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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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Zwischenstopp auf weiten Reisen zwischen den Sternen. Wahrscheinlich schlugen die Wellen an seinen Sockel.
    »Also gibt es hier doch Wasser«, sagte ich.
    Und ich konnte tatsächlich vom Mond trinken, wie sie es mir aufgetragen hatte. Wasser, das köstlich und rein und gut war. Ich empfand Erleichterung wie noch nie.
    Ich lauschte dem Rascheln, dem Summen. Ich döste ein. Ich segelte dahin …

     
    Es ist Frühling.
    Heute fühlt es sich sogar wie Frühling an – der erste Montag im Mai. Ich komme von der Schule heim, die Luft ist klar und mild. Die Post liegt ordentlich gestapelt auf dem Küchentisch …
    Wo Mom wohl steckt?
    Offensichtlich ist sie im Bad. Es scheint mir dermaßen offensichtlich zu sein, dass ich nicht einmal die paar Schritte über den Flur gehe, um nachzusehen, ob die Badezimmertür zu ist. Normalerweise säße sie im Schaukelstuhl beim Fenster, würde mich begrüßen und mir bei meiner Pepsi und ein paar Brezeln Gesellschaft leisten. Ich werfe einen Blick auf den Poststapel, und ganz oben liegt ein dicker, fetter Umschlag. An mich adressiert. Mit einem Absender, bei dem mir kurz der Atem stockt.
    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!!!
    Ich reiße den Brief auf; ich kann kaum glauben, was ich da lese. Gute Nachrichten, endlich, endlich … Als ich schon nicht mehr an die Möglichkeit geglaubt hatte, jemals wieder gute Nachrichten zu bekommen.
    Dein Aufsatz »Verlauf der Zeit im Buch Hiob« gehört zu den Finalisten des Nationalen Bibelwettbewerbs 1966. Du bist unter den zehn Gewinnern, die ausgewählt wurden, am Sonntag, dem 15. Mai 1966 zur Finalrunde nach New York zu kommen …
     
    »Mom! Mom!«
    Also hat es sich letztlich doch gelohnt. Die ganze Arbeit, die ich in diesen Aufsatz gesteckt habe, die ganze Hoffnung … Der erste Preis im Wettbewerb ist eine Reise nach Israel in diesem Sommer. Ich würde fliegen. Ich käme hier raus.

    Könnte ich doch nur gewinnen.
    Ich rufe noch einmal nach Mom und gehe über den Flur, obwohl ich sie besser nicht stören sollte, wenn sie im Bad ist.
    Die Badezimmertür steht weit offen.
    Keiner da.
    Ich bekomme es mit der Angst zu tun. Ich weiß noch, was meine Großmutter mir erzählt hat, über diesen Schlaganfall, mit dem alles begann, einige Jahre vor dem Herzinfarkt. Ich war noch sehr klein gewesen. Meine Mutter hielt mich in ihren Armen und sang mir das Lied vom Alphabet vor. Dann wurde ihr Gesicht plötzlich ganz leer, und sie konnte sich nicht mehr erinnern, welcher Buchstabe nach dem G kam.
    »Mom?«
    Ich finde sie auf ihrem Bett liegend, auf der Seite, auf der Decke. Ich höre ihr leises Schnarchen. Warum schläft sie jetzt?
    Ihre Beine. Mein Vater hat recht – ich hatte es nicht bemerkt, wollte es nicht bemerken –, sie sind schon wieder ganz geschwollen, wie Röhren, so wie letzten Sommer, als sie fast gestorben wäre, aber das neue Medikament leitete die Flüssigkeit ab, woraufhin sie sich eine Weile besser fühlte. Ihre Arme sind wie Stöckchen. Und auf ihren welken, grauen Wangen …
    Trocknende Tränen.
    »Mom?«
    Da sehe ich ihn. Einen kleinen Umschlag, mit der Maschine geschrieben, adressiert an Mr. Leon Shapiro. Abgestempelt auf Long Island. Kein Absender. Seit letztem Sommer hat mein Vater vier solche Briefe bekommen. Sie gibt sie ihm und lächelt, als wollte sie sagen: Möchtest du mir erzählen, von wem sie sind? Aber sie wagt nicht, ihn zu fragen, und er sagt nichts, steckt sie nur in seine Tasche, und wir reden kein Wort mehr darüber. Diesen nun will sie ihm nicht geben, denn sie hat ihn geöffnet und den Brief herausgenommen …

    Archy S. …
Cheerio, my deario!
Me(g)hitabel C.
    Mehr steht da nicht. Handgeschrieben, auf auffälligem Briefpapier. Ich weiß nicht, was es bedeutet. Aber jetzt erinnere ich mich wieder daran, wer Mehitabel ist. Mehitabel die Katze. Die streunende Katze aus dem Buch Archy und Mehitabel , das mein Vater ihr geschenkt hat, als er sie umwarb. »Cheerio, my deario!« war Mehitabels Lieblingsspruch. Sie trieb sich immer mit irgendwelchen Katern herum, bekam einen Wurf nach dem anderen, von denen sie kein Kätzchen je behalten wollte. Sie ließ sie im Regen zurück, wo sie ertranken …
    Ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich weiß nicht, wer auf Long Island wohnt oder wieso da ein »g« in »Mehitabel« ist oder ob das »C« womöglich für »Cat« steht oder für etwas anderes. Ich habe Angst, ich bin verstört, ich möchte nicht, dass das alles wahr ist. Ich möchte mich umdrehen und hier verschwinden,

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