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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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euch. Sie ist schon eine Weile da drinnen. Wir klingeln, und sobald er zur Tür kommt, schlagen wir zu.« »Roger. Kommen.«
    »Team C. Wir werden in drei oder vier Minuten auf dem Dach sein.«
    »Macht schnell!«, knurrte Haumann. »Jawohl, Sir.«
    Haumann arbeitete schon seit Jahren mit Amelia Sachs zusammen. Sie hatte mehr Mumm als die meisten Männer unter seinem Kommando. Er war sich nicht sicher, ob er Sachs mochte - sie war stur und schroff und mogelte sich oft an die Spitze eines Zugriffteams, obwohl sie im Hintergrund bleiben sollte -, aber er hatte gewaltigen Respekt vor ihr.
    Und er würde sie ganz gewiss nicht einem Vergewaltiger wie diesem 522 überlassen.
    Er nickte einem ESU-Detective zu und schickte ihn auf die vordere Veranda - der Mann trug Anzug und Krawatte, damit der Killer nicht gewarnt war, wenn er nach dem Klingeln durch das Guckloch schaute. Sobald der Täter die Tür öffnete, würden die Beamten, die geduckt an der Hauswand warteten, aufspringen und ihn überwältigen. Der Kollege in Zivil knöpfte sein Jackett zu und nickte.
    »Verflucht noch mal«, funkte Haumann ungeduldig das Team auf der Rückseite an.
    »Seid ihr in Position oder immer noch nicht?«
    315
    . Siebenundvierzig
    Die Tür ging auf, und sie hörte, wie der Killer den stinkenden, klaustrophobisch engen Raum betrat.
    Amelia Sachs kauerte mit höllisch schmerzenden Knien am Boden und bemühte sich verzweifelt, an den Handschellenschlüssel in ihrer Hosentasche zu gelangen. Doch hier inmitten der turmhohen Zeitungsstapel war es ihr bisher nicht geglückt, sich weit genug zu drehen, um in die Tasche greifen zu können. Sie hatte den Schlüssel durch den Stoff berührt und seine Form ertastet, was nur umso quälender war, aber sie schaffte es einfach nicht, die Finger in die enge Tasche zu schieben.
    Sie war völlig entnervt.
    Wieder Schritte.
    Wo, wo?
    Ein weiteres Recken nach dem Schlüssel. . Fast, aber nicht ganz.
    Dann kamen seine Schritte näher. Sie gab auf.
    Okay, es war Zeit zu kämpfen. In Ordnung. Sie hatte seine Blicke gesehen, die Lust, den Hunger. Sie wusste, er würde jeden Moment auf sie losgehen. Sie wusste noch nicht, wie sie ihm wehtun konnte - mit auf den Rücken gefesselten Händen und den furchtbaren Schmerzen in Schulter und Gesicht, die ihr der Aufprall auf die Hauswand eingebracht hatte. Aber der Scheißkerl würde für jede Berührung teuer bezahlen.
    Nur - wo steckte er?
    Die Schritte hatten aufgehört.
    Wo? Sachs konnte nicht den ganzen Raum überblicken. Der Korridor, durch den 522
    kommen musste, um sie zu erreichen, war ein sechzig Zentimeter breiter Pfad zwischen den Türmen aus muffigen Zeitungen. Sie konnte seinen Schreibtisch sehen, die Trödelhaufen, die Zeitschriftenstapel.
    Komm schon, komm doch her.
    Ich bin bereit. Ich werde verängstigt tun und zurückschrecken.
    316
    Vergewaltigern geht es immer um Kontrolle. Er wird sich mächtig fühlen - und nachlässig werden wenn er sieht, wie ich mich ducke. Sobald er sich dann zu mir herunterbeugt, gehe ich ihm mit den Zähnen an die Kehle. Dort beiße ich mich fest und lasse nicht mehr los, was auch immer geschieht. Ich..
    In dem Moment explodierte eine Bombe, und das Haus stürzte ein.
    Etwas Schweres krachte über ihr zusammen, riss sie zu Boden und klemmte sie fest.
    Sie ächzte vor Schmerz.
    Erst nach einer Weile begriff Sachs, was er getan hatte - viel eicht weil er vorausgeahnt hatte, dass sie sich wehren würde. Er hatte einfach einige Zeitungstürme umgestoßen.
    Sie konnte Arme und Beine nicht mehr bewegen, gefangen unter Dutzenden Kilo stinkenden Papiers. Brust, Schultern und Kopf lagen frei.
    Die Klaustrophobie packte sie mit eisernem Griff und ließ unbeschreibliche Panik in ihr aufsteigen. Sie atmete abgehackt, schrie sogar auf. Und bemühte sich mit aller Macht, ihre Angst in den Griff zu bekommen.
    Am Ende des Tunnels tauchte Peter Gordon auf. In einer seiner Hände sah Sachs die stählerne Klinge eines Rasiermessers, in der anderen ein Diktiergerät. Er musterte sie durchdringend.
    »Bitte«, wimmerte sie. Das Entsetzen war nur zum Teil gespielt.
    »Sie sind sehr hübsch«, flüsterte er.
    Er wollte noch etwas sagen, aber die Worte wurden von einer Türglocke übertönt, die sowohl hier drinnen als auch im vorderen Teil des Hauses klingelte.
    Gordon hielt inne.
    Dann klingelte es erneut.
    Er ging zum Schreibtisch, tippte etwas ein und sah auf den Monitor - auf dem vermutlich eine Überwachungskamera das Bild des Besuchers zeigte.

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