Der Tag Des Falken
Mikrochip-Speichers.
Dieser Empfänger nahm Impulse von den winzigen Mikrofonen auf, mit denen er Geffars dienstliche und private Umgebung gespickt hatte und speicherte sie in verschlüsselter Form. Abgerufen wurden diese Informationen nur, wenn Van Nuys in Geffars Nähe seinen Empfänger aktivierte, was zugleich das Risiko verminderte, daß ein Wanzen-spürgerät den Sender entdeckte.
Van Nuys nahm rasch die drei Patronen heraus, ersetzte sie durch echte, schob das Magazin hinein, legte die Pistole in den Schrank zurück und sperrte ihn wieder ab. Er wußte recht gut, daß dieses Spiel nicht ewig weitergehen konnte. Unabhängig davon, wie nützlich seine Informationen waren, hatten die Drogenschmuggler ihn in der Hand und konnten ihn hinter Gitter brin-
gen oder ermorden, wann immer es ihnen paßte. Irgendwann würde er geschnappt oder den Löwen zum Fraß vorgeworfen...
Er war sich darüber im klaren, daß seine einzige Chance, seine Haut zu retten, darin lag, sich Geffar, der Border Security Force oder dem FBI zu offenbaren. Um straffrei auszugehen und sich Polizeischutz zu sichern, mußte er auspacken, was er über Identität und Absichten der Schmuggler wußte, damit Verhaftungen vorgenommen werden konnten. Vorläufig wußte er nicht allzu viel über die Leute, die ihn erpreßten - aber das wollte er ändern, während er seine geschäftlichen Angelegenheiten regelte, bevor er zum FBI ging. Das bedeutete, daß er dieses Spiel noch eine Zeitlang weiterspielen mußte.
Vorerst blieb ihm keine andere Wahl, als Geffar im Auftrag dieser kolumbianischen Verbrecher weiter zu bespitzeln.
Verrettes, Haiti
Zwei Tage später
»Den Hammerheads ist es gelungen, ganz Florida zur See und in der Luft abzuriegeln«, führte Capitän Enrique Hermosa bei der wöchentlichen Offiziersbesprechung aus. Er stand mit seinem hölzernen Zeigestab vor einer riesigen Wandkarte der Karibik. Die Atmosphäre im Besprechungsraum war gedrückt. Zum ersten Mal in ihrer kurzen Existenz hatten die Cuchillos es mit Gegnern zu tun, die ihnen an Feuerkraft offensichtlich überlegen waren.
»Welche Teile Floridas kontrollieren sie?« fragte ein junger Leutnant. »Soll das heißen, daß sie den gesamten Südosten Flo -
ridas.kontrollieren?«
»Nein, Teniente«, erklärte Hermosa, »sie kontrollieren ganz Florida.
Wahrscheinlich fast den gesamten Südwesten der Vereinigten Staaten.«
Während die Offiziere unbehaglich die Wandkarte anstarrten, tarnte Agusto Salazar seine mißmutige Miene hinter dem Qualm seiner Havanna. »Ein so großes Gebiet läßt sich unmöglich kontrollieren«, wandte er ein. »Irgendwo muß es Schwachstellen geben!«
»Coronel, ich gebe nur Aufklärungsergebnisse und Berichte unserer Informanten in Florida - auch von Maxwell Van Nuys -
wieder«, sagte Hermosa. »Dies ist nicht meine Analyse. Soll ich weitermachen?« Der Boß der Schmugglerbande aus Exilkubanern machte eine ungeduldige Handbewegung, um ihn zum Weiterreden aufzufordern.
»Sie haben die neue Kontrollplattform vor Sarasota in Betrieb genommen«, fuhr Hermosa fort. »Der Radarballon arbeitet schon seit einigen Monaten, aber jetzt können dort auch Rotorflugzeuge, Hubschrauber und unbemannte Drohnen gestartet werden. Die Plattform steht keine hundert Kilometer von unserer neuen Route zu den Ten Thousand Islands vor Florida entfernt. Da beim letzten Abwurf in diesem Gebiet viele unsrer Verteiler festgenommen und erschossen worden sind, ist es nicht ratsam, diese Route in den kommenden Monaten weiter zu benützen.
Die Border Security Force hat ihren bisher kleinen Stützpunkt in Key West ausgebaut, um die bisher von dort aus operierende Küstenwache abzulösen. Wie wir aus Meldungen von Informanten wissen, benützen ihre Flugzeuge seit einiger Zeit auch Free-port auf Grand Bahama Island als Stützpunkt. Außerdem hat sie natürlich schon seit Jahren einen Radarballon auf Grand Bahama Island stationiert.«
Er hängte eine Klarsichtfolie mit farbigen Kreisen vor die Karte, so daß jetzt alle Stützpunkte der Hammerheads im Südosten der Vereinigten Staaten markiert waren.
»Zusammenfassend läßt sich sagen, Coronel«, fuhr Hermosa fort, »daß die Hammerheads jetzt in der Lage sind, den gesamten Südosten der Vereinigten Staaten elektronisch zu überwachen.
Ihre lückenlose Radarkette reicht von Wilmington, North Caro-lina, bis Brownsville, Texas. Das bedeutet, daß sie ihre Drohnen in Florida starten und ferngesteuert zwischen diesen Punkten einsetzen
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