Bundesstaat Florida nach, die er vor wenigen Tagen um sachdienliche Informationen gebeten hatte. Hake die Liste ab, halte dich an die bewährten Arbeitsschritte. Nimm jede Kleinstadt unter die Lupe, jedes

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