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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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forschte.
    Der Nachtalb zögerte noch einmal. Dann füllte er das Blut der Erde in sein kristallenes Gefäß.

17. K APITEL:
A LTE G ESCHICHTEN

    Die Goblins stellen von jeher die Armee der Grauen Lande. Da ist es schon sträflich, wie wenig wir über sie wissen. Wir haben ihre Krieger erlebt und glauben, wir kennen ihr Volk. Doch es hat seinen Grund, dass die Goblinkrieger ausziehen und sich anderswo austoben. Sie tun es, damit sie nicht den geregelten Ablauf zuhause stören.
    Bei meiner Expedition gegen Hagaz’ Sippe nahm ich die Goblins nicht nur gefangen, ich habe auch mit ihnen gesprochen! Inzwischen konnte ich mit vielen weiteren Goblinsippen in den Bergen Kontakt aufnehmen. Und ich musste feststellen: Bei den Goblins herrschen nicht die Krieger, sondern ihre Frauen.
    Die Krieger suchen Ruhm und Beute, aber ihre Frauen planen die Strategien für den Stamm. Sie sind besonnener und ruhiger als die Goblins, denen wir begegnen. Wir haben ihnen gezeigt, wie verletzlich sie gegenüber unseren Angriffen sind, und sie wollen keinen Krieg gegen Daugazburg führen. Mit ihnen können wir haltbare Vereinbarungen treffen.
    Mein Vorschlag wäre also, die Sitze der Goblins im Rat nicht mehr mit ihren Kriegern zu besetzen, sondern mit den angesehensten Stammesmüttern. Ihre Krieger sind es gewohnt, in den heimischen Höhlen dem Rat der Frauen zu folgen. Sie werden also, wenn ihre Frauen hier sitzen und mitbestimmen, Daugazburg als Heimat akzeptieren und nicht mehr als Feind oder Beute ansehen. Und die Goblinfrauen werden ebenso verlässliche Verbündete sein wie die Vertreter aller anderen Völker.
    G ANOCH , DER G NOM , G ENERAL VON D AUGAZBURG ,
IN EINER R EDE VOR DEM H OHEN R AT
    »Du schickst sie in den Tod, das weißt du?«
    Darnamur und Ganoch standen auf den massiven Befestigungen des Pidon-Tores und sahen zu, wie ein langer Zug von Wagen und Menschen durch die verwüstete Vorstadt hinaus in die Ebene zog. Manche der Menschen wirkten bedrückt, aber die meisten waren froh und voller Erwartungen. Kinder saßen hinten auf den Wagenklappen und ließen die Füße in der Luft baumeln. Rufe und Gelächter stiegen zu den Mauerkronen auf.
    »Sie würden sterben, wenn sie hierbleiben«, antwortete Darnamur. »Unsere Pflanzungen vertrocknen. Einen guten Teil davon haben die Goblins gleich ganz abgebrannt. Die Ernte wird in diesem Frühling mager ausfallen, und danach wird alles noch schlimmer werden. Wir können das ganze Volk hier in der Stadt nicht mehr lange ernähren.«
    »Also schickst du sie in die Wüste«, stellte Ganoch fest. »Glaubst du, dort kommen sie besser zurecht? Es sind Stadtmenschen. Sie haben keine Erfahrung damit, Land zu bestellen.«
    »Es sind viele Gefangene aus dem letzten Krieg darunter.« Darnamur redete, ohne seinen Freund anzuschauen. Er blickte unverwandt auf den Flüchtlingszug hinab. »Bauern aus Bitan. Und frühere Sklaven aus den Pflanzungen. Die Erfahrenen werden die Unerfahrenen anleiten.«
    »Und was sollen sie ihnen sagen? Die Menschen müssen ihr Saatgut essen, wenn sie bis zur ersten Ernte überleben wollen. Aber ohne Saatgut wird es keine Ernte geben. Womöglich ist das auch gleichgültig, weil es in den Grauen Landen nicht genug fruchtbare Flecken gibt, an denen sie sich überhaupt niederlassen könnten.«
    Darnamur zuckte die Schultern. »Wer weiß das schon. Ich habe dafür gesorgt, dass die Kraft von Leuchmadans Kästchen freigesetzt wird. Irgendwo in der Wüste müssen Oasen entstehen. Zumindest einige der Menschen werden sie finden und überleben.«
    »Und die anderen?«
    »Ich zwinge sie zu nichts«, sagte Darnamur. »Sie gehen alle aus freiem Willen. Weil sie die Freiheit suchen und der Kämpfe in der Stadt müde sind. Warum sollte man ihnen verwehren, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen? Einige Zehntausend Menschen ziehen aus und versuchen ihr Glück. Es bleiben noch genug von ihnen in der Stadt zurück, und die haben nun bessere Aussichten als vorher, die nächsten Jahre zu überstehen.«
    »Es gäbe vielleicht auch andere Möglichkeiten«, sagte Ganoch. »Wenn du den Alben nicht so misstrauen würdest. Die Kraft von Leuchmadans Kästchen reicht für mehr als ein paar Oasen irgendwo in der Wüste. Du müsstest nur mit den Zauberern zusammenarbeiten, die eine solche Kraft lenken können.«
    »Was du unter Zusammenarbeit verstehst, hast du mir ja gezeigt.« Darnamurs Stimme klang beißend. »Es stand dir nicht zu, im Rat zu reden. Du hättest mir deine Vorschläge

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