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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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aufzuräumen.
    Diese Leute werden erkennen, dass ich Miguel 5465 gefolgt bin, um seinen Selbstmord vorzutäuschen, und dass der Friedhofswärter mich dabei gestört hat.
    Nun erwacht auf einmal das Walkie-Talkie zum Leben. Jemand fragt nach Stony. Die Stimme klingt nicht beunruhigt; es geht um eine simple Erkundigung. Aber wenn niemand antwortet, wird man bald nach ihm suchen.
    Ich drehe mich um und verschwinde eilig, als sei ich ein Leidtragender, den der Kummer übermannt hat und der sich bestürzt fragt, was die Zukunft wohl bringen mag.
    Andererseits trifft diese Beschreibung wirklich auf mich zu.
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    . Dreißig
    Ein weiterer Mord.
    Und es bestand kein Zweifel, dass 522 ihn begangen hatte.
    Rhyme und Sellitto hatten veranlasst, dass man sie automatisch über jeden Mord im New Yorker Stadtgebiet in Kenntnis setzen würde. Als das Detective Bureau sie anrief, war schon nach wenigen Fragen klar, dass das Opfer, ein Friedhofswärter, neben dem Grab von Frau und Kind eines SSD-Mitarbeiters lag. Der Täter war dem Mann vermutlich dorthin gefolgt.
    Das konnte selbstverständlich kein Zufall sein.
    Der Angestellte, ein Hausmeister, wurde nicht verdächtigt. Er hatte unmittelbar außerhalb des Friedhofs mit einem anderen Besucher gesprochen, als sie die Schreie des Wärters hörten.
    »Gut.« Rhyme nickte. »Okay. Pulaski?«
    »Ja, Sir.«
    »Rufen Sie bei SSD an. Finden Sie möglichst heraus, wo die Leute auf unserer Verdächtigenliste während der letzten beiden Stunden gewesen sind.«
    »Mach ich.« Wieder so ein stoisches Lächeln. Er mochte den Laden ganz und gar nicht.
    »Und Sachs. .«
    »Ich untersuche den Tatort auf dem Friedhof.« Sie steuerte bereits die Tür an.
    Nachdem Sachs und Pulaski gegangen waren, rief Rhyme bei Rodney Szarnek in der Abteilung für Computerkriminalität an und berichtete ihm von dem jüngsten Mordfall. »Ich schätze, er will unbedingt wissen, was wir in Erfahrung gebracht haben.
    Gab es irgendwelche Zugriffe auf unsere präparierten Daten?«
    »Keine von außerhalb des Departments. Nur eine Suchanfrage. Jemand aus dem Büro eines gewissen Captain Malloy im Big Building. Er hat zwanzig Minuten in den Unterlagen gelesen und sich dann wieder ausgeloggt.«
    Malloy? Rhyme lachte innerlich auf. Obwohl Sellitto den Cap
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    tain weisungsgemäß auf dem Laufenden gehalten hatte, konnte der offenbar nicht aus seiner Haut als Ermittler und sammelte selbst so viele Informationen wie möglich -
    vielleicht weil er ihnen Vorschläge machen wollte. Rhyme würde ihn anrufen und über die Falle aufklären müssen. Die Köderdateien enthielten nichts Hilfreiches.
    »Ich fand diesen Zugriff nicht ungewöhnlich und habe Sie daher nicht verständigt«, sagte Szarnek.
    »Kein Problem.« Rhyme unterbrach die Verbindung. Dann musterte er lange die Wandtafeln. »Lon, ich habe eine Idee.«
    »Und die wäre?«, fragte Sellitto.
    »Unser Freund ist uns immer einen Schritt voraus. Wir haben uns bislang so verhalten, als sei er wie jeder andere Täter. Aber das ist er nicht.«
    Der Mann, der al es weiß..
    »Ich möchte mal etwas anderes ausprobieren. Dazu brauche ich Hilfe.« »Von wem?«
    »Jemandem in Downtown.«
    »Downtown ist groß. Wen meinst du genau?«
    »Malloy. Und jemanden im Rathaus.«
    »Im Rathaus? Scheiße, wozu das denn? Wie kommst du auf die Idee, die würden auch nur deinen Anruf annehmen?« »Weil sie müssen.« »Ist das etwa ein Grund?«
    »Du musst sie überzeugen, Lon. Wir brauchen einen Vorteil gegenüber Fünf Zweiundzwanzig. Aber du schaffst das schon.« »Was denn eigentlich?« »Ich glaube, wir benötigen einen Experten.« »Welcher Art?« »Einen Computerexperten.« »Wir haben doch Rodney.« »Mir schwebt da etwas anderes vor.«
    Der Mann war mit einem Messer getötet worden.
    Effizient, ja, aber auch überzogen: erst Stiche in die Brust, dann brutale Schnitte - vor lauter Wut, schätzte Sachs. Das war eine
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    neue Seite an 522. Amelia kannte derartige Verletzungen von anderen Tatorten; die heftigen und schlecht gezielten Schnitte ließen vermuten, dass der Killer die Beherrschung verlor.
    Für die Ermittler war das gut; gefühlsbetonte Kriminelle sind auch nachlässige Kriminelle. Sie gehen weniger verstohlen vor und hinterlassen mehr Spuren als Täter, die sich im Griff haben. Doch bei ihrer Arbeit als Streifenpolizistin hatte Amelia Sachs gelernt, dass es auch einen Nachteil gab: Solche Täter sind weitaus gefährlicher. Wer so verrückt und gewaltbereit wie 522 war, machte

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