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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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doch mehr arbeiten!«, rief ich. »Und nicht seine Tochter zu einem Pakeha in den Haushalt verkaufen!«
    Als meine Mutter mich jetzt ansah, konnte ich in ihren Augen die Tränen sehen. »Dein Vater ist kein schlechter Mann«, flüsterte sie. »Aber er kann nicht jeden Tag zur Arbeit gehen, das würde er wohl nicht überleben. Dafür liebt er die Freiheit viel zu sehr.«
    Â»Warum hat er dann sechs Kinder? Damit wir für ihn arbeiten?« Ich konnte mich jetzt nicht mehr beherrschen, so sehr musste ich weinen. Nur einer meiner Brüder war noch älter als ich, er arbeitete schon seit zwei Jahren bei einem Schmied. Und jetzt war also ich dran. Meine Mutter nahm mich in den Arm und tröstete mich, so gut sie es konnte – aber ich wusste schon damals, dass das nichts an ihrer Entscheidung änderte. Ich sollte als Haushälterin zu John Denson kommen, da konnte ich heulen und schimpfen so lange ich wollte.
    Nicht einmal eine Woche später brachte meine Mutter mich zu Densons Haus. Die Tasche mit meinen wenigen Kleidungsstücken war erschreckend klein. Das Haus war wirklich schön, die Mauern waren aus Stein, und die Eingangshalle erschien mir so groß wie in einem Palast. Denson zeigte mir mein Zimmer. Es lag unter dem Dach, hatte ein schönes Fenster, aus dem ich fast bis zum Meer sehen konnte. Es war überhaupt das allererste Mal in meinem Leben, dass ich ein Zimmer nur für mich hatte. Bis jetzt hatte ich meine kleinen Schwestern immer bei mir, unsere Hütte hatte nur drei Zimmer. Das war nicht ungewöhnlich: Es gab einfach keine größeren Hütten in unserem Dorf. Jetzt hatte ich sogar einen Tisch, einen Stuhl und einen Schrank für mich alleine.
    Auch der Rest gefiel mir: Denson hatte das ganze Haus mit hellen Stoffen eingerichtet, deswegen gab es keine düsteren Ecken. Die Sessel und Polster waren mit leuchtend roten Kissen verziert, sie machten einem bessere Laune, wenn man sie nur ansah! Und auf dem hellen Holzboden hatte er Teppiche und Läufer von einem Blau gelegt, wie es das Meer kurz vor Sonnenuntergang hat. Als Letztes zeigte er mir die Küche, in der ich künftig viel arbeiten würde. Das war die größte Überraschung: In der Mitte war ein großer Backofen, an den man von allen Seiten hintreten konnte. In den Schränken standen schöne, neue Töpfe und weißes, wertvolles Porzellan. Denson wollte wohl an nichts sparen für seine neue Frau.
    Er selber wirkte einfach nur geschäftsmäßig – er kaufte mich ein, wie er vorher die Töpfe gekauft hatte. Als er mir die Küche gezeigt hatte, nickte er allerdings freundlich. »Wenn du noch irgendetwas benötigst, dann habe keine Scheu, es mir zu sagen. Schließlich sollst du Ava dabei helfen, sich hier einzugewöhnen.«
    Erst einmal brauchte ich selber Zeit, um mich an das Haus zu gewöhnen. Es war zwar nur eine knappe Stunde von unserem Dorf entfernt, aber für mich war das eine neue Welt. Die Pakehas in ihren steifen Anzügen und mit ihrem feinen Gehabe waren mir einfach nur fremd. Und dann sollte ich plötzlich für Denson kochen. Heute weiß ich, dass er unglaublich geduldig war. Ich hatte bei meiner Mutter nur ein paar Aufläufe gelernt – und ich wusste natürlich, wie ein Hangi geht. Aber das half mir alles nichts auf diesem modernen Herd in der Mitte der Küche. Denson bekam von mir in den ersten Wochen verkochte Süßkartoffeln, zähes Fleisch und matschige Früchte – aber er ließ sich nicht einmal anmerken, dass er von meinen Kochkünsten entsetzt war. Stattdessen machte er immer nur Vorschläge. »Versuch doch mal, das Gemüse ein bisschen zu salzen – oder das Fleisch nicht einfach nur in kochendes Wasser zu werfen«, murmelte er freundlich, bevor er mein schreckliches Essen in sich hineinschob …
    Natürlich war ich auch wahnsinnig stolz, dass ich auf dem Markt plötzlich wie eine erwachsene Frau auftreten konnte. Ich lief herum, wählte aus, was ich nach Hause bringen wollte und fällte meine eigenen Entscheidungen. Natürlich haben die Händler meine Unwissenheit gnadenlos ausgenutzt. Die Eier, die ich bekam, waren immer schon angebrütet, der Fisch nicht mehr frisch und das Gemüse kurz vor dem Schimmeln. Ich glaube, ich war die schlechteste Haushälterin von ganz Seddonville – und dann kam Ava.
    Keiner ahnte, wann genau sie ankommen würde.

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