Der Tag, an dem das Glück zurückkam (Bianca) (German Edition)
sie zum Fenster.
Alex und Lilly standen am Rande des Sees in Sichtweite.
„Seid ihr beide … ähm …“ – Sally räusperte sich – „… zusammen?“
Lisa schüttelte langsam den Kopf. „Nein.“ Das war nicht gelogen. Zwischen ihnen war nichts. Noch nicht. Andernfalls hätte sie es ihr gesagt.
Aber sie hatte daran gedacht. Hatte sich gefragt, ob die Möglichkeit bestand, dass sie beide zusammenkamen. Doch so, wie er zuvor reagiert hatte …
Sally beugte sich zu ihr. „Hättest du das denn gerne?“
Lisa antwortete nicht sofort. Sie kannte diese Frau seit Jahren. Sally war eine großartige Schwiegermutter gewesen. Und sie hatte nicht vor, etwas zu tun, was sie noch nie getan hatte: Sie anzulügen.
„Ich glaube schon.“ Es auszusprechen, fühlte sich eigenartig an, aber es war die Wahrheit. Wenn es eine Möglichkeit gab, William gegenüber loyal zu bleiben, ihre Familie zufriedenzustellen und gleichzeitig etwas mit Alex anzufangen – nun, dann würde sie es auch tun.
Sally nickte und begann zu weinen. Auch Lisa spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen, doch sie kämpfte dagegen an. Sie wollte diese Frau nicht verletzen – und auch nicht sich selbst.
„Glaubst du, William wäre damit einverstanden?“, fragte Sally.
Lisa wusste die Antwort darauf. Bereits in der Nacht hatte sie darüber nachgedacht. Und am Nachmittag auch.
Eigentlich wollte sie gar nicht darüber nachdenken, doch sie wusste die Antwort auch so. William war immer freundlich, offen und liebevoll gewesen. Er hätte gewollt, dass sie ihr Glück fand.
„Ja.“ Sie umarmte Sally noch fester. „Auch wenn er nicht mehr da ist, glaube ich das mit ganzem Herzen.“ Die Tränen brannten jetzt noch stärker in ihren Augen.
Sally hatte den Blick noch immer auf Alex gerichtet. Lilly hatte sich an ihn gelehnt, so als sei sie müde. „Dann hast du auch meinen Segen“, sagte sie leise.
Lisas Erleichterung wuchs ins Unermessliche. Ihr war, als sei ihr ein Tonnengewicht von den Schultern genommen worden.
„Du musst wissen, dass das an meiner Liebe zu William nichts ändert“, sagte sie eindringlich.
Sally sah sie mit tränenfeuchten Augen an und legte beide Hände auf ihre Schultern. „Du warst ihm immer eine gute Ehefrau, Lisa. Und wir werden dich immer lieben.“
Die Kennedys waren anständige Leute. Sie hätte jedoch nie geglaubt, dass sie so verständnisvoll sein konnten. Immerhin war sie sich nicht einmal selbst so ganz sicher, ob sie sich für ihre Gefühle vergeben konnte.
„Würdest du gerne Samstagabend vorbeikommen? Ich hätte dann Zeit … ein paar Dinge vorzubereiten.“
„Liebend gerne. Aber warum kommt ihr nicht lieber zu uns?“, schlug Sally vor.
Lisa war sich nicht sicher, wie glücklich Alex mit diesem Vorschlag sein würde, aber sie wusste, dass er sich fügen würde. Vielleicht würde es ihm sogar helfen. Und vielleicht würde es ihr helfen, sich ihrer wahren Gefühle bewusst zu werden.
7. KAPITEL
Sie hatten es sich unter den Ästen eines Baumes auf einer Decke bequem gemacht. Einige Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch das Geäst und wärmten ihre Haut.
Weder Lisa noch Alex hatten den Kuss noch einmal angesprochen. Beide drückten sich vor dem Thema und Lisa hatte das Gefühl, dass es für immer unerwähnt bleiben würde, wenn sie es nicht ansprach.
Momentan fühlte sie sich wie frisch in die Freiheit entlassen. So, als sei ihr endlich bewusst geworden, dass sie wieder glücklich werden konnte. Dass sie eine Frau sein und die Gesellschaft eines Mannes genießen konnte, ohne dabei das Andenken an ihren Ehemann zu missachten.
Doch zunächst einmal musste sie lernen, diesen Mann zu verstehen.
„Alex, du hast nie über deine Familie gesprochen.“
Er hatte lediglich angedeutet, dass er keine mehr hatte.
Ein unsicherer Blick huschte über sein Gesicht. Diesen Ausdruck kannte sie inzwischen. Er bedeutete, dass es an der Zeit war, die Klappe zu halten, und zwar schnell.
„Du musst nichts sagen. Ich war nur neugierig“, versicherte sie schnell.
Er lehnte sich zurück und stützte sich auf die Unterarme.
Lisa hielt den Atem an. Sie spürte, dass er gleich anfangen würde, zu reden. Und das erschien ihr wie ein gewaltiger Durchbruch. So, als würde allmählich ein inneres Band zwischen ihnen geknüpft.
„Meine Eltern sind schon lange nicht mehr am Leben. Es gibt nur noch mich“, sagte er mit klangloser Stimme.
Das war also der Grund, weshalb er nie über sie gesprochen hatte.
„Warst
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