Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
einen Kaffee? Oder was Kaltes?« Sie lächelte. »Ich möchte alles hören. Wir haben so viel zu bereden.«
»Becky wird dir alles erzählen.«
»Das meine ich nicht«, sagte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Ich muss los. Bin ohnehin schon spät dran.«
»Tom kommt ungefähr in einer halben Stunde zurück. Er würde sich freuen, dich zu sehen. Deine Artikel haben ihm mächtig imponiert.«
Er schüttelte weiterhin den Kopf. »Richte ihm bitte meinen Dank aus, aber ich muss wirklich zusehen, dass ich nach Hause komme. Ich schaffe es auch so kaum vor Mitternacht bis nach Miami.«
»Ich möchte nur …«, fing sie an, überlegte es sich aber anders und sagte schließlich: »Also gut, ich melde mich bei dir.«
Er nickte. »Lass dich noch mal drücken, Schatz.« Er ging in die Hocke und schloss seine Tochter in die Arme. Für einen kurzen Augenblick durchströmte ihn ihre Energie, ihr kindlicher Überschwang. Dann trat sie zurück. »Wiedersehen, Daddy«, sagte sie, und diesmal klang es ein wenig bedrückt. Er strich ihr über die Wange und sagte: »Und verrate deiner Mom lieber nicht, was du gegessen hast …« Er senkte die Stimme zu einem Bühnenflüstern. »Und verrate ihr nichts von all den Geschenken, die du bekommen hast. Sonst wird sie noch eifersüchtig.« Becky grinste und nickte heftig mit dem Kopf.
Bevor er einstieg, drehte er sich noch einmal um und winkte ihr betont unbekümmert zu. Den geschiedenen Vater hast du schon richtig gut drauf, bescheinigte er sich. Bis in die letzten Gesten hinein.
Noch Stunden danach hätte er sich für sein Verhalten ohrfeigen können.
In der Redaktion versuchte Will Martin mit mäßigem Erfolg, ihn für eine Reihe redaktioneller Vorstöße zu begeistern. Immer wieder ertappte Cowart sich dabei, in Gedanken abzudriften und über Fergusons bevorstehenden Prozess nachzudenken, auch wenn er im Grunde nicht damit rechnete, dass es überhaupt dazu kam. Als der unbarmherzige Sommer in den Herbst überging, ohne dass die schwüle Hitze nachließ, beschloss er, noch einmal nach Pachoula zu fahren und einen Artikel darüber zu schreiben, wie die Stadt auf Fergusons Freilassung reagierte. Der erste Anruf von seinem Hotelzimmer aus galt Tanny Brown.
»Lieutenant? Matthew Cowart. Ich wollte Ihnen nur die Mühe ersparen, auf Ihre Spione und Gewährsleute zurückzugreifen. Ich bin für ein paar Tage in der Stadt.«
»Darf man fragen, wozu?«
»Nur für einen kleinen Nachtrag zum Fall Ferguson. Planen Sie immer noch, Anklage zu erheben?«
Der Detective lachte. »Das entscheidet der Staatsanwalt, ich habe damit nichts zu tun.«
»Sicher, aber seine Entscheidung richtet sich nach den Informationen, die er von Ihnen bekommt. Gibt es irgendwas Neues?«
»Und wenn dem so wäre, erwarten Sie, dass ich es Ihnen sage?«
»Fragen kostet zumindest nichts.«
»Na ja, da Sie es ohnehin von Black erfahren würden – nein, nichts Neues.«
»Und was macht Ferguson?«
»Wieso fragen Sie ihn nicht selbst?«
»Mach ich noch.«
»Ich schlage vor, Sie fahren erst zu seiner Großmutter raus und rufen dann noch mal bei mir an.«
Als Cowart auflegte, beschlich ihn das vage Gefühl, dass der Detective sich über ihn lustig machte. Er holperte den schattigen Feldweg zwischen den Kiefern zur Hütte von Fergusons Großmutter entlang und stoppte den Wagen schließlich inmitten von ein paar Hühnern. Für einen Moment blieb er auf der steinharten Erde stehen. Da er draußen niemanden sehen konnte, ging er die Eingangsstufen hoch und klopfte fest an den Holzrahmen der Tür. Wenig später hörte er schlurfende Schritte, dann öffnete sich die Tür einen Spalt.
»Mrs. Ferguson? Ich bin’s, Matthew Cowart, vom Journal. «
Der Spalt wurde breiter.
»Was wollen Sie denn jetzt schon wieder?«
»Wo steckt Bobby Earl? Ich würde gerne mit ihm reden.«
»In den Norden zurück.«
»Was?«
»Er ist wieder an dieses College in New Jersey zurück.«
»Wann ist er abgereist?«
»Letzte Woche. Hier hielt ihn nichts. Das wissen Sie doch so gut wie ich.«
»Und was ist mit seinem Prozess?«
»Der schien ihm keine allzu großen Sorgen zu machen.«
»Wie kann ich ihn erreichen?«
»Er hat gesagt, er schreibt mir, sobald er eine Bleibe gefunden hat. Bisher hab ich noch nichts von ihm gehört.«
»Ist hier in Pachoula etwas passiert? Bevor er weggegangen ist?«
»Hat er zumindest nicht gesagt. Haben Sie noch mehr Fragen, Mr. Reporter?«
»Nein.«
Cowart ging die Stufen hinunter und blickte sich noch
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