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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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erreichten wir die Bergwand mit einem schmalen Durchgang darin. Einer der Krieger sagte Renco, dass der Tempel am anderen Ende dieses Durchbruchs zu finden sei.
    Erneut tränkte Renco das Götzenbild. Es sang laut und das schrille Lied schnitt durch die Luft des frühen Morgens. Daraufhin betrat er den Durchbruch, die Katzen dicht hinter sich wie Kinder, die einem Lehrer folgten.
    Während wir im Licht unserer brennenden Fackeln die schmale Passage entlangschritten, versuchte einer der Inka törichterweise, einen der benommenen Rapas mit seinem spitzen Speer zu stechen. Als er jedoch dem Untier seine Waffe in die Flanke treiben wollte, wandte der Rapa sich um und knurrte grimmig, und der Krieger hielt mitten in der Bewegung inne. Anschließend sah die große Katze wieder nach vorn und nahm verzückt die Verfolgung des singenden Götzenbildes wieder auf.
    Der Krieger wechselte einen Blick mit einem Gefährten. Die Rapas mochten vielleicht in Trance gefallen sein, aber sie waren nicht völlig wehrlos.
    Jetzt verließen wir den schmalen Durchgang und traten in eine Art weiten, kreisrunden Canon. Wie Vilcafor gesagt hatte, schoss mitten darin ein schier unglaublich hoher Felsfinger in den nächtlichen Himmel auf.
    Links war ein Pfad in die Felswand gehauen – der Fluchtweg, dessen Bau Vilcafor seinem Volk befohlen hatte. Er wand sich in einer Spirale um den Canon und den steinernen Finger in dessen Mitte herum.
    Renco setzte den Fuß darauf und schritt langsam in die Höhe, das nasse Götzenbild in Händen. Die Katzen folgten ihm. Die Inkakrieger und ich selbst gingen langsam hinterher.
    Hinauf und weiter hinauf stiegen wir, der stetigen Krümmung des Pfades folgend.
    Schließlich erreichten wir eine Lianenbrücke, die sich über den großen Canon erstreckte und den Pfad mit dem steinernen Finger verband.
    Über den Abgrund hinweg blickte ich zu dem Felsenturm hinüber.
    Obenauf, umgeben von ein wenig niedrigem Laubwerk, erblickte ich eine prächtige Stufenpyramide, ähnlich denen, die man in den Ländern der Azteken findet. Ein schachtelähnliches Heiligtum war auf dem imponierenden dreieckigen Bau errichtet.
    Renco überquerte die Brücke als Erster. Die Katzen folgten ihm, eine nach der anderen. Sie tappten mit schlafwandlerischer Sicherheit über die lange, schwankende Hängebrücke. Die Krieger gingen als Nächste. Ich folgte als Letzter.
    Sobald ich die andere Se ite erreicht hatte, erstieg ich eine Reihe breiter, steinerner Stufen, die sich auf eine Lichtung öffneten, an deren Ende das Portal des Tempels lag, der Eingang.
    Breit und dunkel, viereckig und bedrohlich stand er gähnend weit offen, als wollte er jedermann auffordern einzutreten.
    Mit dem nassen Götzenbild in den Händen näherte sich Renco dem Portal. »Krieger«, sagte er fest. »Stellt euch an den Felsen!«
    Die sieben Inka und ich eilten zu dem Felsbrocken hinüber, der neben der gähnenden Öffnung des Tempels stand.
    Renco trat auf die Schwelle des Portals und tränkte das Götzenbild erneut mit Regenwasser, woraufhin es sein Lied fortsetzte.
    Die Katzen stellten sich vor ihm auf und starrten das singende Götzenbild wie hypnotisiert an.
    Renco ging einen Schritt weit in den Tempel.
    Die Katzen hinterher.
    Ein weiterer Schritt und die erste Katze folgte ihm ins Innere.
    Noch ein Schritt.
    Eine zweite Katze, dann eine dritte, eine vierte.
    Da goss Renco das restliche Wasser aus der Lamablase über das Götzenbild. Dann, nach einem letzten, ernsten Blick auf den kostbarsten Besitz seines Volkes, schleuderte er es in die dunklen Tiefen des Tempels hinab.
    Die Katzen sprangen dem Bildnis nach. Alle zwölf.
    »Rasch, der Felsen!«, schrie Renco und eilte wieder ins Freie. »Schiebt ihn vor!«
    Wir schoben gemeinsam.
    Polternd glitt der Brocken auf die Schwelle.
    Ich lehnte mich mit aller Kraft dagegen und kämpfte mit dem Gewicht des großen Steins. Renco tauchte neben mir auf und schob mit.
    Langsam rutschte der Felsen in das Portal zurück. Nur noch wenige Schritte.
    Fast hatten wir es geschafft …
    Nur ein paar … weitere …
    »Renco«, sagte auf einmal eine Stimme aus nächster Nähe.
    Es war die Stimme einer Frau.
    Renco und ich drehten uns um.
    Wir sahen Lena am Rand der Lichtung stehen.
    »Lena?«, fragte Renco. »Was tust du hier oben? Ich hatte dich doch gebeten …«
    In diesem Moment wurde Lena grob beiseite gestoßen, zu Boden geworfen, und plötzlich sah ich einen Mann auf den Steinstufen hinter ihr. In diesem einen, einzigartigen

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