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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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nicht dumm.« Leiser fuhr sie fort: »Aber ich glaube nicht, dass er jemandem davon erzählt. Er wird unser Geheimnis hüten. Und sei es nur um Daddys willen. Er erinnert sich an Daddy. Sie waren gut befreundet.«
    Ich war mir nicht ganz sicher, warum sie in der Vergangenheitsform sprach. Der Trauer in ihrer Stimme nach zu urteilen, glaubte ich jedoch, es zu erahnen.
    »Sie kamen mitten in der Nacht«, sagte sie. »Als man sie mir brachte. Genau wie du heute. Im Grunde hatten sie keine Wahl. Sie trugen ihre langen Regenmäntel und diese großen Sonnenbrillen, die das ganze Gesicht verdecken. Aber trotzdem wären sie bei Tageslicht nie im Leben damit durchgekommen.«
    »Zu dritt?«, fragte ich.

    »Mh-hm. Du kennst sie mittlerweile. Ich sehe es dir an. Sie waren zu dritt, und die Kleine war die Vierte, in ihre Decke gewickelt. Ich fragte: ›Warum bringt ihr sie zu mir?‹ Ich habe es nicht begriffen – ehrlich nicht. Ich hatte nichts mehr mit UFOs zu tun gehabt, seit … Na, du wirst schon noch früh genug davon erfahren … Sie gaben mir keine Antwort. Ich weiß nicht, ob sie mich überhaupt verstanden haben. Es könnte sein, dass ich Englisch gesprochen habe oder vielleicht auch Arabisch. Ich weiß nicht mehr. Vermutlich haben sie mich gar nicht verstanden. Jedenfalls haben sie nichts gesagt.«
    »Sie sagen nie etwas.«
    Einen Moment später fragte ich: »Was ist mit ihren Augen?«
    »Mit ihren Augen? Du meinst, ob sie wie unsere sind? Oder … deren?«
    »Ja. Das meine ich.«
    »Nun«, begann sie, »die Augen haben Iris und Pupille. Genau wie unsere. Nur ist die Pupille viel größer.Wie bei unseren Augen, wenn man gerade aus dem Dunkeln kommt. Ihre sind immer so. Und das Licht scheint ihr nichts auszumachen. Erst hatte ich so meine Befürchtungen. Aber es macht ihr nichts.«
    Sie sprach langsam, als müsste sie ihre Worte sorgsam wählen.
    »Du hast gesehen, wie groß ihre Augen sind. Selbst im geschlossenen Zustand. Komisch ist, dass die Augen nicht nur vorn auf dem Gesicht sitzen. Sie reichen fast über die Schläfen hinaus. Außerdem stehen die Augen schräg. Es ist nicht so gut zu erkennen, wenn sie geschlossen sind.«
    »Und ihre Hände?«
    Sie stutzte. »Was soll damit sein? Es sind eben … Hände. Fünf Finger. Vier – und ein Daumen.«
    »Nicht sechs?«
    Rochelle schüttelte den Kopf. Erleichterung rann durch
mich hindurch wie Wasser, das durch eine trockene Kehle fließt. Vielleicht konnte ich dieses Kind doch lieben.
    »Danny«, sagte Rochelle plötzlich. »Nimm deine Brille ab.«
    Sie knipste die Taschenlampe an und drückte den Strahl gegen meine Brust, dämpfte das Licht an meiner Decke. »Na gut«, sagte sie. »Du hast keine Hand frei. Ich mach es selbst.«
    Sie nahm mir die Brille vorsichtig ab und hob den Lichtstrahl der Taschenlampe an, bis er mir fast in die Augen schien. Ich versuchte, ihr Gesicht zu sehen. Doch das gleißende Licht ihrer Lampe blendete mich.
    »Man kann dich erkennen!«, flüsterte sie aufgeregt. »In ihren Augen!«
    »Man kann mich erkennen …?«
    »Die Farbe. Dieses hübsche Braun mit den grünen Flecken. Ich wusste doch, dass mir die Farbe bekannt vorkam, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. In der Nacht, als man sie mir brachte. Du hast schöne Augen«, sagte sie. »Weißt du das?«
    »Nein, wusste ich nicht.«
    »Tja, hast du aber. Und sie auch. Sie hat etwas von dir, in ihren Augen.«
     
    »Na, komm, Danny«, sagte Rochelle. »Wir sollten dich lieber mal ins Bett bringen.«
    Wir standen im Flur. Hatten die Tür zum Kinderzimmer hinter uns geschlossen. Wir mussten nicht mehr flüstern.
    »Wenn wir noch länger aufbleiben«, sagte sie fröhlich, »hören wir von den Moscheen demnächst den Ruf zum Morgengebet. Das hast du noch nie gehört, oder?« Sie wandte sich zu mir um, lächelte. Doch plötzlich erstarb ihr Lächeln. »Danny! Was ist mit dir?«
    Ich konnte nicht antworten. Ich hatte nicht gewusst, dass irgendwas nicht stimmte, bis ich die Sorge in ihrem Gesicht
sah. Ich wusste nur, dass ich die Uhr ticken hörte, lauter als vorher, als hallte sie in einem großen, leeren Haus.
    So läuft das, Danny. Sie ist eine Schwarze Witwe. Erst fickt sie, dann tötet sie … Und einmal mehr sah ich vor meinem geistigen Auge das Gesicht ihres ermordeten Liebhabers. Verzweifelt nach Luft ringend. Wohl wissend, dass er sterben würde. Und ich wäre der Nächste.
    Sie griff nach meiner Hand. Ich riss mich los.
    »Was ist denn los? Wovor hast du solche Angst?«
    Ihre

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