Der Tag der Traeume
besser als alles, was sie bisher je gekannt hatte.
Und dieser Gedanke erfüllte sie mit panischem Schrecken.
Ein paar Stunden später saß Kendall in Charlotte’s Attic und kam sich so vor, als wäre sie schon seit einer Ewigkeit mit Charlotte und ihrer Geschäftsführerin Beth Hansen befreundet. Die beiden Frauen waren offen und umgänglich, sprachen über Gott und die Welt, wobei sie wie Teenager kicherten, und vermittelten Kendall das Gefühl, zu einer Clique guter Freundinnen zu gehören; etwas, was sie als junges Mädchen schmerzlich vermisst hatte.
Und sie wurde akzeptiert, was sich daran zeigte, dass sie innerhalb kürzester Zeit fast alle wichtigen intimen Details über Roman und Charlotte sowie über Beth und deren Freund Thomas erfuhr.
Da sie ahnte, dass sie Gefahr lief, gleichfalls nach allen Regeln der Kunst über ihr Privatleben ausgequetscht zu werden, widmete sie Beth ihre volle Aufmerksamkeit. »Wie lange bist du denn schon mit Thomas zusammen?«, erkundigte sie sich.
»Ungefähr vier Monate«, antwortete Charlotte an Beth’ Stelle. »Möchte jemand noch etwas hiervon?« Sie deutete auf die Reste eines riesigen griechischen Salates, den sie und Beth bei Norman’s geholt und den Kendall und Beth mit Appetit verspeist hatten, während Charlotte nur darin herumstocherte.
Da Kendall genau zur Lunchzeit aufgekreuzt war, hatten die beiden Frauen sie zum Mitessen aufgefordert und keine Weigerung gelten lassen. Und obwohl schon eine Stunde verstrichen war, ohne dass geschäftliche Dinge zur Sprache gekommen waren, hatte sich Kendall selten so gut unterhalten.
»Ich kann nicht mehr«, stöhnte Beth.
»Ich auch nicht.« Kendall stand auf und begann, die Pappteller zusammenzuräumen.
Charlotte griff nach den Sodadosen und einer Wasserflasche. »Lass mich das doch machen.«
»Kommt nicht in Frage.« Da Kendall noch nicht einmal ihren Anteil am Essen hatte zahlen dürfen, war es das Mindeste, dass sie die Restebeseitigung übernahm.
Charlotte zuckte die Achseln. »Wenn du mit Rick zusammenbleiben willst, ist es vermutlich besser, wenn du dich daran gewöhnst, hinter anderen Leuten herzuräumen.«
»Ich habe nicht die Ab …«
»Ihr hättet die Schlachtfelder sehen sollen, die Roman früher zu hinterlassen pflegte«, unterbrach Charlotte, die mit dem Abfall in der Hand ins hintere Zimmer ging.
Kendall folgte ihr und warf Teller und Plastikbesteck in den Mülleimer.
»Bis du ihn erzogen hast, was?«, lachte Beth. »Hält denn Rick wenigstens ansatzweise Ordnung, Kendall?«
Kendall dachte an sein tadellos aufgeräumtes Apartment und nickte. »Ein Cop hat eben Disziplin.«
»Entweder das, oder Wanda putzt für ihn«, lachte Charlotte. »Ich habe ihm meine Haushaltshilfe vererbt, als er meine Wohnung übernommen hat.«
»Ohne die wäre er verloren. Rick ist nicht gerade die personifizierte Ordnungsliebe«, warf Beth ein.
»Beth muss es ja wissen. Sie und Rick sind schon seit Jahren befreundet.« Charlotte ging mit Kendall an ihrer Seite in den Laden zurück, wo Beth gerade den kleinen Tisch abwischte, an dem sie gegessen hatten. »Stimmt’s, Beth?«
»Stimmt. Und im Gegensatz zu den mannstollen Weibern, die sich ihm reihenweise an den Hals werfen, weiß ich einen guten Freund zu schätzen. Vor einiger Zeit war ich wegen einer in die Brüche gegangenen Beziehung total von der Rolle, und Rick hat mich wieder aufgebaut.« Beth hielt Kendalls prüfendem Blick unverwandt stand. Offenbar wollte sie sie vom Ernst ihrer Worte überzeugen.
Kendall verstand die stumme Botschaft. Beth gab ihr zu verstehen, dass sie absolut keinen Grund zur Eifersucht hatte. »Rick ist ganz groß darin, anderen eine Schulter zum Anlehnen zu bieten«, stimmte sie zu.
»Dummerweise hat ihn diese Eigenschaft mal ziemlich in Schwierigkeiten gebracht«, bemerkte Beth sachlich.
Charlotte zuckte die Achseln. »Jillian war eine Idiotin.«
»Korrekt«, bestätigte Beth. »Sie hätte Rick nie heiraten dürfen, das konnte ja gar nicht gut gehen. Aber sie wusste eben, dass Rick schon immer viel für sie übrig hatte, und da hat sie ihn eben eingewickelt … uups, sorry, Kendall.« Beth errötete leicht. »Ich rede manchmal zu viel.«
Doch Kendall schüttelte nur den Kopf. »Schon gut. Ein paar Hintergrundinformationen können nie schaden.«
»Ich wollte nur nicht, dass du auf falsche Gedanken kommst. Das Thema Jillian ist für Rick längst abgehakt.«
Hoffentlich, dachte Kendall. Es versetzte hatte ihr schon einen Stich ins
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