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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ernst. Jeden Tag bestürmt er mich zwei Stunden lang mit Fragen zur Verwaltung, dann schließt er sich mit den Beratern seines Vorgängers ein, die ihn in der Ausübung seines Amtes unterweisen… Nur, auf dieser Reise wird er nicht viel von der Landschaft sehen.»
    «Und mein geliebter Bruder?»
    «Chenars Schiff ist ein schwimmender Palast. Der neue Oberste Gesandte hält offene Tafel und verheißt Ägypten unter deiner Herrschaft eine glanzvolle Zukunft.»
    «Hält er mich immer noch für einen unbelehrbaren Dummkopf?»
    «Die Wahrheit ist vielschichtiger», meinte Ameni. «Daß er dieses Amt erlangt hat, stellt ihn anscheinend wirklich überaus zufrieden.»
    «Würdest du so weit gehen, zu vermuten, daß er noch mein Verbündeter wird?»
    «Im Grunde seines Herzens gewiß nicht. Doch der Mann ist schlau und kennt seine Grenzen. Du hast die Klugheit besessen, seinen Machthunger zu stillen und ihm zu gestatten, weiterhin im Vordergrund zu stehen. Glaubst du nicht, daß er auf dem für einen reichen Adligen schmeichelhaften Sessel bald in Schlaf versinken wird?»
    «Mögen die Götter dich erhören!»
    «Aber du solltest jetzt auch schlafen. Morgen steht dir ein mühevoller Tag bevor: nicht weniger als zehn Audienzen und drei Empfänge. Bist du mit deinem Bett zufrieden?»
    «Es könnte nicht besser sein», dachte der König und warf einen Blick auf seine Ruhestatt: eine Kopfstütze, ein zwischen starke, durch Zapfen verbundene Holzrahmen gespanntes Geflecht aus Hanfseilen, vier Füße in der Form von Löwenpranken und ein mit Kornblumen, Mandragora- und Lotosblüten verziertes Fußbrett.
    «Fehlen dir nicht ein paar weiche Kissen?» fragte der Oberste Schreiber des Königs.
    «Ein einziges reicht mir.»
    «Das gewiß nicht! Sieh dir doch dieses erbärmliche Ding an…»
    Ameni hob das Kissen hoch, das am Kopfende des Bettes lag. Zu Tode erschrocken wich er zurück.
    Ein schwarzer Skorpion, aus seiner Ruhe aufgeschreckt, war bereit zum Angriff.
     

FÜNFUNDZWANZIG
     
     
    RAMSES MUSSTE SELBST Serramanna trösten. Der Vorsteher der Leibwache konnte nicht begreifen, wie der Skorpion in die Kajüte seines Herrn geschmuggelt worden war. Auch ein strenges Verhör der Bediensteten zeitigte kein Ergebnis.
    «Sie trifft keine Schuld», stellte der Sarde fest. «Ich muß deinen Haushofmeister befragen.»
    Ramses widersetzte sich diesem Ansinnen nicht.
    Roinet schätzte Serramanna zwar nicht übermäßig, erhob aber keinerlei Einwände, als der Herrscher ihn aufforderte, ohne Umschweife die Fragen des Sarden zu beantworten.
    «Wie viele Personen dürfen dieses Gemach betreten?»
    «Fünf. Nun ja… Fünf gehen ständig ein und aus.»
    «Was soll das heißen?»
    «Bisweilen, wenn wir in einem Hafen anlegen, stelle ich ein oder zwei Aushilfskräfte ein.»
    «Und im letzten Hafen?»
    «Da habe ich in der Tat einen Mann beauftragt, die Betttücher abzuholen und in die Wäscherei zu tragen.»
    «Sein Name?»
    «Der steht auf der Liste derer, die entlohnt wurden.»
    «Das bringt uns nicht weiter», befand der König. «Dieser Mann hat gewiß einen falschen Namen angegeben, und wir haben nicht die Zeit, zurückzufahren und ihn zu suchen.»
    «Davon hatte ich keine Ahnung», schimpfte Serramanna. «Das macht meine Sicherheitsmaßnahmen vollkommen zunichte.»
    «Was ist denn geschehen?» fragte Romet verwundert.
    «Das brauchst du nicht zu wissen! Aber ich möchte in Zukunft jeden durchsuchen, der das Schiff Seiner Majestät betritt, ungeachtet dessen, ob es sich um einen General, einen Priester oder um einen Straßenkehrer handelt.»
    Ramses nickte zustimmend.
    «Und… was ist mit den Mahlzeiten?»
    «Einer deiner Köche wird in meinem Beisein die Gerichte kosten.»
    «Wie es dir beliebt.»
    Darauf verließ Romet das Gemach des Königs. Wütend hieb der Sarde mit der Faust gegen einen Balken, der laut ächzte.
    «Der Skorpion hätte dich nicht zu töten vermocht, Majestät», erklärte Serramanna, «aber dich hätte hohes Fieber befallen.»
    «Und das wäre das Ende dieser Reise gewesen… Ein Fehlschlag, den man der Mißgunst der Götter zugeschrieben hätte. Das war wahrscheinlich auch der Zweck dieses Anschlags.»
    «Ein derartiger Zwischenfall wird sich nicht wiederholen», gelobte der Sarde.
    «Ich fürchte doch, solange wir den wahren Schuldigen nicht kennen.»
    Mißmutig verzog Serramanna das Gesicht.
    «Hegst du einen Verdacht?» wollte der König wissen.
    «Die Menschen sind bisweilen undankbar.»
    «Sprich aus, was du

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