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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Handel heißt Händel. Einen solchen Schritt wollte ich eben vermeiden. Wenn ich einen Wunsch an Geliuna herantrage, wird sie eine Gegenleistung fordern. Und am Ende doch nichts gewähren, was sie nicht ohnehin hergeben wollte.«
    Frafa schwieg.
    »Ich wollte dich schicken«, fuhr Aldungan fort.
    Frafa blickte ihn fassungslos an. Er streckte ihr das Papier entgegen. In fein geschwungener Schrift war darauf die Einladung zum großen Rat zu lesen.
    »Sei du meine Botin«, sagte Aldungan. »Lasse die Herrin Geliuna wissen, dass ich stets ihr treuer Diener bin und keinerlei Ambition habe, zu den Großen zu zählen. Wenn du die Botschaft überbringst, wird es bescheiden genug klingen und nicht wie eine schroffe Zurückweisung.«
    Widerstrebend nahm Frafa den Brief entgegen. Ihr Blick traf den ihres Meisters, und die Kehle ward ihr eng. Aldungan wandte sich wieder ab und ging zur Tür.
    »Warum ich?«, flüsterte Frafa hinter ihm her.
    »Daugrula, deine Tante, war einst meine erste Schülerin und wurde Geliunas vertrauteste Zofe. Wenn Geliuna dich sieht, wird sie an ihre Getreue denken. Du selbst wirst meine Botschaft sein.«
    Er hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Und nimm dein Taschentier mit. Geliuna kennt es gut. Wer weiß. Womöglich kannst du sogar weit mehr für Bleidan erreichen, als ich es je könnte. Wenn du das willst, Frafa.«
    Er verließ den Raum. Und Frafa wusste nicht, was sie wollte.
    Es war ruhig geworden in der Stadt. Frafa kam an der geplünderten Werkstatt eines Kobolds vorüber. Wo Fenster und Türen gewesen waren, klafften leere Löcher, schwarz eingefasst von Ruß. Die winzigen Räume dahinter waren leer und ausgebrannt. Eine halb abgerissene Wandzeitung in grellen Farben hing in einem vergessenen Winkel und kündete von einer »Gesellschaft der freien Menschen«.
    In einer anderen Gasse trieb eine Horde Goblins gefesselte Menschen mit Peitschenhieben vor sich her. Frafa roch Blut und Schweiß, von den Riemen aufgestäubt und in der Luft verteilt wie ein schweres Parfum.
    Die wenigen Fußgänger auf den Straßen bewegten sich hastig und beäugten einander misstrauisch. Der Mond stand voll und bleich zwischen den Türmen, fast senkrecht über den tiefen Gassen von Daugazburg. Frafa erschauderte, wann immer die Schwingen einer Fledermaus sich vor dem Silberrund abzeichneten. Balgir lag über ihrer Schulter und ließ sich schlaff zu beiden Seiten herabhängen.
    Nach einem kurzen Stück Wegs stieg sie eine Treppe empor, die sich außen um einen Turm wendelte. Sie folgte den Pfaden über Brücken und Mauerkronen quer durch die Stadt. Die dunklen Gassen lagen unter ihr wie schwarze Abgründe. Nur selten schimmerte das Licht einer menschlichen Papierlaterne durch die Finsternis wie ein herabgefallener Stern.
    So kam sie schließlich nach Fastenwall, dem Stadtteil von Daugazburg, der sich unmittelbar vor der Zitadelle erstreckte. Die höchsten Türme der Stadt erhoben sich vor ihr und stachen nach dem Mond. Graue Schwaden stiegen aus den Mauerklüften zu ihren Füßen. Es roch beißend nach heißem Stahl. Die spitzen Giebel und die scharfen Vorsprünge, die Daugazburgs Architektur bestimmten, waren von schmutzigem Nebel umflort. Ein ständiges Hämmern stieg daraus auf – der Herzschlag der Stadt. In den Häusern unter ihr lagen die Schmieden von Daugazburg.
    Frafa stieg eine eiserne Leiter hinab. Wer in den Palast der Herrin wollte, musste das Tor zu ebener Erde nehmen. Rauchschwaden zogen dahin, verhüllten manches und gaben anderes frei. Frafa sah Alben auf den Straßen, und die wenigen Goblins von Daugazburg, die weder Rüstung noch Waffen trugen, sondern Lederschürzen und schwere Hämmer. Dann und wann huschte ein verschüchterter kleiner Kobold an ihr vorbei. Aus jeder Türöffnung, aus jedem Fensterspalt glühte es rot. Hitze ließ die Luft wabern, und der schwere Qualm machte Frafa das Atmen schwer.
    Dann war sie auf der Steinbrücke, die über einen tiefen Graben führte. Dahinter lag das stadtwärts gelegene Tor zum Palast der Fei, der als eigenständige Festung mit den äußeren Wällen abschloss.
    Sie meldete sich beim wachhabenden Alb und wurde weitergeführt. An jeder Ecke und an jedem Tordurchgang standen Goblins in goldener Rüstung. Fledermausschwingen prangten in Silber auf ihrem Brustpanzer.
    »Warte hier«, sagte der Alb, der Frafa durch die Flure geführt hatte. »Die Herrin wird dich empfangen, wenn es an der Zeit ist.«
    Frafa sah sich um. Der breite Gang endete vor einem

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