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Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Münster
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roten Wagen um die Ecke bog.
    „Miss Watson! Was für ein wundervoller Wagen! Haben Sie ihn sich gekauft?“ Emily erklärte die näheren Umstände, was noch mehr Verzücken in der alten Dame hervorrief.
    „Wie schön, Sie haben Ihre Familie wieder entdeckt! Darauf müssen wir anstoßen! Kommen Sie herein!“ Emily folgte gehorsam und ließ sich schließlich ein halb gefülltes Sektglas in die Hand drücken, schielte jedoch zwischendurch unauffällig auf ihre Armbanduhr. Sie musste bald los, wenn sie sich in Canterbury noch ein wenig umsehen wollte.
    „Mrs. Mallon, ich danke Ihnen sehr für den Sekt, und dass Sie sich so mit mir freuen. Aber wenn ich meine Großtante nicht warten lassen will, muss ich jetzt meine Tasche packen und losfahren. Außerdem sollte ich keinen Alkohol trinken, wenn ich noch Auto fahren muss. “
    „Natürlich, ich vergaß. Soll ich Ihnen beim Packen helfen? Wie lange werden Sie denn fort sein? Aber Sie kommen doch wieder, ja? Sie haben nicht vor, heute ganz auszuziehen, oder?“ Emily konnte die Hauswirtin beruhigen und versicherte ihr, dass sie wahrscheinlich morgen, spätestens aber in ein bis zwei Tagen wieder zurück sei. Man konnte nie wissen, wie lange einen die Verwandtschaft noch aufhielt.
    Eine Stunde später saß Emily Watson schließlich im Auto und war bereits auf dem Weg, sich aus dem Stau hinauszuwühlen, der ganz London in der Zange hielt. Es schien vollkommen egal zu sein, zu welcher Tageszeit man in der Stadt unterwegs war. Trotz zahlreichen Einschränkungen für den Autoverkehr hatte sich die Situation in den letzten Jahren anscheinend nur wenig verbessert. Und gerade jetzt, am Freitagabend, schien die Bevölkerung der ganzen Stadt nur hinaus und ins Wochenende zu wollen.
    Doch endlich hatte sie die Stadt hinter sich gelassen und fuhr durch die herrliche Landschaft ihrem letzten verbliebenen Familienmitglied entgegen. Sofern Tante Edwina ihr nicht mitteilte, dass sie noch mehr Verwandte hatte, die ihre Mutter ihr sorgfältig verschwiegen hatte. Durch den Stau hatte sich eine erhebliche Verzögerung ergeben, und so war es schon lange dunkel, als sie durch die Straßen von Canterbury fuhr und im Halbdunkel des Autos bei schwacher Beleuchtung versuchte, die Straßennamen auf der Karte in der Realität der Umgebung wieder zu finden. Um halb neun hatte sie ihr Ziel ein Stück außerhalb der Stadt endlich erreicht und parkte vor dem schönen Landhaus im Tudorstil, das offenbar erst vor kurzem restauriert worden war.
    Für die noch verbleibende halbe Stunde schloss sie die Augen und versuchte, ein wenig zu schlafen. Wer konnte schon wissen, wie lange sich die beiden Frauen unterhalten würden.
    Um kurz nach neun wurde Emily plötzlich von einem heftigen Klopfen gegen die Seitenscheibe des Autos geweckt. Sie schreckte auf und blickte verwirrt um sich. Bevor sie einen Blick auf die Person werfen konnte, die sie so unsanft geweckt hatte, spürte sie nur, dass ihr eiskalt war. Die junge Frau war komplett durchgefroren.
    Die Person , die draußen auf der Straße stand, musste Edwina sein, auch wenn sie viel zu jung wirkte. Vielleicht war es auch die Tochter, womit Emily auch noch eine Cousine hätte. Die Vorstellung behagte ihr. Steif und müde kletterte sie aus ihrem Auto und lächelte die Fremde an.
    „Hallo. Entschuldigung, ich bin wohl eingeschlafen. Und du bist…?“
    „Deine Tante Edwina! Was glaubst du denn? Komm herein, wir müssen dich erst einmal warm bekommen! Warum zum Teufel hast du eine halbe Stunde im Auto gesessen? Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass du herein kommst! Als du so gar keine Anstalten gemacht hast, wollte ich mal nachsehen. Hattest du vor, im Auto zu erfrieren?“
    Emily lächelte und ließ sich gern in die dicke Wolldecke einhüllen, die ihre Großtante aus dem Haus mitgebracht hatte . „Nein. Ich war zu früh dran und dachte, ich döse noch ein wenig nach der langen Fahrt. Ich wollte dich nicht stören, weil du doch neun Uhr gesagt hattest…“
    „Meine Güte, Mädchen. Bei so einer langen Fahrt ist es doch klar, dass du entweder zu früh oder etwas zu spät kommst! Mach das nicht noch einmal, hörst du? Ich sehe mal nach, ob ich noch Tee im Haus habe.“
    Emily nickte , während sie zusammen ins Haus gingen, und folgte ihrer Tante , die in den kleinen Küchenerker ging, mit ihrem Blick . Irgendetwas stimmte nicht an diesem Bild. Sie überlegte eine Weile, was es sein könnte, bis ihr auffiel, was es war: D ie Küche machte nicht den

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