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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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aussehenden Blätter zur Seite. Sütterlin zu lesen war nicht ihre Stärke, sie wollte sich später um diese Dokumente kümmern.
    Ein kleinerer Karton aus schlichter grauer Pappe. Sie öffnete ihn und fand kleine schwarz-weiße Bildchen mit einem weißen, gewellten Rand. So sahen alte Fotos aus. Katharina blätterte sie schnell durch. Eine Frau, der die Haare im Wind wehten, vor ein paar zerzausten Büschen. Die gleiche Frau, dieses Mal Hand in Hand mit einem Mann. Katharina sah genauer hin. Diese Frau sah Sina tatsächlich ähnlich, sie sah aber auch so aus, wie die Frau auf dem alten Bild in Neuseeland. Bis hierher keine Überraschung. Sina hatte erzählt, dass sie ihrer Großmutter ziemlich ähnlich sah – also musste diese Eva der neuseeländischen Ava ebenfalls ähnlich sehen. Neugierig drehte sie das vergilbte Papier um. »Eva und Hub« stand da. Also wirklich, Sinas Oma und Opa.
    Katharina griff nach den anderen Bildern. Eine Landschaftsaufnahme, wieder Hubertus (dieses Mal an einem Bergkreuz) und dann beide, offensichtlich in München auf dem Marienplatz. Das nächste Bild zeigte nur Eva, mit Hannelore auf dem Arm. Sie lächelte in die Kamera und sah sehr viel jünger als auf den anderen Bildern aus. Sogar ihre Falten waren verschwunden. Unglaublich, was Mutterglück bewirken konnte. Auf diesem Bild unter der zerzausten Palme strahlte Eva nur so in die Kamera. Katharina hielt inne. Palme? Hatte Hannelore nicht gerade eben noch gesagt, dass ihre Mutter nicht ins Ausland wollte? Vorsichtig drehte sie das Bild um. Ein fast verwaschener Stempel. »Westport, NZ.« Wieder sah Katharina die Vorderseite an. Eva, eindeutig Eva. Was hatte dieses Bild sonst in diesem Karton verloren? Aber warum Westport? War das Kind auf diesem Bild wirklich Hannelore. Oder war es doch … Junior?
    Aufgeregt kramte sie weiter in den Bildern. Familie in Berlin, Hannelore im Tierpark. Dann wieder Eva mit einem fremden Mann. Älter, kräftig und mit Vollbart. Und wieder auf der Rückseite der Stempel »Westport, NZ.« Konnte es sich bei diesem Mann wirklich um John Denson handeln?
    Katharina schlug das Herz bis zum Hals. Wenn das stimmte, was sie da gerade entdeckte, dann war die Ähnlichkeit von Sina zu dieser Ava Denson kein merkwürdiger Zufall mehr. Dann war Ava Denson ihre Großmutter, die hier in Deutschland unter dem Namen Eva Gehrling in Berlin gelebt hatte. Die noch einmal geheiratet und nie wieder den Kontakt nach Neuseeland gesucht hatte … Und es bedeutete … Jetzt verschlug es Katharina endgültig den Atem. Junior war noch immer in Neuseeland. Sina hatte einen Onkel, der in dem Land lebte, in dem sie im Moment war. Das musste sie sofort erfahren! Aber erst einmal wühlte Katharina hektisch weiter in dem Stapel Bilder. Und sie wurde noch zweimal fündig. Das eine Bild zeigte drei Frauen, die nebeneinander standen und in die Kamera lachten. Schon nach dem Wenigen, was Sina von Ruihas Erzählungen weitergegeben hatte, war Katharina sofort klar, wer sie da anstrahlte: Da war die dunkle Ruiha, die ein bisschen schüchtern wirkte und offenbar versuchte, sich im Hintergrund zu halten. Und natürlich Miriam. Blonde Locken und ein ansteckendes Lachen, sogar nach so vielen Jahrzehnten. Das Bild musste vor dem schrecklichen Unglück in Matakite entstanden sein, zu einer Zeit, als die drei Frauen noch ohne große Sorgen in den Tag hinein lebten.
    Das vierte und letzte Bild aus Westport, das Katharina fand, beseitigte endgültig alle Zweifel an der Identität von Ava Denson alias Eva Gehrling. Es war haargenau das Bild, das Sina in dem Fotoalbum gefunden hatte. Der Fotograf hatte offenbar mehr als einen Abzug von diesem Porträt von Ava gemacht.
    Für einen Moment atmete Katharina tief durch. Was bedeutete dieser Fund für die Familie Gehrling? Was, wenn sie mit dem heimlichen Leben der Großmutter ein Problem hatten? Katharina schüttelte den Kopf. Blödsinn. Es wurde höchste Zeit, dass diese Wahrheit nach so vielen Jahrzehnten endlich ans Licht kam! Sie sah noch einmal in den Umzugskarton. Auf seinem Boden lag ein glatter, grüner Kieselstein. Abgegriffen von vielen Jahren, in denen jemand diesen Stein mit sich herumgetragen hatte. Katharina nahm ihn in die Hand. Er war dunkelgrün, geformt wie ein flacher Halbmond. Sie hielt ihn gegen das Licht und sah, wie ein schwacher, dunkelgrüner Schimmer sich in ihren

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