Der Tag Des Falken
ist«, begann er. »Als junger Leutnant frisch von der Offiziersschule bin ich als Chef eines Bombenräumkommandos nach Vietnam versetzt worden. Vom Bombenräumen hatte ich damals keine Ahnung -ich hatte überhaupt von nichts eine Ahnung! Gleich in der ersten Woche habe ich fünf Männer verloren, die ich kaum gekannt hatte. Ich habe mich für jeden einzelnen verantwortlich gefühlt.«
Sandra Geffar nickte.
»Sie haben das Gefühl, einsam zu sein, weil sie Verantwortung tragen, aber das sind Sie nicht. Es gibt Leute, die Ihnen helfen möchten, wenn Sie's nur zuließen.«
»Ja, ja, schon gut... Was verschafft mir die Ehre dieses Spaziergangs, Admiral?«
»Nennen Sie mich lan.«
»Nein danke, Admiral.«
»Wie Sie wünschen. Ich wollte mit Ihnen über die Bekämp fung des Drogenschmuggels reden. Über unsere gemeinsame Aufgabe.«
»Was ist damit?«
»Wie beurteilen Sie Ihre Rolle bei der Bekämpfung des Drogenschmuggels?«
»Miserabel. Wir leiden unter Geld- und Personalnöten; wir ermittein immer weniger und hocken mehr und mehr herum, bis irgendwas passiert. Ist's dann soweit, muß der Customs Service meistens warten, bis andere Leute ihren Krempel beisammen haben oder uns aus dem Weg gehen.«
»Leute wie die Küstenwache?«
»Coast Guard, DEA, FBI, SLINGSHOT, BLOC, Justizministerium, Finanzministerium, ATF, Militär... Theoretisch soll der Customs Service die Hauptrolle im Kampf gegen den Drogenschmuggel spielen. Aber wir stehen seit fünf Jahren hinter der Drug Enforcement Agency zurück — und jetzt drängt sich allmählich auch Ihre Küstenwache vor. Wir können nichts mehr unternehmen, ohne ein halbes Dutzend anderer Stellen mit hineinzuziehen.
Berücksichtigen wir noch die staatlichen und örtlichen Polizeidienststellen, bleibt uns gar kein Bewegungsspielraum mehr.
Eine klassische Zwickmühle!«
»Was schlagen Sie als Lösung vor?«
»Lösung? Ich weiß nicht, ob's eine gibt... Worauf wollen Sie hinaus, Hardcastle? Haben Sie vielleicht ein Abhörmikrofon in der Mütze?«
»Erzählen Sie mir einfach, was Ihnen stinkt. Im Vergleich zu Ihnen bin ich in diesem Geschäft noch ziemlich neu. Ich meine, Sie haben von Anfang an in diesem Gebiet gearbeitet. Ich bin bloß ein alter Dschungelpilot.«
Geffar warf ihm einen zweifelnden Blick zu, als könne sie nicht recht glauben, daß er sich tatsächlich für ihre Sorgen interessiere.
Aber warum sollte sie ihm nicht erzählen, was sie seit langem auf dem Herzen hatte?
»Wir verlieren immer mehr an Boden, weil wir die Schmuggler an Land lassen«, begann sie. »Der Grund ist klar: Sobald die Ware an Land ist, kann sie schneller verteilt werden, als wenn sie noch an Bord eines Schiffs oder Flugzeugs ist. Ein Teil des Problems liegt auch im Anti-Drug Abuse Act aus dem Jahre 1986 begründet, der Ihren Leuten - der Coast Guard - die alleinige Zuständigkeit für die Bekämpfung des Drogenschmuggels in den Küstengewässern übertragen hat. Bis wir eingreifen und die Schmuggler zu stellen versuchen, ist's oft schon zu spät. So bekommen sie allmählich die Oberhand.«
»Okay, Sie wollen also verhindern, daß die Drogen an Land gebracht werden. Die Ware kommt mit Flugzeugen aus Südoder Mittelamerika. Die Schmuggler werfen sie vor der Küste ab, wo sie von Motorbooten abgeholt wird. Wie wollen Sie das unterbinden?«
»Mit Intelligenz und Ausdauer«, sagte Geffar rasch. »Man muß rauskriegen, wann die nächste Lieferung bevorsteht, und sie mit konzentriertem Material- und Personaleinsatz abfangen.
Die Schmuggler dürfen gar nicht erst an Land kommen. Man muß sie stellen, bevor sie auseinanderlaufen, und dafür sorgen, daß keiner entkommt... Im Augenblick haben wir bestenfalls ein Zehntel der Material- und Personalstärke, die wir für diesen Job brauchten. Wir lassen uns Ausreden einfallen - der Kontakt ist zweifelhaft, für 'nen großen Schmuggler ist er zu langsam -, aber in Wirklichkeit fangen wir nicht alle ab, weil wir's nicht können. Ich habe hier in Homestead nur drei Citations und drei Cheyennes, die für Nachteinsätze ausgerüstet sind. Die Küstenwache hat insgesamt nur acht Falcons - davon nur vier in Florida, die anderen in Kalifornien und Alabama. Wenn wir Glück haben, ist die Hälfte davon einsatzbereit; der Rest wird gewartet oder fliegt anderswo. Das sind weniger als die Hälfte der Maschinen, die wir bloß zur Überwachung der Küste Südfloridas brauchten...«
Hardcastle hatte einen Notizblock aus der Tasche gezogen und schrieb die
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