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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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demselben Prinzip folgt, wie es im zweiten Buch Moses einundzwanzig, Vers zwölf verankert ist. Kennen Sie dieses Prinzip, Espy?«
    »Nein, Sir.«
    »Schlagen Sie’s nach.« Lasser stand auf und deutete auf die Tür. »Der erste richtige Fall, wie?«
    »Na ja, ich habe die Staatsanwaltschaft im Fall Williams vertreten, Sir, der Hausfriedensbruch. Das stand in der Presse …«
    »Ich weiß. Deshalb sind Sie in meine Abteilung gekommen.« Lasser erhob sich von seinem Schreibtisch und trat an die Wand mit den Fotos der sieben Gefängnisinsassen. »Sie haben sich die hier angeschaut. Wissen Sie, was das für Kerle sind?«
    »Nein, Sir.«
    »Das sind die sieben Männer, die ich persönlich in die Todeszelle befördert habe. Den hier sollte ich jetzt runternehmen, der wurde nämlich letztes Jahr hingerichtet. Ein Gentleman namens Blair Sullivan, der so viele Leute ermordet hat, dass ich irgendwann den Überblick verloren habe. Zweiundzwanzigtausend Volt mit den besten Grüßen vom Bundesstaat Florida und meiner Wenigkeit. Ist fluchend vor seinen Schöpfer getreten, unflätig und ohne Reue – keine Einstellung, die ich empfehlen würde. Jedenfalls lasse ich ihn zusammen mit seinen Artgenossen da oben an der Wand hängen – aus sentimentalen Gründen.«
    Espy Martinez sah sich außerstande, seine Motive zu begreifen. Nur eines schien sicher: Mit Anhänglichkeit hatten sie nichts zu tun.
    »Finden Sie Sophie Millsteins Mörder, damit Sie sich in Ihrem Büro so ein Verbrecherfoto aufhängen können. Ich rufe meinen Rabbi an, und alle sind zufrieden. Außer dem Mörder natürlich. Und Sophie Millstein.«
    Er sah Espy Martinez an.
    »Zweites Buch Moses einundzwanzig, Vers zwölf. Ich erwarte den nächsten Bericht bis Ende der Woche. Und sorgen Sie dafür, dass es Fortschritte gibt, klar? Rücken Sie Walter Robinson auf die Pelle, gleich heute. Und hören Sie um Gottes willen nicht darauf, wenn er sich über all die anderen scheiß Fälle beklagt, die er am Hals hat. Sagen Sie ihm, er hat nur einen Fall. Den von meinem Rabbi.«
    An dieser Stelle schnitt der stellvertretende Oberstaatsanwalt mit der flachen Hand durch die Luft und gab ihr zu verstehen, dass das Gespräch hiermit beendet sei. Er senkte den Kopf und wandte sich wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch zu.
    Espy Martinez verließ augenblicklich das Büro, blieb jedoch, nachdem sie die Tür zugezogen hatte, bei Abe Lassers Sekretärin stehen.
    »Haben Sie zufällig eine Bibel zur Hand?«, fragte sie.
    Die Frau nickte, griff in eine Schublade und zog eine in Leder gebundene Ausgabe hervor, die sie Espy Martinez reichte.
    »Seite siebzehn«, sagte die Sekretärin und widmete sich wieder ihrer Arbeit.
    Espy Martinez blätterte die dünnen, knitternden Seiten rasch durch. Es war nicht schwer, die Passage zu finden. Sie war bereits mit gelbem Marker angestrichen:
    »Wer einen Menschen schlägt, dass er stirbt, der soll des Todes sterben.«
     
    Walter Robinson ignorierte die drückende Luftfeuchtigkeit der Abendstunden, als er hinter dem Sunshine Arms auf der an die Gärten grenzenden Gasse stand, wo die Kollegen in einem der Müllcontainer Sophie Millsteins Schmuckkästchen gefunden hatten.
    Er führte Selbstgespräche: Leise, doch zügig sezierte er das Verbrechen. Ab und zu legte er eine Pause ein, um sich auf einem Block etwas zu notieren. Dann ging er zu der Stelle zurück, von der aus Kadosh, der Nachbar, den Täter gesehen hatte. Dieser Kadosh, dachte er, muss ihn in dem Moment beobachtet haben, als er sich umdrehte und das Kästchen entsorgte. Für eine kurze Sekunde hatten sich ihre Blicke gekreuzt. Das Gesicht muss im Licht der Straßenlaterne dort drüben deutlich zu erkennen gewesen sein. Dann ist er weggelaufen. Wusste er, dass ihn jemand gesehen hatte? Ja. Folglich: in Panik. Nur noch ein Gedanke: nichts wie weg.
    Walter Robinson bog vom Ende der Gasse in eine Nebenstraße ein.
    Also, Mann, du hattest einen Blutdruck zum Platzen, das Adrenalin hat dir in den Ohren gepocht. Vor Freude über die Beute und vor Angst, erwischt zu werden, hast du nach Luft geschnappt und konntest nicht einmal einen Gedanken an das Tütchen Crack verschwenden, das du dir kaufen wolltest. Du wolltest nur noch verschwinden, stimmt’s? Du warst in Panik und hast einzig und allein das Weite gesucht.
    Was also hast du gemacht?
    Er blickte den Häuserblock entlang bis hinunter zur Jefferson Avenue.
    Hattest du einen Wagen? Schon möglich. Etwas Altes, Unauffälliges.

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