Der Tag der Rache. Private Berlin
Morgan im Georgbräu im Nikolaiviertel mit Blick zur Spree.
»W ir möchten gerne von Ihnen wissen, ob es eine Absprache gab«, korrigierte Brecht ihn.
Der kleine Hein zuckte mit den Schultern und legte die Zigarre auf den Tisch. »H ertha ist in der zweiten Liga. Die haben in keinem ihrer Spiele große Leistungen gezeigt. Jedenfalls keine, die man in der ersten Liga zu sehen bekommt.«
»D avon sind wir auch gar nicht ausgegangen«, sagte Morgan, nachdem Brecht übersetzt hatte. »V ersuchen wir’s mal anders. Wissen Sie, ob bei einem dieser Spiele Schmiergelder bezahlt wurden?«
Der kleine Hein zuckte erneut mit den Schultern. »N icht über mich. Aber die Sportwettenlandschaft in Deutschland befindet sich im Wandel und ändert sich jeden Tag.«
»U nd das heißt?«, wollte Jack wissen.
»D ie Regierung hat vor einigen Jahren ein Glücksspielgesetz verabschiedet, das besagt, dass nur der Staat Sportwetten durchführen darf«, erklärte der kleine Hein und gluckste. »D amit sollte die Spielsucht eingeschränkt werden.«
»U nd es funktioniert nicht?«, fragte Jack.
»E s bewirkt das totale Gegenteil«, antwortete Hein. »M ein Umsatz ist in diesem Jahr um fünfundzwanzig Prozent gestiegen. Online sogar noch mehr. Dreißig Prozent.«
»O nlinemakler in anderen Ländern?«, fragte Brecht.
»E s ist gesetzlich verboten, aber nun ja.« Wieder lachte der kleine Hein. »D ie dummen Regierungssäcke. Die glauben, nur weil sie ein Gesetz erlassen, würde es jemand einhalten, vor allem ein Süchtiger!«
Brecht wandte sich an Morgan. »I ch würde gerne wissen, wie viele Online-Wettunternehmen es gibt.«
»T ausende«, antwortete Morgan. »V ielleicht Zehntausende. Weltweit.«
Hein nickte, nachdem Brecht übersetzt hatte. »W as glauben Sie denn, wer da eine Absprache getroffen hat?«
»W as soll ich ihm sagen?«, fragte Brecht auf Englisch.
»F rag ihn, was er über Maxim Pavel weiß«, bat Morgan ihn.
Der Name schien den kleinen Hein zu beeindrucken. »O h, das ist ein Schwergewicht. Er spielt den lockeren Nachtclubbesitzer, aber soweit ich gehört habe, ist er ein gemeines, verlogenes Schwein. Es heißt, eh man sichs versieht, hat er einen schon umgebracht.«
»R ussische Mafia?«, fragte Morgan.
»I ch weiß aus sicherer Quelle, dass er beim KGB war. Und Sie glauben, er steckt dahinter?«
»D as wissen wir nicht sicher«, antwortete Brecht.
»L ässt sich irgendwie herausfinden, wie hoch die Wetten auf die Hertha- BSC -Spiele waren?«, fragte Morgan.
Der kleine Hein dachte nach. »W eiß nicht. Haben Sie Kontakte in Vegas?«
Morgans Gesicht leuchtete auf. »H ab ich, ja.«
48
Um halb eins war Agnes Krüg er b ereits zu spät dran, um e s rec htzeitig zu ihrer Verabredung zum Mittagessen im Quarré mit Ingrid Dahl, einer alten Freundin, zu schaffen. Die Milliardärsgattin wollte mit einem Menschen reden, dem sie vertrauen konnte, mit jemandem, der nicht direkt zu ihrer Familie gehörte. Als diskreter und weiser Mensch erfüllte Ingrid Dahl genau diese Kriterien.
Sie hatte zwar einen Fahrer auf Abruf zur Verfügung, doch an diesem Tag spürte sie das Bedürfnis nach Unabhängigkeit und wollte selbst fahren. Sie nahm den Fahrstuhl in die Tiefgarage mit den unzähligen Fahrzeugen ihres Mannes und ging zu ihrem schwarzen Porsche Cayenne.
Sie drückte den Schalter zum Öffnen des Garagentors und fuhr hinaus Richtung Fasanenplatz, auf dem wegen des starken Regens kein Verkehr herrschte.
Bevor sie auf der Fasanenstraße nach links auf die Schaperstraße abbiegen konnte, rannte jemand in schwarzem Regenmantel mit aufgesetzter Kapuze auf ihren Wagen zu und klopfte ans Fenster. Agnes erschrak und ließ wütend das Fenster nach unten. »W as wollen Sie?«, fragte sie. »I ch habe doch schon gesagt…«
Plötzlich sah Agnes Krüger vor sich den Boden einer leeren Colaflasche aus Plastik, die über den Lauf einer Pistole geklebt war.
»N ein, bitte…«, flehte sie.
Der Schuss traf sie aus nächster Nähe über dem rechten Auge und verspritzte ihr Leben über den Beifahrersitz und das Fenster.
Ihr Fuß rutschte von der Bremse, der Porsche rollte über die Kreuzung und knallte in einen geparkten Fiat. Der Alarm wurde ausgelöst, während der Mörder im Regen verschwand.
49
Im Amphitheater des Büros von Private Berlin schaltete Dr. Gabriel eine Kopie des Überwachungsvideos aus dem Bundesarchiv ein, auf dem Dr. Gröning zu sehen war.
Mattie klappte ihr Telefon zu. Ȇ berraschung! In Heidelberg gibt
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