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Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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versprochen, daß ich, wann immer Ihr in dieser Sache nach Paris kommt, Euch zu Monsieur de Rosny geleiten werde, der Euer Mann sogar in doppelter Hinsicht ist: Er hat das Ohr des Königs und ist zudem seit kurzem beauftragt, mit Guises Vertretern eine Übereinkunft auszuhandeln. Aber Monsieur de Rosny ist morgen nicht in Paris, Ihr könnt ihn also erst am Mittwoch sprechen (worauf mein Miroul mich verständnislosansah). Inzwischen, so hoffe ich, mein Freund, werdet Ihr die Güte haben, Gast meines Hauses zu sein.«
    »Herr Marquis«, sagte Rousselet, indem er rot anlief und sich tief verneigte, »Ihr erweist mir eine sehr hohe Ehre, aber ich habe mein Gepäck im Gasthof ›Zum Ecu‹ am Pont-Neuf gelassen.«
    »Das macht nichts. Ich lasse es morgen holen.«
    Und auf ein Zeichen von mir geleitete Franz, einen Leuchter in der Hand, den guten Mann zu der Kammer hinauf, die seit Louisons Fortgang traurig verwaist über meinem Zimmer lag.
    »Mein Pierre«, sagte Miroul, als Rousselet den Raum verlassen hatte, »was soll das alles? Und warum sagst du, Monsieur de Rosny sei morgen nicht in Paris?«
    »Um Zeit zu gewinnen.«
    »Zeit wozu?«
    »Um dieser Mine eine Kontermine zu legen.«
    »Die Erklärung macht mich schlauer!«
    »Morgen abend erfährst du mehr.«
    Am nächsten Morgen, sowie der Tag alt genug war, daß ein Besuch möglich war, sandte ich Thierry mit einem Billett zu Catherine de Guise, worin ich bat, sie möge mich zur Stunde empfangen. Was sie auch tat.
    »Mein Lieb«, sagte ich, indem ich vor ihr niederfiel und ihre kleinen Hände küßte, »ich muß Euch um Entschuldigung bitten, daß ich Euch vor der Zeit ins Haus falle, doch habe ich eine wichtige Nachricht, das Haus Guise betreffend, die Ihr unbedingt sogleich erfahren sollt.«
    »Und welche?« fragte sie und sah mich erschrocken aus ihren großen blauen Augen an.
    »Die Reimser haben zu Seiner Majestät geschickt, um sich aus eigenen Stücken zu ergeben, ohne Rücksicht auf Euren Herrn Sohn, ja, sogar gesinnt, ihn zu ergreifen.«
    »Ha, die Verräter! Die Rebellen!« rief sie flammenden Auges und rang die Hände. »Könnte ich sie doch alle ersäufen! Nun ist es um mein Haus geschehen! Ach, armer Sohn! Ach, ich Arme!«
    »Mein Engel«, sagte ich und stand auf, »verzweifelt nicht. Ihr steht jetzt mit den Reimsern gleich, aber Ihr seid am Zug.«
    »Was soll ich denn tun?« rief sie, Tränen in den Augen, »was soll ich nur tun, mein Pierre?«
    »Schreibt sofort an Péricard«, sagte ich, »er soll schnellstens mit Monsieur de Rosny abschließen – noch heute vormittag, wenn er kann –, indem er die drei großen Forderungen Eures Sohnes fallenläßt, die das Haupthindernis bilden: das Gouvernement der Champagne, die Benefizien des seligen Kardinals von Guise und das Großmeisteramt des Königlichen Hauses.«
    »Aber die sind das entscheidende!« rief sie.
    »Nein, Liebste, nein! Das entscheidende ist ein Gouvernement, gleichviel wo, eine Dotation von vierhunderttausend Ecus, um die Schulden des Herzogs von Guise zu begleichen, und die königliche Gunst. Schreibt an Péricard, ja am besten, ich nehme den Brief gleich mit, um sicher zu sein, daß er in seine Hände gelangt.«
    »Gebenedeite Jungfrau!« sagte sie und fiel mir weinend in die Arme.
    Voller Ängste vor der Zukunft für ihren Sohn, für sich und ihr Haus, setzte sich meine arme kleine Herzogin an ihren Sekretär, und weil sie keine zwei Gedanken zusammenbrachte, bat sie mich, ihr den Brief zu diktieren: was ich tat, indem ich alles darlegte, was der Leser schon weiß, doch selbstverständlich ohne Rousselets Namen zu nennen.
     
    »Schöne Leserin, Sie rümpfen Ihr hübsches Näschen und mustern mich argwöhnisch von der Seite. Warum?«
    »Weil ich wie Miroul fürchte, Monsieur, Sie spielen da eine etwas seltsame Rolle. Weil ich Ihre Machenschaften nicht im mindesten verstehe. Und weil ich mich frage, wem Sie eigentlich dienen. Dem König? Der Herzogin? Oder den Reimsern?«
    »Ich diene dem König. Ich diene der Herzogin. Und, wider allen Anschein, diene ich auch den Reimsern.«
    »Warum haben Sie Catherine verraten, was die Reimser gegen ihren Sohn vorhaben?«
    »Damit sie auf die drei Forderungen verzichtet, an denen die Verhandlungen bislang gescheitert sind. Und tatsächlich kam der Vertrag hiernach zum Abschluß.«
    »Sie haben Catherine also geschadet, indem Sie sie durch Ihre List zu Konzessionen nötigten?«
    »Im Gegenteil. Catherines Interesse war es, daß der König mit Guise

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