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Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Münster
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vorgenommen. Das Foto war noch immer im Original.
    Warum waren die Menschen nicht zusammen gerückt? Und warum hatte jemand Namen in die Lücken geschrieben, obwohl niemand dort stand? Emily zerbrach sich eine ganze Weile den Kopf darüber, kam jedoch zu keinem Ergebnis. Schließlich legte sie das Bild zur Seite mit dem Vorsatz, es später mit in die Pension zu nehmen. Vielleicht konnte sie mit der Zeit Näheres darüber in Erfahrung bringen.
    Seufzend ließ sie weiter ihre Hände durch die Stapel von Fotos gleiten. Nur wenige waren in kleinen Alben zusammen gefasst. Die meisten lagen lose in der Kiste. Währen d sie so darin wühlte, fragte Emily sich, ob es nicht doch noch irgendein Familienmitglied gab, d as sie nach dem Foto fragen konnte, oder generell nach mehr Details über die Familiengeschichte. Soweit ihre Mutter es ihr erzählt hatte, gab es niemanden sonst, doch sie spürte, dass in ihrem Unterbewusstsein eine Erinnerung verborgen war, die noch nicht ans Licht wollte.
    Als sie plötzlich ein weiteres Foto neueren Datums in den Händen hielt, kam die Erinnerung schlagartig zurück. Schnell sah sie auf die Rückseite des Bildes, um sich zu vergewissern.
    ‚Tante Edwina, Juli 1970’ stand in verschnörkelter Schrift darauf. „Tante Edwina! Das war´s! Mama hat sie erwähnt, als ich klein war! Und gesagt, dass wir sie nicht besuchen, weil sie sehr krank ist und ihr ein Besuch nur schaden würde!“
    Sie hatte nie davon gehört, dass diese Tante gestorben war, und die junge Frau war sicher, dass ihre Mutter ihr erzählt hätte, wenn ihre Großtante gestorben wäre. Es war ein Hoffnungsschimmer!
    Schnell stand Emily auf, griff nach dem seltsamen Familienfoto, steckte noch ein paar andere Fotos und Dokumente ein , angelte sich den Seesack und verließ eilig den Speicher. Als sie nach unten stürmte, um im Wohnzimmer ihre Tasche aufzugabeln, vermied sie bewusst einen Blick in die Küche. Hier war ihre Mutter aufgefunden worden, und die Konfrontation damit wollte sie sich für einen anderen Tag aufsparen.
    Entschlossen verließ sie das Cottage, schloss die Tür hinter sich ab und machte sich auf den Weg zurück zur Pension.

6
    Edwina Watson zu finden, war erstaunlich leicht , nach allem, was Emily an Umwegen und Geheimnissen bereits hinter sich hatte. Ein simpler Blick ins Telefonbuch hatte ausgereicht, um sie unweit von Canterbury aufzuspüren. Eine kurze Suche im Internet verriet ihr, dass sich die Adresse außerhalb der Stadt befand. Anscheinend bewohnte ihre Großtante ein Haus auf dem Land, idyllisch gelegen.
    Emily war so aufgeregt, zu wissen, dass sie doch noch Familie in England besaß und doch nicht völlig allein auf der Welt war, dass sie sich erst gegen Abend traute, die Frau von dem Foto, ihre Großtante, anzurufen. Sie musste sich das Freizeichen eine ganze Weile anhören, bis die alte Dame endlich den Hörer abnahm. Doch zu ihrer Überraschung klang die Stimme, die ihr durch die Leitung entgegen schlug, überhaupt nicht alt.
    „Ja, Watson?“
    Emily musste plötzlich schlucken. Was, wenn diese Frau gar nicht ihre Großtante war und sie sich geirrt hatte? Vielleicht gab es mehrere Frauen mit diesem Namen. Oder sie war die Gesuchte, hatte aber kein Interesse daran, ihre Großnichte zu sehen.
    „Hallo?“
    „Ja, ä h… sind Sie Edwina Watson?“
    „Ja. Wer spricht denn da bitte?“
    „Hier ist Emily Watson, die Tochter von Emma. Ihre Nichte, glaube ich…“
    Es herrschte plötzlich Totenstille in der Leitung. Nicht einmal Atemgeräusche waren zu hören.
    „Mrs. Watson? Sind Sie noch dran?“
    „Emily. Ich dachte, du wärst nach New York gezogen.“ Erleichterung durchflutete die junge Frau. Ihre Großtante wusste, wer sie war! Das war ein Anfang.
    „Ja, bin ich. Aber… sicher hast du gehört, dass meine Mutter gestorben ist. Ich bin hier, um ihren Nachlass zu regeln.“
    Es schien ihr selbstverständlich zu sein, zum ‚du‘ überzugehen, da sie nun sicher war, dass die Frau am Telefon ihre Verwandte war.
    „Emma ist tot? Um Gottes Willen, wie ist das passiert?“
    Emily war geschockt. Sie hatte fest damit gerechnet, dass Edwina informiert worden war!
    „Entschuldige. Ich dachte, du wüsstest es bereits. Ich wollte dich nicht erschrecken. Genaueres weiß man noch nicht. Man geht bislang wohl von einem Herzstillstand aus, aber eine Autopsie muss das genauer klären.“
    „Ein Herzstillstand… nein. Liebes, was hältst du davon, auf ein e Tasse Tee vorbei zu kommen? Sagen wir morgen

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