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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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tritt Nr. 24 vor. Sie habe vielleicht einen Lösungsvorschlag. Als sie sich eines Tages im Westwald verirrt habe – es sei verrückt, was man für interessante Entdeckungen mache, wenn man sich verlaufen hätte und nach dem Rückweg suche –, habe sie gesehen, wie eine Termite mit Hilfe eines Stückchens Holz eine Rinne überquert hätte, die an einem Felsen herunterplätscherte. Die Termite habe das Ende des Holzstücks in den Wasserfall gelegt und sei dann in seinem Inneren hinübergekrochen.
    Die Ameisen machen sich sofort an die Arbeit, einen dicken Ast oder dergleichen zu suchen. Sie finden ein dickes Schilfrohr. Das würde einen perfekten, beweglichen Tunnel abgeben. Sie hieven das Schilfrohr also mit ihren Beinen hoch und lassen es langsam hinübergleiten, bis es die Wasser-fallmauer überbrückt. Natürlich ertrinken bei dem Manöver einige Arbeiterinnen, aber die Wasserpflanze rückt unaufhaltsam vor und stößt auf keinen Widerstand.
    Dann machen sich die Maulwurfsgrillen daran, das Innere auszuhöhlen, bis sie einen wasserdichten Zylinder erhalten, der es den Kreuzzüglerinnen ermöglicht, den Abgrund und die Wassersperre zu überwinden.
    Das ist eine schwere Probe für die Nashörner, deren Deckflügel ein wenig klemmen, aber mit einem bißchen Schieben gelangen sie alle durch.

123. AM FOLGENDEN DONNERSTAG
    Ausschnitt aus dem Sonntagsecho:
    Überschrift: HOCHRANGIGER GAST
    Professor Takagumi von der Universität Yokohama wird am nächsten Donnerstag im Konferenzraum des Hotels Beau Rivage sein neues Insektizid vorstellen. Der japanische Wissenschaftler behauptet, entdeckt zu haben, wie man die Ameisenplagen mittels einer neuen, synthetisch hergestellten toxischen Substanz verhindern kann. Professor Takagumi wird seine Forschungen erläutern. Bis zum Tag seines Vortrags entspannt er sich im Hotel Beau Rivage und bespricht sich mit seinen französischen Kollegen.

124. DIE GROTTE
    Nach dem Tunnel eine Höhle. Doch die Kreuzzüglerinnen sind nicht in einer Sackgasse gelandet. Die Grotte geht in einem langen, felsigen Gang weiter, wo normalerweise frische Luft zirkuliert.
    Und der Kreuzzug marschiert voran, immer voran.
    Die Ameisen umgehen große Kalkbrocken, Stalagmiten.
    Diejenigen an der Decke klettern über Stalagtiten. Manchmal sind Stalagmiten und Stalagtiten zu langen Säulen zusammengewachsen. Dann ist es schwer, oben und unten auseinanderzuhalten! In der Grotte wimmelt es von einer ganz eigenen Flora. Es gibt dort regelrecht lebende Fossilien. Die meisten sind blind und farblos. Weiße Kellerasseln laufen eilends davon, Tausendfüßler schleppen sich dahin, Springschwänze hüpfen nervös herum. In den Pfützen schwimmen durchsichtige Garnelen mit Fühlern, die länger als ihr Körper sind.
    In einem Hohlraum spürt Nr. 103 eine Gruppe Höhlenwanzen auf, die sich mit ihrem bohrerförmigen Geschlechtsorgan den üblichen Sexorgien hingeben. Die Belokanierin tötet mehrere von ihnen.
    Eine Ameise probiert eine von der Säure von Nr. 103 geschmorte Wanze. Sie sagt, das Fleisch schmecke heiß und verbrannt besser als trocken und roh.
    Tja , sagt sie sich, man könnte in Säurebädern Fleisch kochen.
    Gastronomische Entdeckungen werden oft so gemacht. Per Zufall.
     

125. ENZYKLOPÄDIE
     
    ALLESFRESSER: Die Herren der Erde können nur Allesfresser sein. Alle möglichen Sorten von Nahrung verschlingen zu können, ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür, sich mit seiner Art in Raum und Zeit auszubreiten. Um sich als Herr des Planeten zu behaupten, muß man alle Formen von Nahrung verspeisen können, die dieser hervorbringt.
    Ein Tier, das von einer einzigen Nahrungsquelle abhängt, sieht sein Dasein in Frage gestellt, wenn diese verschwindet.
    Wie viele Vogelarten sind einfach deshalb ausgestorben, weil sie sich von einer einzigen Insektenart ernährten und diese Insekten fortgewandert waren, ohne daß sie ihnen hätten folgen können? Die Beuteltiere, die sich nur von Eukalyptusblättern ernähren, sind ebenfalls nicht in der Lage, zu wandern oder in entwaldeten Zonen zu überleben. Ebenso wie die Ameise, die Schabe, das Schwein und die Ratte hat der Mensch dies begriffen. Diese fünf Arten probieren, essen und verdauen fast jegliche Nahrung oder auch deren Abfälle. Die fünf Arten können daher den Titel des Herrschertiers der Welt beanspruchen. Noch ein gemeinsames Merkmal: Die fünf Arten wechseln dauernd ihren Speiseplan, um sich besser an ihre Umwelt anzupassen. Sie alle sind daher

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