Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Traeume

Der Tag der Traeume

Titel: Der Tag der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
Vom Netzwerk:
Handy in deiner Tasche«, drängte Rick.
    Kendall vergrub stöhnend den Kopf im Kissen, ehe sie sich auf die Seite rollte und aus dem Bett kletterte. Der Luftstrahl der Klimaanlage strich über ihre nackte Haut und ließ sie erschauern. Sie kramte das Handy aus ihrer Tasche und blickte auf die Nummer auf dem Display, von der sie nur die Vorwahl von Vermont erkannte. Hannah, dachte sie, und ihr wurde klar, dass der kalte Luftzug im Moment das geringste Problem war.
    Hastig drückte sie die grüne Taste. Hoffentlich hatte ihre Schwester nicht schon wieder eingehängt. »Hannah? Hannah, bist du noch da?«
    »Natürlich bin ich noch da. Vermont liegt am anderen Ende der Welt, ohne Geld oder ein Auto kommt man da nicht weg«, drang die gereizte Stimme ihrer Schwester an ihr Ohr.
    »Das meinte ich nicht.« Kendall fuhr sich mit der Hand durch das schlafzerzauste Haar. »Wir müssen dringend miteinander reden.«
    »Finde ich auch.«
    Kendall kniff die Augen zusammen. Tagelang hatte Hannah nicht geruht, auf ihre Anrufe zu reagieren, und jetzt lenkte sie plötzlich ein? Da steckte doch etwas dahinter. »Was ist passiert, Hannah?«
    »Als ob dich das interessieren würde.«
    Kendall überhörte die patzige Bemerkung. »Ich habe mit Mr. Vancouver gesprochen …«
    »Er hasst mich.«
    »Nicht ganz ohne Grund, möchte ich meinen.«
    Ihre Schwester schnaubte nur abfällig.
    »Er sagte, du wärst nur noch auf Bewährung an der Schule.«
    »Äh … jetzt nicht mehr.«
    Kendall zwinkerte. »Nicht mehr? Wie hast du das denn geschafft? Hast du dich entschuldigt und versprochen, dich zu …«
    »Ich bin abgehauen.«
    »Was soll das heißen, du bist abgehauen?« Kendalls Stirnme überschlug sich fast. Rick sprang aus dem Bett, trat hinter sie, zog sie mit sich und bedeutete ihr, sich wieder auf die Matratze zu setzen. »Wo bist du? Ist alles in Ordnung?« Sie musste all ihre Willenskraft aufbieten, um nicht in Panik zu geraten. Noch nicht.
    »Was glaubst du wohl, was das heißen soll? Ich bin abgehauen, Punkt. Die wollten mich da eh nicht mehr haben. Ich hab ihnen nur die Mühe erspart, mich rauszuschmeißen.«
    »Dich rauszuschmeißen?« Obwohl Mr. Vancouver diese Möglichkeit angedeutet hatte, war Kendall davon ausgegangen, dass er sich erst einmal mit Hannah und ihren Eltern oder mit Hannah und ihrer Schwester zusammensetzen und in Ruhe über alles reden würde. Und sie hätte nie gedacht, dass Hannah sich etwas zu Schulden kommen lassen würde, was so drastische Konsequenzen nach sich zog.
    »Kannst du mal aufhören, alles zu wiederholen, was ich sage? Kein Grund, Theater zu machen. Diese Schule hat mich einfach angekotzt.«
    »Achte auf deine Ausdrucksweise, junge Dame!«, tadelte Kendall sie scharf.
    »Von dir brauche ich mir keine Vorschriften machen zu lassen! Du bist nicht meine Mutter.«
    Hannahs giftiger Ton ließ Kendall zusammenzucken. Was war nur mit ihrer kleinen Schwester passiert, und was hatte sie dazu gebracht, einfach aus ihrem Internat fortzulaufen? »Hannah, ich bin die einzige erwachsene Verwandte, die auf der Telefonliste für Notfälle deiner Schule steht, und das gibt mir das Recht auf ein paar klare Antworten.« Vor allem auf die momentan wichtigste Frage, dachte sie. »Wo bist du jetzt?«
    »Was geht’s dich an?«
    »Einiges. Also?«
    »Ich bin am Busbahnhof in der Nähe der Schule. Ich brauche eine Fahrkarte, und ich muss wissen, wo du gerade steckst. Wenn man eine Familie wie Mom, Dad und dich hat, wäre man als Vollwaise besser dran.«
    Hannahs Worte versetzten Kendall einen Stich ins Herz. Sie kannte das Leben, das Hannah eben beschrieben hatte, aus eigener Erfahrung; sie wusste, was es hieß, abgeschoben zu werden. Ihre Eltern hatten Hannah in einem Internat untergebracht, weil sie in stabileren Verhältnissen aufwachsen sollte als Kendall. Aber konnte ein Internat die Familie ersetzen, gab eine leise Stimme in Kendalls Kopf zu bedenken. »Hannah …«
    »Laber mich jetzt nicht voll, sondern hol mich einfach hier raus, okay?«
    Kendall schloss kurz die Augen. Ihre Schwester musste zutiefst verstört und unglücklich sein, sonst würde sie sich nicht so feindselig verhalten. Und sie, Kendall, hatte nichts bemerkt! Sie war vollkommen mit Tante Crystals Pflege und ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen und hatte daher der Einfachheit halber vorausgesetzt, dass Hannah in ihrem Internat gut aufgehoben war und sich dort wohl fühlte. Ein Fehler, der sich jetzt offenbar rächte.
    Aber zuerst musste sie

Weitere Kostenlose Bücher