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Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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wäre es für mein Gefühl gewesen, sich ängstlich mit dem kleinsten Diamanten zu begnügen wie auch, die Hand umziemlich nach dem größten auszustrecken. So wählte ich denn die Mitte.
    »Dieser?« sagte ich mit fragendem Blick.
    »Gut, dieser«, sagte Gabrielle, »er ist schön genug für eine Herzogin.«
    Wie sie dieses Wort »Herzogin« auf ihrer Zunge zergehen ließ, das klang auf ganz bestimmte Weise in mir nach und beschwor in meiner Vorstellung mit aller Kraft die letzte Stufe einer Treppe, die zum Thron führte, und von dieser Vorstellung war mein Handkuß geprägt, als ich Urlaub nahm von der Marquise de Montceaux.
    »Madame«, sagte ich, »beliebt, mir zu glauben, daß Ihr meine Skrupel beschwichtigt habt und daß ich mich unendlich geehrt fühle, einer hohen Dame zu dienen, die nicht nur über den König, sondern auch über alle seine Untertanen durch ihre unvergleichliche Schönheit herrscht.«
    Worauf sie sich ein wenig rosig verfärbte, nicht so sehr ob des Kompliments als vielmehr, denke ich, ob dieses »herrscht«, womit ich sie zum Abschied gekrönt hatte.
    Der König machte weniger Umschweife. Und wenn ich mich gefragt hatte, aus welcher Schatulle der Kauf der Landsitzes in der Champagne wohl bezahlt werden solle – aus seiner oder aus der doch sehr gut gefüllten von Gabrielle –, enthob seine Antwort mich jeden Zweifels.
    »Was?« sagte er, mit gehobenen Brauen, »schon? Noch bevor Amiens genommen und der Krieg gewonnen ist! Und wo ich so knapp dran bin mit meinen Geldern! Sankt Grises Bauch! Wie eilig es die Frauen doch haben, aus einem Versprechen Münze zu schlagen!«
    Und ich, die zehntausend Ecus, die er mir nach meiner römischen Mission versprochen hatte, im Sinn, aber noch immer nicht im Beutel, dachte, wie langsam Könige doch sind, ein Versprechen zu halten! Nun, Henri schien mir den Gedanken von der Stirn abzulesen, denn er schaute beiseite und fragte wie beiläufig, wie denn die Marquise de Montceaux mich empfangen habe.
    »Sire, mit aller Liebenswürdigkeit.«
    »Ja, so ist sie!« sagte er zufrieden. »Sanft, gut und freundlich, daß alle sie lieben.«
    »Außerdem hat sie mir einen sehr schönen Diamanten für Madame de Guise geschenkt.«
    »Ah! Das hat dich gefreut, wette ich«, sagte er, »und noch mehr wird es meine gute Cousine Guise freuen. Ja, Graubart!« sagte er in lebhaftem Ton, »es hilft nichts! Der Wein ist gezogen. Er will getrunken sein. Spute dich, einen Blick auf den Landsitz zu werfen, und tu, was du kannst, damit Madame de Guise ihn zum besten Preis verkauft.«
    »Wie meint Eure Majestät das?« fragte ich, meine unschuldigste Miene aufsetzend, »zu recht mäßigem Preis oder zu rechtmäßigem Preis?«
    Und da er hieraus ersah, daß ich keineswegs gesonnen war, »seine gute Cousine« auch nur um einen Ecu zu kurz kommen zu lassen, lachte er hellauf, dann bot er mir, ohne zu antworten, seine Hand zum Kuß und verließ eiligen Schrittes das Zelt.
    La Surie führte ohne mich das Gros der Eskorte und die leeren Kutschen nach Paris, während ich mich mit dreißig MannGeleit in die Champagne begab und mehr als einen Blick auf den von unserer Schönen begehrten Landsitz warf, der mir, verwahrlost, wie ich ihn vorfand, nicht über hunderttausend Ecus wert schien. Ein Notar aus Troyes jedoch, den ich zu Rate zog, meinte, man mache kein schlechtes Geschäft, wenn man hundertzwanzigtausend Ecus dafür zahle, und so beredete ich denn meine kleine Herzogin, diese Summe zu fordern. Und ich tat gut daran, denn als nach mir ein Emissär der Marquise de Montceaux bei besagtem Notar vorsprach, der, ebenso wie ich, in eigener Sache anzufragen behauptete, hielt dieser es angesichts so vieler Käufer für geboten, im Interesse von Madame de Guise – und seines eigenen vermutlich – den Preis auf hundertvierzigtausend Ecus zu erhöhen. Demgemäß waren die Marquise und der König von meiner Forderung so freudig überrascht, daß sie sie unverzüglich annahmen.
    Der Landsitz hieß nach dem nächstgelegenen Dorf Beaufort, und sowie die Marquise ihn »gekauft« hatte, erhob der König ihn zum Herzogtum, und Gabrielle erhielt Titel und Namen.
    La Surie wußte sich vor Ärger über meine Rolle in dieser Affäre nicht zu lassen, auch noch, als die Herzogin von Beaufort mir aus dem Feldlager vor Amiens einen reizenden Dankesbrief für meine guten Dienste sandte.
    »Dennoch«, sagte er, »dies ist das erstemal, daß Ihr eine Mission übernahmt, die lediglich einem Privatinteresse diente

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