Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
du da noch sehr jung?“
Sie zog die Beine an und schlang ihre Arme um die Knie. Vielleicht würde er sich weiter öffnen, wenn sie ihm etwas aus ihrer eigenen Vergangenheit erzählte. „Als ich noch relativ jung war, starb mein Vater an einem Herzanfall. Danach waren meine Mom, meine Schwester und ich auf uns alleine gestellt.“
Er richtete sich ein wenig auf. „Standen Sie sich sehr nahe, Sie und ihr Vater?“
Sie schluckte. Der Gedanke an ihn erfüllte sie mit tiefer Traurigkeit. „Sehr.“ Als er starb, war sie bereits achtzehn gewesen. Dennoch hatte sie es schwer getroffen.
Lisa blickte zu Lilly, die zusammen mit Boston nur wenige Schritte entfernt von ihnen saß. Beide lagen im Kreis, während Lilly das Fell des Hundes kraulte.
„Wo kommst du eigentlich her, Alex? Ich meine, bevor du in den Einsatz gezogen bist.“
Ein Schatten huschte über sein Gesicht. Wahrscheinlich hatte sie ihn für heute genug ausgequetscht. Trotzdem musste sie es einfach wissen, musste mehr über ihn erfahren.
„Ursprünglich aus Kalifornien.“
Sie nickte.
„Allerdings gibt es schon lange keinen Ort mehr, den ich als meine Heimat bezeichnen kann“, gab er zu.
„Das muss schwer sein. Keinen Ort zu haben, an den man sich zurückziehen kann.“
Einige Minuten lang saßen sie schweigend nebeneinander. Lisa legte den Kopf in den Nacken und richtete ihren Blick auf die Baumkronen. Alex zupfte an den kurzen Grashalmen herum.
„Alex, wirst du wieder in den Einsatz gerufen?“
Sie merkte, wie er innerlich verkrampfte.
„Nein.“
Lisa wäre vor Freude am liebsten in die Luft gesprungen. Seit Tagen und Stunden hatte sie sich mit dieser Frage gequält. Dieses „Nein“ war wirklich die beste Nachricht seit Langem.
Das Gefühl der Erleichterung war fast körperlich spürbar. Nie wieder musste sie um einen anderen Soldaten bangen. Es reichte, dass sie einen verloren hatte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie jemals wieder einen anderen Mann in ihr Leben lassen konnte.
Alex stemmte sich in die Höhe und klopfte seine Shorts ab. „Sollen wir zurück?“
Lisa setzte ihn nicht weiter unter Druck. Mehr musste sie nicht wissen. Sie reichte ihm die Hand, damit er ihr beim Aufstehen half. Seine Hand legte sich um ihre und er zog sie hoch. Seine Finger waren sanft und doch fest.
Sie wollte ihn gar nicht wieder loslassen.
Gerade fing sie doch erst an, ihn zu durchschauen. Ihn zu verstehen. Die Puzzleteile fügten sich langsam zusammen. Er hatte zwar nicht viel erzählt, doch abgeschottet hatte er sich auch nicht. Seine Augen leuchteten und sein Blick wirkte noch immer offen.
Als er seine Hand zurückzog, ließ sie ihn schließlich los – wenn auch zögerlich. Er fing an, ihre Sachen aufzulesen und sie half ihm beim Einpacken.
Irgendwie musste sie ihn dazu bringen, mehr zu erzählen, ohne dabei die falschen Knöpfe zu drücken. Für heute hatte sie genug geredet. Und es hatte sich gut angefühlt, sich so offen mit ihm zu unterhalten.
„Kochst du eigentlich?“ Was für eine dumme Frage. Er war jahrelang in der Army gewesen.
„Ich kann verdammt gute Lasagne machen. Das war’s dann allerdings.“
Bestimmt schmeckte sie hervorragend. Es war eine ganze Weile her, seit jemand anders für sie gekocht hatte. Aber seine Lasagne würde sie schon gerne probieren.
„Ich werde sie einmal für dich kochen, während ich hier bin“, versprach er.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie hatte fast vergessen, dass sich ihre gemeinsame Zeit ihrem Ende näherte.
„Komm, Lilly.“ Sie zwang sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. Ihn nichts von ihrer Aufregung spüren zu lassen.
Lilly streckte sich wie ein Kätzchen, dann stand sie auf und grinste Alex an. Lisa entging nicht, dass er ihr zuzwinkerte.
„Lass uns nach Hause gehen.“
Essensgeruch stieg in Lisas Nase und machte ihr den Mund wässrig. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie hungrig sie eigentlich war.
Sie schrieb noch eine kurze Nachricht an ihre Lektorin, dann klickte sie auf „senden“.
Die Erleichterung, die sie verspürte, fühlte sich an wie ein warmer Sonnenstrahl auf kalter Haut. Ihre Kreativität, ihr ganzes Denken waren aufgebraucht – zumindest für den Moment.
Lisa war froh, dass Alex sich heute ums Essen kümmerte.
Williams Anwesenheit hatte immer einen entspannten, glücklichen Haushalt garantiert, aber gekocht hatte er nie. Jedenfalls nicht in all den Jahren, die sie gemeinsam verbracht hatten.
Sie war sich noch immer nicht
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