Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)
König und seine schwache Truppe Quirieu erreichten, war eine volle Stunde vergangen, und als wir eintrafen, waren sie immer noch da!
»Sankt Grises Bauch!« sagte der König, »die hatten es nicht eilig fortzukommen, und das nahe bei einer so ausgeschlafenen Armee wie unserer!«
Und ohne viel zu fackeln, ebenso rasch entschlossen, wie die Spanier langsam waren, fiel er über sie her wie der Blitz. Da sie nun glaubten, sie hätten es mit der ganzen französischen Armee zu tun, und weil sie, wie nachher die Gefangenen sagten, auch noch den König an seinem weißen Helmbusch erkannt hatten und sich nicht vorstellen konnten, daß er sie mit einer so schwachen Truppe angreife, machten sie kehrt, und der König jagte sie bis Encre, wo sie beim Überqueren eines Flusses von den Carabins gestellt wurden, die, im Verlaß auf königliche Unterstützung, beweisen wollten, daß sie mehr konnten als Marodieren, den Spaniern mit allem Ingrimm zu Leibe rückten und wenig Aufhebens von denen machten, die nicht rechtzeitig über den Fluß kamen.
Diese Aktion verwandelte den prompten Rückzug der Feindein wilde Flucht, alle Ordnung zerstob und zerstreute sich, der König verfolgte sie mit verhängten Zügeln bis eine Meile vor Bapaume und ließ nicht locker, ehe er nicht fünfhundert Reiter außer Gefecht gesetzt hatte, tot oder verwundet. Und dabei war dies für die Spanier nur ein Teil des Verlusts, denn die Bauern, auf gute Beute begierig, jagten und meuchelten dann noch die Verstümmelten und Verwundeten, die sich in die Wälder geflüchtet hatten.
Sosehr ich die Raschheit der Unseren bewunderte, die ihnen in dieser Affäre so trefflich zustatten gekommen war, so sehr fürchtete ich dennoch, daß sie zu einer gewissen Leichtfertigkeit verführen könnte, wie ich auch bestätigt fand, als ich dem Kriegsrat beiwohnte, der anschließend an diesen brillanten Kampf im königlichen Zelt zusammentrat. Es waren dort der Konnetabel Montmorency, Marschall Biron, Herr von Montigny, der schöne Saint-Luc, Großmeister unserer Artillerie, und schließlich der Herzog von Mayenne, der dem König seit der Absolution des Papstes loyal diente, weniger vielleicht auf Grund dieser Absolution als vielmehr aus Enttäuschung über das unzuverlässige Bündnis mit Philipp II., dem er so lange angehangen hatte. Und sein Dienst war dem König etwas wert, denn obwohl Mayenne ein gichtiger Fettwanst war, erwies er sich im Krieg doch als fähiger Hauptmann.
Der König fragte die Herren, wie nach ihrer Meinung die Operationen fortgesetzt werden sollten, und Biron, prahlerisch und großmäulig wie je, nahm als erster das Wort – noch vor dem Konnetabel.
»Potztausend, Sire!« rief er im Ton arroganter Selbstgefälligkeit, »ich denke, wir haben dem Spanier den Buckel so verbleut, daß er uns nicht noch einmal so nahe kommen wird und die Belagerung enden wird, ohne daß wir noch einen Schwanz von denen sehen!«
»Das sehe ich anders«, sagte der Konnetabel, der nicht nur über Birons Unhöflichkeit entrüstet war, sondern auch noch gram wegen der Aufmerksamkeiten, mit welchen der seine schöne junge Gemahlin in Paris bestürmt hatte. »Mich dünkt, Herr von Biron sollte als Kenner der Dinge den spanischen Hochmut besser einzuschätzen wissen. Kardinal Albert ist viel zu stolz, um sich mit dieser Niederlage abzufinden. Er wird auf Vergeltung sinnen.«
»Das glaube ich auch«, sagte der König. »Aber sich zeigen und angreifen ist zweierlei. Nachdem wir vor Laon dem Konvoi zum Entsatz der Stadt den ersten Schlag beigebracht hatten, kam der Herzog von Parma zwar aus der Deckung, um seine Stärke zu demonstrieren, aber er griff nicht an.«
»Man darf tatsächlich bezweifeln, daß Kardinal Albert es wirklich zur Schlacht kommen lassen wird«, sagte Saint-Luc mit seiner hübschen Lispelstimme (über die jedoch niemand im Lager spottete, so allbekannt war seine Tapferkeit). »Wir verfügen hier über zweiunddreißig Kanonen und Feldschlangen! Und Kardinal Albert kann aus Flandern nicht halb so viele heranführen.«
»Ich glaube auch nicht, daß er es wirklich drauf ankommen lassen will, selbst wenn er sich stellt«, versetzte Montigny. »Sire, sagtet Ihr nicht, daß Prinz von Oranien Euch versprochen hat, von Holland aus einen scharfen Angriff auf eine flämische Festung zu unternehmen, sollte der Kardinal Anstalt machen, nach Amiens zu ziehen? Wer wird denn mit solcher Bedrohung im Rücken in voller Stärke gegen Euch aufmarschieren?«
»Mayenne«, sagte
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