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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Namen herausgerattert hatte. Das alles war der Computerübertragung in Echtzeit gewichen, und die Namen erschienen im selben Moment auf sämtlichen Monitoren, wie sie jede moderne Nachrichtenagentur beherrschten. An den Jubelrufen und den Seufzern hatte sich allerdings nichts geändert.
    An dem betreffenden Nachmittag war Cowart auf einer Konferenz zum Thema Wasserwirtschaft gewesen. Als er danach das Großraumbüro betrat, erhoben sich sämtliche Mitarbeiter und applaudierten.
    Jemand reichte ihm ein Glas Champagner und schob ihn vor einen Bildschirm, damit er die Neuigkeit selbst lesen konnte. Jemand hielt den denkwürdigen Moment auf Fotos fest. Der Redaktionsleiter und der Lokalredakteur drückten ihm die Hand, und Will Martin sagte: »Ich hab’s gewusst.«
    Die Gratulationsanrufe nahmen kein Ende. Black meldete sich ebenso wie Robert Earl Ferguson, der nur ein paar Worte mit ihm wechselte. Tanny Brown beschränkte sich auf die kryptische Bemerkung: »Freut mich, dass wenigstens einer was von der Sache hat.«
    Seine Ex-Frau war am Telefon zu Tränen gerührt. »Ich wusste, dass du das Zeug dazu hast«, beteuerte sie. Im Hintergrund hörte er ein Baby krähen. Als sie seine Tochter an den Apparat holte, stieß diese einen Freudenschrei aus, auch wenn sie nicht ganz verstand, worum es ging. Er wurde von drei Lokalsendern interviewt und bekam einen Anruf von einem Literaturagenten, der wissen wollte, ob er vielleicht ein Buch schreiben wolle. Der Produzent, der die Rechte an Robert Earls Biographie erworben hatte, schlug Cowart vor, ebenfalls einen Deal mit ihm einzugehen. Der Mann war nur schwer abzuschütteln und hatte es schließlich geschafft, über die Telefonrezeptionistin, die darüber entschied, welche Anrufe sie weiterleitete, Matthew Cowart an die Strippe zu bekommen.
    »Mr. Cowart? Jeffrey Maynard am Apparat. Ich rufe im Auftrag der Produktionsfirma Instacom an. Wir wären sehr daran interessiert, einen Film über Ihre Arbeit zu drehen.«
    Der Produzent wirkte atemlos, gehetzt, als sei jede ergebnislose Minute vertane Zeit und hinausgeworfenes Geld.
    Cowart antwortete betont langsam: »Tut mir leid, Mr. Maynard, aber …«
    »Bitte geben Sie mir keinen Korb, Mr. Cowart. Was halten Sie davon, wenn ich zu Ihnen nach Miami runterfliege und wir uns persönlich unterhalten? Oder noch besser: Sie kommen zu uns, natürlich auf Kosten des Hauses.«
    »Ich glaube nicht …«
    »Nur so viel, Mr. Cowart: Wir haben mit fast allen Leuten, die das Sagen haben, darüber gesprochen, und bemühen uns um die entsprechenden Investitionen. Es geht hier um nicht unerhebliche Summen, Sie könnten die Arbeit bei der Zeitung an den Nagel hängen.«
    »Ich habe keineswegs vor, meine Arbeit bei der Zeitung an den Nagel zu hängen.«
    »Ich dachte, alle Reporter wollen etwas anderes machen.«
    »Da irren Sie.«
    »Trotzdem würde ich mich gerne persönlich mit Ihnen treffen. Mit den anderen haben wir bereits geredet und viele Kooperationszusagen erhalten …«
    »Ich denk drüber nach, Mr. Maynard.«
    »Hör ich wieder von Ihnen?«
    »Sicher.«
    Ohne die geringste Absicht, sein Versprechen zu halten, legte Cowart auf. Er kehrte zu der aufgeregten Meute in der Redaktion zurück, trank Champagner aus einem Plastikbecher, sonnte sich in der Aufmerksamkeit, die ihm von allen Seiten entgegenschlug, und vergaß unter all dem Schulterklopfen und den Gratulationen die unterschwelligen Fragen und Zweifel.
    Doch als er an diesem Abend heimging, war er nach wie vor allein.
    Beim Betreten seiner leeren Wohnung musste er an Vernon Hawkins denken, wie dieser sich in seinen letzten, einsamen Tagen langsam die Seele aus dem Leib gehustet hatte. Der tote Detective schien in Cowarts Erinnerung allgegenwärtig zu sein. Er versuchte, das Bild von seinem Freund im Kopf in die Gratulanten einzureihen und sich vorzustellen, Hawkins wäre der Erste gewesen, der ihn angerufen und zur Feier des Tages mit ihm eine teure Flasche Champagner geköpft hätte. Doch das Bild verflüchtigte sich, und stattdessen sah er den alten Polizisten nur in seinem Krankenhausbett liegen und hörte, wie er mit schwacher Stimme durch den Nebel der Medikamente und unter der Sauerstoffmaske murmelte: »Wie lautet das zehnte Gebot der Straße, Matty?«
    Und seine Antwort: »Was weiß ich, Vernon, keine Ahnung. Ruh dich aus.«
    »Das zehnte Gebot lautet: Es ist immer anders, als es scheint.«
    »Vernon, was zum Teufel soll das nun wieder heißen?«
    »Das heißt, ich dreh gleich

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