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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Stuhl, den ich noch vor ein paar Minuten achtlos wieder aufgestellt hatte. Da hatte ich noch nicht geahnt, dass Miriam sich mit Hilfe dieses Möbelstücks aus dem Leben verabschiedet hatte. Einem Leben, das sie wohl schon seit der Geburt ihrer toten Tochter nicht mehr haben wollte, das ihr aber seit dem Anblick meiner Vergewaltigung in der letzten Nacht wie eine Strafe vorgekommen sein musste.
    Vorsichtig legte der Arzt seinen Finger an Miriams Hals und schüttelte dann den Kopf. »Sie lebt nicht mehr. So kalt wie sie ist, ist sie wahrscheinlich schon letzte Nacht gestorben. Wir können Sie nur noch aus dieser unwürdigen Situation befreien …«
    Also umklammerte ich ihre Beine, während er mit einem Skalpell das Seil durchsäbelte, an dem sie sich aufgeknüpft hatte. Erst jetzt sah ich, dass es eine der Kordeln war, die ihre Vorhänge zurückhielten. Mit den Troddeln hatte Junior noch vor wenigen Monaten unschuldig gespielt. Sie trug immer noch die gleiche Kleidung wie gestern, als sie mich und Angus in der Küche beobachtet hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich nur wenig später das Leben genommen. Der Arzt legte sie ordentlich auf das Bett, legte die Arme an ihre Seite und deckte die Bettdecke über sie. Dann sah er mich kopfschüttelnd an. »Wo ist denn Mr. MacLagan? Ist das hier nicht das gemeinsame Schlafzimmer deiner Herrschaften?«
    Â»Ich denke, er ist in Westport, da ist er meistens«, erklärte ich. »Hier in Seddonville sind … waren nur seine Frau, sein Sohn und ich ständig anwesend.«
    In diesem Moment hörte ich Junior in der Küche. Ich hatte ihn einfach abgesetzt, als ich mit dem Arzt angekommen war – aber jetzt musste ich unbedingt nach ihm sehen. Die Lebenden hatten mehr Rechte als die Toten. Doch bevor ich ging, um nach ihm zu sehen, drehte ich mich noch einmal zu dem Arzt um. »Ich weiß nicht, wer nach Westport fährt, um Master Angus von seinem Verlust zu unterrichten, aber ich werde das nicht tun können. Ich muss mich um das Kind kümmern.«
    Der Arzt nickte. »Ich kümmere mich darum. Der arme Mann hat in letzter Zeit einfach zu viel erdulden müssen. Erst das Unglück in seiner Mine wegen dieses unmöglichen Geschäftspartners – und jetzt seine Frau, die offensichtlich diesem Schicksalsschlag nicht gewachsen war …« Er schüttelte traurig den Kopf.
    Einen Augenblick lang wollte ich so gerne widersprechen, ihm erklären, dass die Schicksalsschläge für Master Angus mehr als verdient waren – und er seine Frau mit seinen Handlungen in den Tod getrieben hatte. Aber dann schloss ich nur meinen Mund wieder. Was half es, wenn ich diesen Arzt ins Vertrauen zog? Wie Angus schon gesagt hatte: Mit dem Schnitt in seinem Oberarm konnte er mich jederzeit als gewalttätige Eingeborene hinstellen.
    Also ging ich nur langsam die Treppe hinunter, nahm Junior von seinen Spielsachen – Kartoffeln und Äpfel – in der Küche fort und trug ihn in den Garten. Hier ließ er sich schnell mit einem Stock ablenken, mit dem er die Blumen köpfen konnte. Ich sah ihm mit einer gewissen Befriedigung zu. Wenn schon sonst nur Unglück und Tod in diesem Haus herrschten, dann musste ich ja nicht auch noch die Blumen bewahren. Im Gegenteil. Ich fand es mehr als passend, dass sie alle geköpft wurden und die Blüten welkend auf dem Boden landeten.
    Keine Ahnung, wie der Arzt das bewerkstelligte, aber tatsächlich kam Angus nur ein oder zwei Stunden später an. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er aus dem Auto sprang und ins Haus stürmte. Ich hörte, dass er die Treppe nach oben rannte und dabei immer zwei Stufen auf einmal nahm. Und dann hörte ich ihn aufschreien. Schreien wie ein verwundetes, wildes Tier. Da wusste ich, dass er an Miriam auf seine Art gehangen hatte. Aber seine Art zu lieben, hatte ihr nicht gutgetan, seine Liebe würde wohl niemandem guttun …

26.
    Die nächsten Tage verbrachte ich wie im Fieber. So viel war zu bedenken, so viel zu tun. Miriams Beerdigung musste vorbereitet werden. Angus war keine Hilfe: Er vergrub sich in sein Arbeitszimmer, wollte weder über Blumenschmuck noch den passenden Sarg sprechen. Immer wenn ich anklopfte, ertönte nur ein abwehrendes »Verschwinde!« aus seinem Zimmer.
    Marama war einfach zu jung, um mir eine Hilfe zu sein. Ich beschloss, dass ich für meine Freundin eine Beerdigung ausrichtete, wie ich sie mir

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