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Der Tag der Traeume

Der Tag der Traeume

Titel: Der Tag der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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würde Kendall verurteilen, weil sie als Model gearbeitet hatte, da war er ganz sicher.
    Aber es war der erste Eindruck, der zählte. Das Foto war für einen bestimmten Kundenkreis gemacht worden – Männer und Frauen mit einem etwas ausgefallenen Geschmack und einer Vorliebe für heiße Spielchen im Schlafzimmer. Und es erfüllte seinen Zweck. Wenn Rick die Augen schloss, sah er Kendall in einem Lederbustier vor sich, das ihre vollen Brüste betonte und den straffen Bauch frei ließ. Und obgleich ihr niemand offen Vorhaltungen machen oder sie schneiden würde, würde auch niemand so schnell vergessen, was er da gesehen hatte.
    Himmel, selbst ihm würde es schon schwer fallen, das Bild von Kendall in ihren Lederdessous aus seinem Gedächtnis zu tilgen. Leder? Ihm fiel ein, wann er das letzte Mal so einen Aufzug zu Gesicht bekommen hatte – bei Lisa Burton. Kommen Sie, ich zeige Ihnen meine Spielzeugsammlung, hatte sie gesagt und dabei ein Paar mit Fell versehene Handschellen vor seiner Nase baumeln lassen. Diese Schlampe, dachte Rick grimmig.
    »Ich gehöre dazu?« Kendall lachte schrill auf. »Frag mal die Leute hier, ob die das auch finden.« Sie schüttelte den Kopf. Erst jetzt merkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte.
    Rick legte ihr einen Arm um die Schultern. »Wir fahren jetzt nach Hause.« So sehr es ihn drängte, Lisa eine Abreibung zu verpassen, die sie ihr Lebtag nicht vergessen würde, jetzt musste er sich erst einmal um Kendall kümmern. »Ich weiß nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, wer hinter dieser Sache steckt«, sagte er zu ihr. »Aber ich kann es mir ziemlich gut denken. Ich verstehe auch, wie dir im Moment zu Mute sein muss, aber glaub mir, bald wächst Gras darüber. Es war ein schlechter Scherz, weiter nichts.«
    Sie riss sich mit einem Ruck von ihm los und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen ungläubig an. »Weiter nichts? Meinst du wirklich, ich könnte einfach so zur Tagesordnung übergehen?«
    Die Vehemenz, mit der sie sprach, erschreckte ihn. Anscheinend war sie der festen Überzeugung, dass sich für sie jetzt alles geändert hatte. Für sie beide.
    Sie hatte sich nicht nur von ihm zurückgezogen, sondern er sah ihr auch an, dass sie wieder an Flucht dachte, für sie seit jeher die einzige Möglichkeit, ein Problem zu lösen. Dieses Foto stellte sie vor die größte Herausforderung ihres Lebens – würde sie den Mut aufbringen, sie anzunehmen, zu bleiben und zu kämpfen?
    Oder würde sie wie immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen und die Stadt verlassen?
    Er konnte sie nicht gewaltsam daran hindern, erneut fortzulaufen. Aber er konnte ihr wieder ins Gedächtnis rufen, was er zu ihr gesagt hatte, bevor das verdammte Foto aufgetaucht war. Er liebte sie, und das würde er ihr so lange einhämmern, bis sie es glaubte. Aber im Moment stand sie noch unter Schock. Er musste warten, bis sie über diesen peinlichen Vorfall hinweggekommen war, ehe er ihr seine Gefühle gestehen durfte.
    Wenn sie dann trotzdem die Stadt verließ, konnte er wenigstens mit gutem Gewissen behaupten, ihr alles gegeben zu haben, was er zu geben hatte. Genau wie er es damals bei Jillian gemacht hatte.
     
    Aber jetzt stand für ihn viel mehr auf dem Spiel.
    Rick hielt vor dem Haus und machte Anstalten, aus dem Auto zu steigen.
    Kendall hielt ihn zurück. Ein unnatürlicher Glanz lag in ihren Augen. »Du brauchst nicht mit hereinzukommen. Ich muss jetzt allein sein.«
    Das klang so sachlich und unbeteiligt, dass sich sein Magen zusammenkrampfte. »Willst du dich noch tiefer in deinem Schneckenhaus verkriechen?«
    »Du solltest dich jetzt besser um Raina kümmern«, sagte sie statt einer Antwort. »Der Schock, den ihr dieses Foto versetzt haben dürfte, kann nicht gut für ihr Herz sein.«
    »Das Einzige, was das Herz meiner Mutter nach dem heutigen Abend tut, ist bluten – und zwar deinetwegen. Und damit wird sie fertig.« Rick schob frustriert die Hände in die Hosentaschen.
    »Sieh trotzdem lieber nach ihr.«
    Es hatte keinen Sinn, mit ihr zu diskutieren, er drang ja doch nicht zu ihr durch. »Rufst du mich an, wenn etwas ist?«, bat er.
    Kendall nickte. Aber als sie ohne ein weiteres Wort ausstieg und die Autotür hinter sich zuschlug, wusste er, dass er weder heute Nacht noch in der nächsten Zeit von ihr hören würde.
     
    Raina ging nervös in der Küche auf und ab. Eric saß an dem weißen Formicatisch und beobachtete sie, Roman und Charlotte lehnten an dem Wandschrank gegenüber des

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