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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Friedhofswärter ermordet wurde.
    »Ich habe uns Kaffee geholt.«
    Pulaski sah, dass auf dem Schreibtisch ein silbernes Tablett mit zwei Porzellantassen stand. »Der schien Ihnen heute Nachmittag geschmeckt zu haben.« »Danke.«
    Der schlanke Mann schenkte ihnen ein.
    Pulaski trank einen Schluck. Der Kaffee war gut. Der Beamte freute sich schon auf den Tag, an dem er finanziell besser dastehen und sich eine Espressomaschine leisten können würde. Er mochte Kaffee sehr. »Arbeiten Sie jeden Tag so lange?«
    »Ziemlich oft. Für die Wirtschaft gelten überall strenge Vorschriften, aber in der Informationsbranche kommt hinzu, dass niemand so richtig weiß, was er eigentlich will. Zum Beispiel können die einzelnen Bundesstaaten viel Geld damit verdienen, dass sie die Daten ihrer Führerscheinstellen verkaufen. Hier und da gehen die Bürger dagegen auf die Barrikaden, und der Verkauf wird verboten. In anderen Staaten ist es völlig in Ordnung.
    Falls jemand in die Computer einer Firma eindringt, müssen an manchen Orten die Kunden über den Datendiebstahl informiert werden, ganz gleich, worum es sich handeln mag. In anderen Staaten gilt diese Bestimmung nur bei Finanzinformationen.
    Und vereinzelt besteht überhaupt keine Meldepflicht. Es ist das reinste Chaos. Aber wir müssen alles im Griff haben.«
    Pulaski dachte schuldbewusst an seinen eigenen Datendiebstahl bei SSD. Whitcomb war kurz zuvor bei ihm gewesen. Würde der junge Mann in Schwierigkeiten stecken, falls Sterling Wind von der Sache bekam?
    »So, da wären wir.« Whitcomb reichte ihm die ungefähr zwanzig Seiten der Arbeitszeiterfassung jenes Tages.

    Pulaski blätterte die Unterlagen durch und achtete besonders auf die Namen von der Verdächtigenliste. Zuerst sah er nach, wann Miguel Abrera gegangen war - um kurz nach siebzehn Uhr. Dann
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    fiel sein Blick zufällig auf den Namen Sterling, und sein Herzschlag beschleunigte sich.
    Der Mann war nur Sekunden nach Miguel aufgebrochen, als würde er dem Hausmeister folgen.. Doch dann erkannte Pulaski, dass ihm ein Fehler unterlaufen war. Andy Sterling, der Sohn, hatte zur fraglichen Zeit das Haus verlassen. Sein Vater war bereits gegen sechzehn Uhr gegangen und erst vor etwa einer halben Stunde zurückgekehrt, wahrscheinlich nach einem Geschäftstermin mit Drinks und Abendessen.
    Und schon wieder war Pulaski sauer auf sich selbst. Er hatte die Daten nicht sorgfältig genug gelesen und hätte beinahe Lincoln Rhyme angerufen, als ihm die beiden fast identischen Zeiten aufgefallen waren. Na, das wäre aber peinlich geworden. Streng dich mehr an, schalt er sich erneut.
    Was die anderen Verdächtigen anging, hatte Faruk Mameda -der Cheftechniker der Nachtschicht - sich zur Tatzeit im Gebäude befunden. Die Einträge des technischen Leiters Wayne Gillespie ergaben, dass er eine halbe Stunde vor Abrera gegangen, aber um achtzehn Uhr wieder zurückgekommen und mehrere Stunden geblieben war.
    Pulaski war ein wenig enttäuscht, dass dieser Kerl somit als Verdächtiger auszuscheiden schien. Alle anderen waren rechtzeitig gegangen und hätten Miguel zu dem Friedhof folgen oder sich dort vorab auf die Lauer legen können. Derzeit hielt sich kaum einer der Angestellten noch in der Firma auf. Sean Cassel, sah er, war den Großteil des Nachmittags unterwegs gewesen, aber vor einer halben Stunde wieder hier eingetroffen.
    »Hilft Ihnen das weiter?«, fragte Whitcomb.
    »Ein wenig. Darf ich die Liste behalten?«
    »Ja, sicher.«
    »Danke.« Pulaski faltete die Blätter zusammen und steckte sie ein.
    »Übrigens, ich habe mit meinem Bruder gesprochen. Er kommt nächsten Monat her.
    Ich weiß nicht, ob Sie Interesse haben, aber ich dachte mir, Sie würden ihn vielleicht gern mal kennenlernen. Womöglich Sie und Ihr Bruder. Sie könnten Cop-Geschichten austauschen.« Dann lächelte Whitcomb verlegen, als sei dies das Letzte, was Polizisten tun wollten. Ganz im Gegenteil, hätte Pulaski versichern können; Cops liebten Cop-Geschichten.
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    »Sofern der Fall, Sie wissen schon, bis dahin gelöst ist. Oder wie nennen Sie das?«
    »Abgeschlossen.«
    »Klar, wie im Fernsehen bei The Closer.. Die sagen auch immer >abgeschlossen<. Ich schätze, Sie dürfen mit einem Verdächtigen kein Bier trinken.«
    »Sie zählen nicht zu unseren Verdächtigen, Mark«, sagte Pulaski und lachte ebenfalls.
    »Aber Sie haben Recht, wir sollten lieber damit warten. Und ich frage meinen Bruder, ob er auch Zeit hat.«

    »Mark«, meldete sich eine leise

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