Der Tempel zu Jerusalem
zurückgekehrt, denn er ist nicht fähig,
Pläne zu zeichnen, die Salomo zusagen. Der König hat sein Projekt aufgegeben.
Die Priester sind zufrieden und mächtiger denn je. Salomo ist doch nur ihr
Gefangener.»
«Und was
hältst du von diesem Hiram?»
«Ein
Fremdling… dem ist Israels Schicksal einerlei. Und außerdem ein neuer Tempel…
wozu soll der gut sein?»
Während die
Sonne unterging und mit dem Erscheinen der Sterne ein neuer Tag begann, richtete
Hiram ein ägyptisches Gebet an das Licht, das den Abend weihevoll umgab. Er
entzündete eine Öllampe, deren dunkelgoldenes Licht den anderen Lichtern
antwortete, die von Haus zu Haus wie eine lange Kette entzündet wurden, welche
die Finsternis besiegte. Der Baumeister setzte sich auf das Flachdach seiner
vorübergehenden Bleibe und betrachtete den Polarstern, durch den die Weltachse
ging, um die sich die unermüdlichen Planeten drehten. Die warme Erde verströmte
den Duft von Thymian und Feldblumen, und der verwehte im Frieden eines
lapislazuliblauen, unendlichen Himmels. Wie verbittert man in Jerusalem sein
mußte, da man sich von einem ungetreuen Oberbaumeister verraten fühlte!
Hiram genoß
die köstliche Stille einer Abenddämmerung, der dennoch das Plätschern des Nils,
die Majestät der von den Vorfahren erbauten Tempel, das Geheimnis der Wüste
fehlte, in der die reinen Linien der künftigen Baudenkmäler geboren wurden. Es
drückte Hiram das Herz ab, und er war versucht zu fliehen. Was er wollte, war
die gelassene Fülle dieser Augenblicke, nicht der erbitterte Kampf, der in der
Stadt Salomos tobte. Er wollte seine Werkzeuge niederlegen, den Bau vergessen
und den Weg einschlagen, der nach Ägypten führte, dieser von den Göttern
geliebten Erde.
Hiram überquerte einen
Wasserweg, durch den man einen kleinen Damm gebaut hatte. Die hebräischen
Bauern hatten sich bei den von den Pharaonen erfundenen Methoden einiges
abgeschaut und ein Kanalnetz gebaut, das wirksam gegen die Trockenheit half.
Hier, an der Grenze zu Samaria, im Norden Jerusalems, am Zusammenfluß von
Jabbok und Jordan, hatte der Baumeister gefunden, wonach er suchte. Salomos
Auftrag unterlag völliger Geheimhaltung. Daher hatte der Oberbaumeister, der
mitten in der Nacht aufgebrochen war, nicht einmal seinen Hund mitgenommen.
Die Priester
jubelten über Hirams Flucht. Dieser trügerische Sieg beschwichtigte ihre
Gehässigkeit und minderte ihre Wachsamkeit. Salomo wollte Zadok lieber nicht
offen angreifen. Da Hirams Plan in ein heikles Stadium kam, hatte Salomo ihn
gebeten, so vorsichtig wie möglich vorzugehen, damit die Tat nicht durch
irgendeine List der Priesterkaste durchkreuzt würde.
In der
unebenen Gegend, die Hiram untersuchte, verbarg sich ein Kupferbergwerk, das in
alten Texten von Landvermessern erwähnt wurde. Die Gegend bot vor allem einen
ausgezeichneten Ort zum Bronzegießen, denn aus dem vorliegenden Ton ließen sich
hervorragende Formen fertigen. Den Arbeitern stand beliebig viel Wasser zur
Verfügung. Der Wind reichte für den Abzug kleiner Öfen, die nur von
fachkundigen Handwerkern bedient werden würden. Die Bronze konnte im Takt der
Hämmer in Sandkanälen entlanglaufen. Wer anders als Hathor, die Herrin der
Türkise, lehrte die Kunst des Gießens?
Doch der
Oberbaumeister stieß auf eine Schwierigkeit: Das Land gehörte einem Bauern,
dessen Ehefrau Tochter eines Priesters aus Zadoks Geschlecht war. Wenn der
König mit einem Befehl eingriff, würde das den Zorn des Hohenpriesters
auslösen, er würde die Gerichte anrufen und damit den guten Fortgang der
Arbeiten aufhalten. Daher hatte sich Hiram verpflichtet, die Angelegenheit
mittels eines vorschriftsmäßigen Kaufs zu erledigen.
Der Bauer
bearbeitete ein Stückchen Land. Würziger, vertrauenerweckender Erdgeruch stieg
Hiram in die Nase. Als der Bauer Hiram erblickte, stellte er die Arbeit ein.
Der
Oberbaumeister legte eine Börse mit mehreren Schekeln und einen Vertrag auf
einen flachen Stein. Die Summe war viel höher, als das Land wert war.
Ohne Hast
ging der Bauer zu seinem Gehöft und holte von dort eine Balkenwaage mit
Basaltgewichten, einen Gegenstand, der sehr kostbar war und ihm erlaubte, auch
die kniffligsten Tauschhändel durchzuführen, ohne übers Ohr gehauen zu werden.
Er las den in schlichten Worten aufgesetzten Vertrag, wog die Silberstücke und
versicherte sich, was sie wert waren. Nachdem er sich überzeugt hatte, zog er
seine Sandalen aus und reichte sie dem Käufer. Von jetzt an
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