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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hier ein. Kennen Sie eine gewisse Myra Weinburg?«
    »Nein. Sollte ich?«
    »Sie wurde ermordet.«
    »Oh.« Die glatte Fassade bekam für einen Moment Risse, und er wirkte zerknirscht.
    »Ich habe etwas von einer Straftat gehört, aber ich wusste nicht, dass es um Mord geht.
    Das tut mir leid. Hat die Frau bei uns gearbeitet?«
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    »Nein. Aber der Täter ist vielleicht an Informationen aus Ihren Firmencomputern gelangt. Ich weiß, dass Sie in vollem Umfang auf innerCircle zugreifen können. Besteht irgendeine Möglichkeit, dass einer Ihrer Mitarbeiter ein Dossier über eine bestimmte Person zusammenstellen könnte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, um in mein Refugium zu gelangen, sind drei Passwörter erforderlich. Oder ein biometrischer Scan plus ein Passwort.«
    »Refugium?«

    Er zögerte. »Ach, so nennen wir die individuell gesicherten Bereiche unserer Computer. Wir benutzen hier im Haus jede Menge eigener Begriffe.«
    Das ist mir auch schon aufgefallen, dachte sie.
    »Aber mein Passwort kennt sonst niemand. Jeder hier achtet sorgfältig darauf, derartige Angaben geheim zu halten. Auf strikte Anweisung von Andrew.« Cassel nahm die Brille ab und putzte sie mit einem schwarzen Tuch, das wie durch Zauberei in seiner Hand aufgetaucht war. »Er hat bereits Mitarbeiter entlassen, nachdem sie die Passwörter von anderen benutzt hatten, sogar mit deren Erlaubnis. Hat sie fristlos entlassen.« Er konzentrierte sich auf die Reinigung seiner Bril engläser. Dann hob er den Kopf. »Aber seien Sie ehrlich. Wonach Sie hier wirklich fragen, sind nicht Passwörter, sondern Alibis. Habe ich Recht?«
    »Auch das würde uns interessieren. Wo waren Sie gestern zwischen zwölf und sechzehn Uhr?«
    »Beim Laufen. Ich trainiere für einen Mini-Triathlon.. Sie sehen aus, als würden Sie auch laufen. Ziemlich athletisch.«
    Falls athletisch bedeutet, auf einer Stelle zu stehen und Löcher in siebeneinhalb und fünfzehn Meter entfernte Zielscheiben zu ballern, dann ja, dachte sie. »Könnte das jemand bestätigen?«
    »Dass Sie athletisch sind? Ich halte das für recht offensichtlich.«
    Lächle. Manchmal war es am besten, einfach mitzuspielen. Pulaski rührte sich - was Cassel belustigt registrierte -, aber Sachs sagte nichts. Sie brauchte niemanden, der ihre Ehre verteidigte.
    Mit einem Seitenblick auf den uniformierten Beamten fuhr Cassel fort. »Nein, wohl nicht. Über Nacht war eine Freundin bei mir
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    zu Besuch. Aber sie ist gegen halb zehn gegangen. Bin ich etwa ein Verdächtiger?«
    »Zurzeit sammeln wir lediglich Informationen«, sagte Pulaski.
    »Ach ja?« Er klang herablassend, als würde er mit einem Kind reden. »Nur die Fakten, Ma'am. Nur die Fakten.«
    Ein Zitat aus einer alten Fernsehserie. Sachs konnte sich nicht erinnern, welche genau.
    Sie erkundigte sich, wo er zu den Zeitpunkten der anderen Mordfälle gewesen war -
    der Münzsammler, die frühere Vergewaltigung und die Frau, der das Prescott-Gemälde gehört hatte. Er setzte die Brille wieder auf und sagte, das wisse er nicht mehr. Er schien vollkommen ruhig zu sein.
    »Wie oft suchen Sie die Datenareale auf?«
    »Vielleicht einmal pro Woche.«
    »Nehmen Sie von dort irgendwelches Material mit?«
    Er runzelte die Stirn. »Nun.. das geht gar nicht. Unser Sicherheitssystem lässt das nicht zu.«
    »Und wie oft haben Sie schon Dossiers heruntergeladen?«
    »Ich weiß nicht, ob überhaupt schon mal. Das sind bloß Rohdaten. Viel zu unstrukturiert, um mir bei meinen Aufgaben behilflich zu sein.«

    »Gut. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. Ich glaube, das reicht fürs Erste.«
    Das Lächeln und Flirten hörte auf. »Gibt es ein Problem? Sollte ich mir wegen irgendwas Sorgen machen?«
    »Wir führen hier nur eine vorläufige Untersuchung durch.«
    »Ah, bloß nichts verraten.« Ein Blick zu Pulaski. »Sich immer schön bedeckt halten, richtig, Sergeant Friday?«
    Ach, daher kam das, erkannte Sachs. Polizeibericht. Die alte Krimiserie, deren Wiederholung sie und ihr Vater sich vor vielen Jahren angesehen hatten.
    Nachdem Cassel gegangen war, betrat ein anderer Angestellter den Raum. Wayne Gillespie, der den technischen Bereich der Firma beaufsichtigte - die Hard- und Software. Er sah nicht ganz so aus, wie Sachs sich einen Computerfreak vorstellte.
    Nicht auf Anhieb. Er war braun gebrannt, in guter Form und hatte ein teures Silber-oder Platinarmband. Sein Händedruck war fest. Aber bei
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    näherem Hinsehen kam Sachs dann doch zu dem Ergebnis, dass

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