Der Tanz des Maori (epub)
fragte ich vorsichtig.
Sie musterte mich noch einmal. »Ich hab gedacht, dass du hübscher bist. Er hat immer von der Maori erzählt, die so verführerisch durch sein Haus läuft. Und jetzt schieà los: Wo soll ich dir helfen? Bekommst du ein Kleines?«
Ich nickte nur.
»Von Angus?«
Wieder ein Nicken.
»Warum hast du ihn rangelassen? Hast du gehofft, dass er dich heiratet?«
Heftig schüttelte ich den Kopf. »Ich wollte nicht!«, rief ich. »Aber er hat einfach â¦Â« Mir kamen die Tränen â diese Wahrheit konnte ich einfach nicht aussprechen.
»Kindchen, so sind Männer. Was sie nicht bekommen, das holen sie sich einfach. Besonders, wenn es Männer wie Angus sind. Bei denen ist ein Nein nichts wert.«
Während sie redete, machte sie einen Kaffee an dem kleinen Herd. Ich sah ihre nackten Beine an, die aus ihrem verwaschenen rosa Nachthemd ragten. Krampfadern zeichneten sich überdeutlich ab. Betty war eindeutig nicht mehr die Jüngste. Was die Männer nur an ihr fanden?
SchlieÃlich stellte sie eine Tasse von dem dunklen Gebräu vor mir ab. »Trink!«, forderte sie mich unwirsch auf, setzte sich mir gegenüber und musterte mich noch einmal eingehend, bevor sie weiterredete.
»Du kannst zu Eloise gehen. Eine Hexe, kennt Kräuter und weiÃ, wie man ein Balg wegmachen kann.«
Tief in mir krampfte sich etwas zusammen, als ich das Wort »wegmachen« hörte. Es klang schrecklich, so als ob man ein fauliges Stück Obst wegschneiden würde. Trotzdem fragte ich weiter. Jetzt gab es keinen Weg zurück. »Wo kann ich Eloise finden?«
»Sie wohnt in einer Hütte Richtung Süden, ein paar Kilometer, nachdem du Westport hinter dir hast. Kannst du gar nicht verfehlen. Ist soân dunkles Haus unter einem Baum. Sieht unheimlich aus. Aber die meisten Mädchen überleben. Habâ aber auch schon erlebt, dass eine verblutet ist. Kann passieren. Und Geld will sie auch. Aber das kann Angus dir ja geben.«
Ich biss mir auf die Lippen. Dafür müsste ich ihm erst einmal von dem Kind erzählen â und das wollte ich unbedingt vermeiden. Betty erriet sofort, was ich dachte.
»Musst es ihm halt sagen. Ist ja nicht deine Schuld, wenn der geile Bock dich bespringt. Hätte ja auch zu mir kommen können, ich freu mich immer, wenn er da ist. Guter Kunde!«
»Ich will aber nicht â¦Â«, begann ich müde, aber sie wehrte nur ab. »Du kannst das sicher nicht zahlen. Hol dir das Geld!«
Langsam stand ich auf und reichte ihr meine Tasse. »Ich muss jetzt gehen«, erklärte ich. »Es wird allmählich hell, mich soll niemand hier sehen.«
Sie sah mich wieder aus ihren müden Augen an. »Ist mir recht. Von mir weiÃt du aber nichts. Du bist nie hier gewesen, verstanden?«
Ich nickte nur und lieà sie dann in ihrer Küche sitzen. Vorsichtig schob ich mich durch die Eingangstür und sah mich in alle Richtungen um. Die StraÃe war leer, keiner würde mich sehen. Also machte ich mich so schnell es ging auf den Heimweg. Zeit für ein Frühstück mit Junior und Marama. Und für ein Gespräch mit Angus â aber diesen Gedanken schob ich erst einmal weit weg.
Natürlich habe ich an diesem Tag nicht mit ihm gesprochen. Und am Tag darauf auch nicht.
27.
Stattdessen ging ich zu Eloise. Heimlich hoffte ich, dass sie Mitleid mit mir haben würde. Es war schlieÃlich eine Sache, wenn ein leichtes Mädchen aus Bettys Haus das unerwünschte Ergebnis ihrer »Arbeit« loswerden wollte â und eine ganz andere Sache, wenn ein Mädchen, dem Gewalt angetan worden war, die Folgen dieser Tat ungeschehen machen wollte. Als ich an ihr Häuschen kam, stand sie in ihrem üppigen Kräutergärtchen und zupfte kleine Blätter von einem mickrigen Strauch. Als ich mich neben sie stellte, sah sie kaum zu mir auf. Eine Frau mit hellen Augen und Unmengen von Sommersprossen. Nicht mehr ganz jung, aber auch nicht alt.
»Wer schickt dich?«
»Niemand. Aber ich brauche Ihre Hilfe â¦Â«
Für den Bruchteil einer Sekunde hielten ihre Finger über dem nächsten Blättchen inne. Dann zupften sie so schnell weiter wie zuvor. »Hast du Geld?«
»Nur ein paar Dollar â¦Â«
»Dann kann ich dir auch nicht helfen.« Die Blättchen landeten weiter in dem flachen Korb, aber Eloise hatte mir ihren Rücken zugedreht.
»Aber mein Master
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