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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Bläuliche Rauchschwaden schwebten darüber. Und dann sah Sukan den spitzen Hut auf dem Tischchen daneben.
    »Gulbert!«, rief der Fürst und eilte durch den Raum.
    Der Zauberer saß auf Sukans Sessel, schaute in Sukans Feuer. Er hielt ein Glas mit Sukans Wein in der Linken, die eigene Pfeife in der Rechten.
    »Fürst Sukan.« Gulberts Stimme klang vorwurfsvoll. »Ich warte schon eine ganze Weile auf Euch.«
    »Was … Wer hat Euch hereingelassen?« Sukan musterte seinen Besucher von oben bis unten.
    Gulbert der Zauberer war ein großer Mann. Er trug eine graublaue Robe, über die sein wallender weißer Bart weit herabhing. Das rundliche Greisenantlitz zwischen den langen Haaren wirkte jünger, als die übrige Erscheinung vermuten ließ. Es zeigte einen sanftmütigen, fast heiteren Ausdruck.
    »Ich habe mich selbst eingelassen«, sagte Gulbert. »Wir müssen reden, Sukan.«
    »Ihr hättet Euch anmelden sollen, wie es Eurer Stellung geziemt«, sagte Sukan tadelnd. »Anstatt mir in meinem Kaminzimmer aufzulauern!«
    »Fürst Sukan.« Gulbert hob die Augenbrauen. »Habt Ihr in Euren reiferen Jahren etwa eine Vorliebe für die Etikette entwickelt?«
    Sukan wischte sich hektisch eine Strähne aus der Stirn und errötete. Er war kräftig gebaut und trug wie stets ein feines Kettenhemd unter seinem Überwurf. Er war immer ein Krieger gewesen, und er war stolz darauf. Seine Standesgenossen, die im Laufe der letzten Jahrhunderte im Wohlleben verkommen waren, sich hinter Beamten und Gesetzen versteckten und üppige Seidengewänder trugen, verachtete er.
    Er hätte sich von Gulbert nicht so aus der Fassung bringen lassen dürfen.
    »Immerhin seid Ihr inzwischen Vorsitzender des Freien Rates«, sagte er. »Ich hätte nicht erwartet, dass ein so hoher Besuch ganz zwanglos in meiner Stube auftaucht.«
    Der Zauberer machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach was, Sukan. Alte Freunde und Kampfgefährten wie wir! Ich muss allerdings sagen, Euer jüngstes Verhalten enttäuscht mich.«
    »Mein Verhalten?«, fragte Sukan.
    »Die Gesandten in Keladis«, erklärte Gulbert. »Die zum Krieg aufriefen. Ich hatte gehofft, Ihr wäret besonnener geworden.«
    »Das war nicht meine Gesandtschaft«, brummte Sukan. »Viele Fürsten von Bitan haben sich für den Zug in die Grauen Lande zusammengeschlossen. Aber seht Ihr, Gulbert, ich wüsste keinen Grund, warum ich mich ihnen nicht anschließen sollte.«
    »Ich finde die Zeit sehr ungelegen«, widersprach ihm Gulbert. »Ich habe eben erst die Nachfolge von Perbias im Rat angetreten. Die Elfen erkennen meine Autorität noch nicht wirklich an. Bei den anderen Völkern ist auch noch vieles zu ordnen.«
    »Nun«, sagte Sukan. »Immerhin habt Ihr den Posten, nach dem Ihr strebtet. Wenn ich mich recht entsinne, haben wir vor zwölf Jahren eine Vereinbarung getroffen: Ich helfe Euch, Leuchmadans Kästchen in die Grauen Lande zu bringen. Ihr verschafft mir dafür die Krone von Bitan. Ich muss sagen, Ihr habt mich in dieser Hinsicht auch sehr enttäuscht.«
    »Hätten wir damals Erfolg gehabt«, bemerkte Gulbert liebenswürdig, »hätte ich selbstverständlich auch meinen Teil der Vereinbarung einhalten können.«
    »Nun, das habt Ihr aber nicht«, entgegnete Sukan schroff. »Die Krone, die mir rechtmäßig gebührt, sitzt immer noch nicht auf meinem Haupt. Und jetzt wollt Ihr kommen und mir sagen, dass Bitans Krieg gegen die Grauen Lande Euch ungelegen kommt? Soll ich wieder einmal die heißen Eisen für Euch aus der Esse holen und die Fürsten überreden, sich zurückzuhalten?«
    Gulbert lachte. »Oh nein. Das wäre wenig aussichtsreich. Die Bitaner wollen den Krieg, und ich kann sie nicht aufhalten. Mir bleibt keine Wahl, als sie nach bestem Vermögen zu unterstützen. Die Mittel, die ich im Rat dafür durchsetzen konnte, sind allerdings begrenzt. Wenige Elfen und ein paar Zwerge werden uns begleiten. Immerhin kann ich fliegende Einheiten beisteuern, und das dürfte zumindest einen frühen Untergang verhindern.«
    »Wir brauchen Eure Adlerzwerge nicht, so gern Ihr auch mit diesen Verbündeten prahlt«, knurrte Sukan. »Und warum seid Ihr hier? Wenn Ihr keine Einwände vorbringen wollt, könnt Ihr doch gleich mit Euren Truppen zum Heerlager marschieren.«
    »Vorher sind noch einige Pläne zu machen«, sagte Gulbert.
    »Pläne? Ohne die anderen Fürsten?«
    »Ich wollte Euch vorweg aufsuchen«, erwiderte Gulbert. »Immerhin haben wir gemeinsame Interessen. Wir sollten absprechen, wie wir sie auch gemeinsam

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