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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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so wunderschön, sie kann unmöglich tot sein!«
    Â»Doch«, erklärte auch Ava ihr. »Sie atmet nicht. Deine wunderschöne Tochter ist ein Engel.«
    Immer und immer wieder schüttelte Miriam den Kopf. Es war schon heller Vormittag, als sie uns bat, sie mit ihrer Tochter alleine zu lassen. Widerstrebend gingen wir. Immerhin konnte ich die kleine Dienerin noch bitten, uns doch am Abend kurz zu besuchen, um uns zu sagen, wie es Miriam ging. Ob Angus ihr wenigstens in diesen schweren Stunden eine Hilfe war?

19.
    Der Tag und die darauf folgende Nacht vergingen quälend langsam. Das Dienstmädchen von Miriam kam nicht mehr zu uns. Wir wagten uns kaum vor die Tür – schließlich waren sich die Einwohner von Seddonville sicher, dass wir an dem Unglück die Schuld trugen. Ava schloss sich stundenlang in das alte Arbeitszimmer von John ein.
    Ich wusste: Sie sichtete alle Unterlagen, Konten, Verträge und Verpflichtungen.
    Ich erinnere mich wie heute, wie sie nach einem langen Tag in dem Arbeitszimmer zu mir in die Küche kam. Sie ließ sich auf einen der Stühle fallen und sah ein Weilchen dem kleinen Junior zu, der fröhlich glucksend mit ein paar Kochlöffeln und einem Messbecher spielte. Mit einem leisen Seufzer fing sie an zu reden: »Ruiha, du kannst dir nicht vorstellen, wie leid es mir tut – aber ich kann dich nicht mehr bezahlen. Ich weiß, du hast John schon viele Jahre gute Dienste geleistet, du bist mir in den vergangenen Jahren eine gute Freundin geworden. Aber egal, wie ich es drehe und wende: Ich kann mir nicht leisten, dein Gehalt zu zahlen.«
    Â»Ich könnte doch einfach ein paar Monate lang auf das Geld verzichten«, schlug ich vor. »Bis es Ihnen etwas besser geht, meine ich. Sie können es mir dann gerne später zahlen!«
    Langsam schüttelte Ava den Kopf. »Du bist eine gute Seele, Ruiha. Ich hätte wirklich nichts lieber gesehen, als dass Junior weiter hier bei dir in der Küche spielt und unter unserer Aufsicht langsam zu einem echten Sohn seines Vaters heranwächst. Aber so ist es nicht. Ich weiß auch nicht, wann ich wieder Geld haben werde. Ich möchte nicht, dass irgendjemand in Seddonville das erfährt – aber die Wahrheit ist, dass ich völlig pleite bin! Ich habe keinen einzigen Cent mehr, weiß nicht einmal, wovon ich für Junior und mich das Essen kaufen soll!« Verzweifelt knetete sie ihre Hände in ihrem Schoß.
    So hatte ich sie noch nie gesehen. Seit Jahren war Ava fröhlich gewesen, hatte sehr selbstbewusst über ihr Leben bestimmt und die Liebe von John genossen. Bis vor zwei Wochen hatten sie und John in Wohlstand gelebt. Zumindest war es mir immer so vorgekommen. »Vielleicht gibt es ja doch irgendwo noch Geld? Es könnte doch sein, dass Sie es nur nicht finden?«, schlug ich vor.
    Ava lachte bitter auf. »Sicher. Der geheime Goldschatz. Ich weiß sogar, wo er steckt: John hat sein ganzes Geld in Matakite gesteckt. Die Mine warf auch viel Geld ab, das stimmt. Aber John meinte ständig, dass man auch investieren müsste. Wahrscheinlich hat er die Stützbalken gekauft, die Angus dann gewinnbringend weiterverkauft hat. Aber das können wir nie nachweisen, weil mein Mann so gerne seine Geschäfte per Handschlag besiegelte …«
    Â»Aber Sie könnten doch Angus besuchen und ihm sagen, dass ihr abrechnen müsst. Wenigstens die Gewinne der Mine, die verblieben sind, redlich teilen.« Schon als ich das sagte, wusste ich, dass es ein dummer Vorschlag war. Angus würde niemals sein Geld freiwillig hergeben.
    Ava sah das genauso. Sie nickte nur. »Immerhin hat John mir in den letzten Jahren zu jedem Hochzeitstag Schmuck geschenkt. Ich denke, der ist auch wertvoll. Ich werde versuchen, ihn zu verkaufen.«
    Ich legte die Hand vor meinen Mund, so erschrocken war ich. »Aber die Erinnerung …«
    Ava biss sich auf die Lippen. »Jetzt zählt erst einmal meine beste Erinnerung an John: Junior! Und der muss genug essen, muss angezogen werden und braucht auch ein warmes Zimmer. Das ist jetzt wichtiger als ein bisschen Gold.«
    Schon am nächsten Tag ging sie zu Mr. Turnbull, einem Mann in Seddonville, der dafür bekannt war, dass er hin und wieder Schmuck aufkaufte. Ein finsterer Typ, vor dem ich mich immer gefürchtet hatte. Er verlieh auch Geld, aber angeblich erging es denjenigen bitter, die es nicht schafften, ihre Kredite zurückzuzahlen.

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