Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
auszulegen, wenn man berücksichtigte, wie viele psychisch angeschlagene Cops in diese Praxis kamen.
Nach erstaunlich kurzer Zeit trat Antonia hinter dem Tresen hervor und öffnete die Tür zu Dr. Goodwins Sprechzimmer. »Sie können jetzt durchgehen.«
*
Dr. Sarah Goodwin war jünger, als Byrne erwartet hatte. Das passierte ihm oft in letzter Zeit. Wenn man in den Zwanzigern ist, sind alle Leute, die eine gewisse Bedeutung haben, älter, ob Ärzte, Anwälte oder Richter. Man möchte , dass sie älter sind. Sobald man die vierzig und die Gefilde jenseits dieses Alters erreicht hat, ändert sich die Perspektive.
Dr. Goodwin war eine zierliche Person mit kastanienbraunem Haar, das bis auf die Schultern fiel. Sie trug ein elegantes schwarzes Kostüm und eine weiße Bluse.
Beide nannten ihre Namen und reichten sich die Hand. Alles sehr nüchtern und professionell.
Das Sprechzimmer war klein und zweckmäßig eingerichtet. Es strahlte kein bisschen Wärme aus: die unerlässliche Couch mit Armlehnen, zwei harte Stühle vor dem aufgeräumten Schreibtisch, ein Ficus mit braunen Blättern in einer Ecke.
Byrne setzte sich. Dr. Goodwin drehte den Flachbildmonitor zu sich herum, sodass Byrne nichts sehen konnte.
»So«, sagte sie. »Wie geht es Ihnen?«
»Meinen Sie heute oder im Allgemeinen?«
»Beginnen wir mit heute.«
»Heute nicht schlecht«, log Byrne. »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ehrlich gesagt würde ich jetzt lieber arbeiten.«
»Kein Problem.«
Byrne suchte eine bequeme Haltung auf dem Stuhl. Er war zu klein. »Ich habe so etwas übrigens schon mal gemacht. Zweimal.«
»Ich weiß.«
Natürlich, dachte Byrne. Krankenakten behielten ewig ihre Gültigkeit.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich in beiden Fällen viel davon profitiert habe«, fügte er hinzu.
»Das ist okay. Wir betrachten das hier als Neubeginn.«
In Ordnung, dachte Byrne. »Worüber sollen wir reden?«
Dr. Goodwin lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Wir können über alles sprechen, worüber Sie sprechen möchten.«
»Ich möchte, dass dieses Gespräch etwas bringt, aber wir wissen beide, dass ich dazu gezwungen wurde. Vielleicht sollten wir über das sprechen, was mich in erster Linie zu Ihnen geführt hat.«
»Gut.«
Byrne suchte nach den richtigen Worten. »Es scheint in meiner Abteilung ein paar Leute zu geben, die der Meinung sind, dass ich Probleme habe, meine Wut zu kontrollieren.«
»Glauben Sie , dass es ein Problem für Sie ist?«
»Überhaupt nicht. Ich habe kein Problem mit meinen Wutausbrüchen. Ist doch ganz normal, dass man mal wütend wird.«
Dr. Goodwin lächelte. Sie war es gewohnt, dass die Patienten versuchten, ihre Probleme herunterzuspielen. »Möchten Sie über den Vorfall sprechen, der diese Episode herbeigeführt hat?«
Episode. »Okay. Was möchten Sie wissen?«
»Erzählen Sie mir, wie der Tag begann.«
Byrne musste darüber nachdenken. Er wusste natürlich, dass alles, was er in diesem Raum sagte, vertraulich behandelt wurde. Allerdings wusste er auch, dass diese Frau seinen Vorgesetzten gegenüber eine Empfehlung aussprechen würde. Er musste clever vorgehen. »Über den Fall kann ich nicht viel sagen. Es ist eine laufende Ermittlung.«
»Ich verstehe.«
Plötzlich begriff Byrne, dass er versuchte, diese Frau auszutricksen, die so etwas viel besser konnte als er. »Okay, dann lege ich die Karten jetzt auf den Tisch. In dem Fall, in dem wir ermitteln, geht es unter anderem um den Tod eines Kindes. Ich habe Probleme, wenn es um die Ermordung von Kindern geht.«
»Das ist verständlich, Detective«, sagte Dr. Goodwin. »In Ihrem Job ist das bestimmt häufiger der Fall.«
»Ja. Zu oft, muss ich leider sagen.«
Byrne erzählte von dem Tag, seinem Telefonat mit Gabriel und wie es dazu kam, dass er DeRon Wilson in dem Hausflur gegenüberstand.
»Fühlten Sie sich von Mr. Wilson bedroht?«
»Nein, an dem Tag nicht. Aber er hat ein langes Vorstrafenregister wegen Gewaltdelikten.«
»Wie haben Sie reagiert?«
Byrne beschloss, es laut zu sagen. »Ich habe die Nerven verloren. Ich habe Mr. Wilson an die Wand gestoßen.«
»Haben Sie Ihre Waffe gezogen?«
Selbstverständlich kannte Goodwin die Antwort auf die Frage. »Ja.«
»Obwohl Mr. Wilson keine Waffe gezogen hatte.«
»Ja, ich hatte das Gefühl, die Situation könnte eskalieren. Im Hausflur standen eine Menge Leute, und ich wusste nicht, was passieren würde.«
»Haben Sie gespürt, dass Sie die Nerven verloren haben? Dass Ihre
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