Der Tag der Traeume
Beziehungskisten«, erklärte er ihr. Dabei krampfte sich sein Magen noch stärker zusammen. Kein gutes Zeichen.
Doch auch in ihren Augen flackerte eine Regung auf, die er nicht zu deuten vermochte. Sehr gut, dachte er. Vielleicht bedeutete er ihr doch mehr, als sie ihn glauben lassen wollte. Dann gingen sie wenigstens beide von den gleichen Voraussetzungen aus.
»Dann sind wir uns also einig. Eine flüchtige Affäre, mehr nicht.« Dabei nagte sie nervös an ihrer Unterlippe.
Noch ein Zeichen von Verwundbarkeit, stellte er fest. Diese Unterredung fiel auch ihr nicht leicht, und er spürte, dass ihre Forschheit nur aufgesetzt war.
Um ihrer beider willen würde er den eingeschlagenen Kurs weiter verfolgen. »Was erwartest du denn anderes von mir? Immerhin bin ich der hiesige Stadtcasanova«, erwiderte er obenhin.
Bei dieser Übertreibung zuckte sie kaum merklich zusammen, was ihm ein heimliches Vergnügen bereitete. Die Vorstellung, nur eine unter vielen zu sein, schien ihr also ganz und gar nicht zu behagen.
Trotzdem wollte er die Zeit mit ihr weidlich ausnutzen und sie dies auch wissen lassen, denn er hegte keinerlei Zweifel daran, dass sie fest entschlossen war, Yorkshire Falls so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Sacht strich er ihr mit der Hand über die Wange. »Aber so lange du hier bist, gehöre ich mit Haut und Haaren dir.«
Sie entspannte sich sichtlich und ließ sich wieder gegen ihn sinken. Ihre Lippen lockten, er senkte den Kopf, um sie erneut zu küssen, doch gerade als sein Mund den ihren streifte hämmerte irgendjemand draußen lautstark gegen die Tür.
Kendall sprang zurück und stieß sich dabei den Kopf an dem Händetrockner an der Wand. »Aua!«
Rick fuhr ihr mit der Hand durch das frisch geschnittene Haar. »Hast du dir weh getan?«
Sie schüttelte den Kopf. »Moment noch«, rief sie dem Störenfried draußen vor der Tür zu. Dann richtete sie die weit aufgerissenen Augen fragend auf Rick. »Was nun?«
»Möchtest du wissen, was ich jetzt will, oder ist das nur eine rhetorische Frage?« Obwohl Rick ein Meister ausweichender Antworten war, wusste er, dass er in diesem Fall mit der Wahrheit am besten fuhr. »Ich möchte dich nach Hause bringen. Jetzt, auf der Stelle.« Zu ihm, zu ihr, wohin, war ihm egal. Hauptsache, er fand dort ein Bett vor. Er hielt ihr die Hand hin.
Kendall legte die ihre hinein. »Darf ich das als Einladung auffassen?« Ein Lächeln spielte um ihre vollen Lippen.
»Als eine sehr private, persönliche Einladung«, bestätigte er gedehnt.
Ihre Wangen färbten sich zartrosa, und er griff nach dem Türriegel. Sowie sie die Toilette unauffällig verlassen hatten, wollte er sich rasch verabschieden und dann unbemerkt verschwinden. Aber dazu kam es nicht. Im selben Moment, wo er zur Tür hinaustrat, geriet er in einen Hinterhalt.
»Rick!« Seine Schwägerin Charlotte schlang die Arme um ihn.
»Das ist ja eine Überraschung«, brummte er in ihr Haar, da er sich aus ihrer ungestümen Umarmung nicht lösen konnte. »Ich dachte, ihr wärt in D. C.«
»Waren wir auch«, klang Romans Stimme hinter Charlottes Rücken hervor.
Ricks Bruder und seine Frau pendelten ständig zwischen Yorkshire Falls, wo Charlotte ihr Geschäft betrieb, und Washington, D. C, wo Roman als Reporter für die Washington Post arbeitete, hin und her.
Charlotte gab Rick gezwungenermaßen frei, weil Roman ihre Arme von ihrem Schwager löste, woraufhin sie ihren Mann böse anfunkelte. Früher hätte Rick über diese Demonstration von Besitzansprüchen nur laut gelacht, aber nachdem er beim Anblick von Chase und Kendall im vertrauten Gespräch genauso reagiert hatte, konnte er seinen kleinen Bruder besser verstehen.
»Wir haben gehört, hier wäre in letzter Zeit so einiges los, und da sind wir hergekommen, so schnell es ging«, grinste Charlotte.
»Raina hat euch herbeordert«, vermutete Rick.
»Nein, sie sagte nur, wir würden doch bestimmt gern deine neue Freundin kennen lernen. Orginalton Raina«, beteuerte Roman. »Ich nehme an, das ist sie.«
Rick warf Kendall einen verstohlenen Blick zu und bemerkte, dass sie angestrengt versuchte, der dreistimmig geführten Unterhaltung zu folgen.
Ehe er sie miteinander bekannt machen konnte, ergriff Kendall das Wort. »Das ist sie.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich meine, das bin ich. Ich bin Kendall Sutton.«
Roman grinste. »Nett, dich kennen zu lernen.« Er hielt ihr die Hand hin, und Kendall schüttelte sie kräftig.
»Ganz meinerseits«,
Weitere Kostenlose Bücher