Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)
Fall könne so wichtig sein wie die Rechtsnormen, die bei jeder Entscheidung anzuwenden seien.
Tanny Brown und Bruce Wilcox glänzten bei der Anhörung durch Abwesenheit.
»Mir steht im Moment wirklich nicht der Sinn danach, über den Fall zu reden«, sagte Brown, als Cowart ihn in seinem Büro aufsuchte, und Wilcox fügte hinzu: »Gütiger Gott, ich hab ihn ja kaum angefasst. Glauben Sie, er hätte keine Spuren davongetragen, wenn ich wirklich zugeschlagen hätte? Meinen Sie, der könnte noch gerade stehen? Gott, ich hätte dem Kerl den Kopf abgerissen.«
In der stickig schwülen Abendluft fuhr Cowart an der Schule und der Weide vorbei, an der Joanie Shriver ihr Leben gelassen hatte. Vor der Straßengabelung blieb er stehen und starrte einen Moment den Weg entlang, auf den der Mörder abgebogen war.
Als sich Cowart zum Haus der Shrivers umdrehte, entdeckte er George Shriver im Garten, wo er mit einer Motorsäge die Hecke schnitt. Der füllige Mann war schweißgebadet, als Cowart heranfuhr. Er hielt mit seiner Arbeit inne, schaltete den Motor ab und japste nach Luft, während der Reporter sich zu ihm gesellte und sein Notizbuch bereithielt.
»Wir haben es gehört«, sagte er leise. »Tanny Brown hat uns angerufen. Sagt, es wäre jetzt amtlich. Natürlich kam es nicht wirklich überraschend. Wir wussten längst, dass es darauf hinauslief. Tanny Brown hat uns mal erzählt, dass die Anklage auf ziemlich tönernen Füßen steht. Hat wohl nicht standgehalten, jedenfalls, nachdem Sie den Fall unter die Lupe genommen haben.«
Cowart hatte gegenüber dem Mann mit dem roten Gesicht ein unbehagliches Gefühl. »Glauben Sie nach wie vor, dass Ferguson Ihre Tochter getötet hat? Was ist mit Sullivan? Diesem Brief, den er geschrieben hat?«
»Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich von alldem halten soll. Schätze, für meine Frau und mich ist es genauso verwirrend wie für jeden anderen auch. Aber, wenn ich in mich hineinhorche, wissen Sie, dann glaube ich immer noch, dass er es gewesen ist. Seinen Gesichtsausdruck beim Prozess, den werde ich nie vergessen. Niemals.«
Mrs. Shriver brachte ihrem Mann ein Glas eisgekühltes Wasser, und als sie Cowart entdeckte, schwang in ihrem erstaunten Blick Ärger mit.
»Ich begreife einfach nicht«, sagte sie, »wieso wir das alles zum zweiten Mal durchmachen mussten. Zuerst Sie, dann der ganze Presserummel. Als ob sie noch einmal ermordet worden wäre. Das wurde so schlimm, dass ich nicht mehr gewagt habe, den Fernseher anzumachen, aus Angst, sie würden ständig wieder ein Foto bringen. Nicht, weil wir es auf die Weise nie vergessen können, wir wollen nicht vergessen. Aber auf einmal ging es um was ganz anderes, um das, was dieser Ferguson gesagt hatte oder was dieser Sullivan gesagt hatte. Es ging darum, was diese beiden Kerle getan hatten. Dass mir mein kleines Mädchen genommen worden war, das war nicht mehr wichtig. Und das hat weh getan, Mr. Cowart, verstehen Sie das? Das tut immer noch weh.«
Die Frau weinte, während sie sprach, doch ihre Stimme wankte nicht.
George Shriver holte tief Luft und nahm einen großen Schluck von seinem Wasser. »Natürlich geben wir nicht Ihnen die Schuld, Mr. Cowart.« Er schwieg. »Na ja, vielleicht schon ein bisschen. Wir werden einfach das Gefühl nicht los, dass irgendwo etwas schiefgegangen ist. Natürlich können Sie nichts dafür. Ganz und gar nicht. Wie gesagt, auf tönernen Füßen. Hat nicht standgehalten.«
Der Bär von einem Mann nahm seine Frau bei der Hand, und Matthew Cowart blieb zusammen mit der Heckenschere im Vorgarten zurück, während die beiden im Dunkel ihres Hauses Zuflucht suchten.
Als er Ferguson anrief, schlug Cowart ein so intensives Hochgefühl entgegen, dass es ihm vorkam, als stünde er dem Mann direkt gegenüber, statt ein Ferngespräch mit ihm zu führen.
»Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen danken soll, Mr. Cowart. Ohne Ihre Hilfe wäre es nie dazu gekommen.«
»Doch, früher oder später schon.«
»Oh nein, Sie waren derjenige, der die Sache ins Rollen gebracht hat. Ohne Sie säße ich jetzt immer noch im Todestrakt.«
»Was haben Sie nun vor?«
»Ich habe Pläne, Mr. Cowart. Ich will etwas aus meinem Leben machen. Meinen Studienabschluss. Karriere. Ich kann jetzt tun, was ich will.«
Irgendwie kam Cowart der Satz bekannt vor, doch er konnte nicht sagen, woher. Stattdessen fragte er: »Wie läuft’s denn am College?«
»Ich hab eine Menge gelernt«, sagte Ferguson und lachte. »Ich glaube,
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