Der Tag der Traeume
dem Schwanz. Bettelte darum, ein Zuhause zu bekommen. Bei Kendall. Und nach der düsteren Prognose des Arztes blieb ihr keine andere Wahl. »Okay, kein Tierheim.«
»Ich kann mich natürlich erkundigen, wer einen Hund haben möchte, aber da Sie ja mit Rick verlobt sind, sehe ich überhaupt kein Problem für Sie. Rick liebt Hunde. Er hat schon als Kind ständig Streuner angeschleppt. Seine Mutter ist bald wahnsinnig geworden.«
Also hatte sich Rick schon damals als Retter in der Not betätigt. »Ich frage mich, wie viele davon Hündinnen waren«, bemerkte sie trocken.
Dr. Sterling lachte. »Mit den Chandler-Jungs wird nur eine starke Frau fertig. Sie und Rick werden sehr glücklich miteinander werden, glaube ich.«
In diesem Moment fiel Kendall auf, dass sie Dr. Sterling gar nicht widersprochen hatte, als er sie und Rick als verlobt bezeichnet hatte – nicht, weil sie meinte, er werde ohnehin wie die meisten Leute in der Stadt einfach darüber hinweggehen, sondern weil ihr die Vorstellung gefiel, als Ricks Verlobte betrachtet zu werden. Besser, als sie sich selbst gegenüber eingestehen mochte.
»Ich werde morgen ein paar Zettel in der Stadt verteilen. Vielleicht vermisst ja jemand diesen Burschen«, fuhr Dr. Sterling fort. »Aber jetzt braucht er erst einmal ein Bad, und morgen, wenn mein Assistent da ist, werden wir vorsichtshalber seine Impfungen auffrischen.« Scheinbar setzte er schon voraus, dass Kendall den Terrier behalten würde.
Und das würde sie auch tun, beschloss Kendall spontan. Natürlich musste sie Hannah klar machen, dass sie ihn zurückgeben mussten, falls sich sein Besitzer meldete. Aber wenn er das nicht tat, hatten sie ab jetzt einen Hund. Der mehr Verantwortung bedeutete, als sie bislang zu übernehmen bereit gewesen war.
Sie warf Dr. Sterling einen Hilfe suchenden Blick zu. »Ich habe nur leider noch nie ein Haustier gehabt. Wo kriege ich denn Hundeshampoo her? Und Futter …«
»Nur keine Panik. Hunde sie wie kleine Kinder, sie machen Ihnen schon klar, was sie wollen. Sie brauchen Pflege, regelmäßig ihr Futter und vor allem viel Liebe. Das dürfte für Sie kein Problem darstellen. Außerdem bin ich ja auch noch da. Und Rick.« Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, ohne zu ahnen, dass er gerade ihren wundesten Punkt getroffen hatte.
Wie konnte sie auf den Beistand anderer Menschen bauen? Sie hatte noch nie jemandem wirklich vertraut, sich noch nie auf jemanden verlassen außer auf sich selbst.
»Jetzt zu den Einzelheiten«, begann Dr. Sterling. »Sie können ihn mit jedem milden Haarshampoo waschen, und eine Tüte Futter habe ich auch noch hier. Warten Sie einen Moment.« Er drehte sich um und verließ das Untersuchungszimmer.
»Was habe ich mir da nur eingehandelt?«, seufzte Kendall, dann sah sie den Hund an, der zur Antwort nur eifrig mit dem Schwanz wedelte. Noch vor einer halben Stunde war er allein durch die Stadt gestreunt, und jetzt blickte er sie voller Hoffnung an; vertraute darauf, dass sie sich fortan um ihn kümmern würde.
Noch immer fegte sein Schwanz hin und her. Glücklich. Das schien sein hervorstechendster Wesenszug zu sein. »Okay, Happy, ich denke, einen Namen für dich haben wir auch schon gefunden.« Sie strich dem Terrier über den Kopf, er leckte ihr die Hand, und Kendall verliebte sich auf der Stelle in ihn. Noch eine neue Erfahrung.
»Hier ist noch ein Buch für Sie. Wie erziehe ich meinen Hund? Ich habe so das Gefühl, Sie könnten es gut brauchen.«
Kendall lachte, denn sie hatte dem Arzt am Telefon als Erstes von dem kleinen Unfall vor der Haustür erzählt, woraufhin er sie gebeten hatte, eine Probe davon mitzubringen, damit er sie auf Würmer untersuchen konnte. Bei der wenig appetitlichen Erinnerung schüttelte sie sich innerlich, zumal sie weitere ähnlich geartete Zwischenfälle befürchtete, ehe Happy stubenrein war. »Danke, Dr. Sterling.«
»Denis bitte. Ich sehe Sie dann morgen. Rufen Sie so gegen neun an und vereinbaren Sie einen Termin. Zum Glück liegt hinter dem Haus Ihrer Tante ja ein großer Hof, da kann er herumlaufen. Rick kann ja ein bisschen mit ihm spielen. Wheatons brauchen viel Auslauf.«
»Kann man sie auch in einer Wohnung halten?«, fragte Kendall, die an ihren normalen Lebensstil außerhalb von Yorkshire Falls dachte. Ein Lebensstil, der ihr jetzt beengter und einsamer vorkam, als sie es je für möglich gehalten hätte. Warum nur kam ihr ihr lang gehegter Traum von einem Leben in Arizona auf einmal nicht
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