Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
gingen auf das Haus zu, das nach Mara Reubens Angaben ihrer Mutter gehörte. Byrne klopfte. Eine ältere schwarze Frau öffnete ihm.
»Ja?«, sagte sie. »Wollen Sie mir was verkaufen?«
»Nein, Ma’am«, erwiderte Byrne. »Kennen Sie eine Frau namens Mara Reuben?«
»Wen?«
»Ich habe mich in der Hausnummer geirrt«, entschuldigte Byrne sich. »Verzeihen Sie die Störung.«
Die Frau musterte die beiden argwöhnisch und schloss die Tür. Jessica hörte, dass sie dreimal abschloss.
Die beiden Detectives kehrten zum Wagen zurück.
»Sie ist mir an dem Tag aufgefallen«, sagte Jessica. »Du warst in der Kirche. Sie stand genau vor dem Reihenhaus, und ich dachte, sie wollte mit mir sprechen.«
»Und dir kam nichts an der Geschichte komisch vor?«
»Nein, nichts. Nun wissen wir, dass sie mich angelogen hat. Ihre Telefonnummer stimmt nicht, und ihre Mutter wohnt nicht in dem Haus. Außerdem war sie an dem Abend gar nicht da.«
»Jetzt fragst du dich, welche Lügen sie dir noch aufgetischt hat.«
»Ja, Detective. Ganz genau.«
Sie kehrten schweigend zum Roundhouse zurück. Die Sondereinheit, die in der Mordserie ermittelte, setzte sich aus Detectives, Kriminaltechnikern und Laboranten zusammen und umfasste vermutlich an die hundert Leute, die rund um die Uhr arbeiteten. Jessica fragte sich, wie eine geistesgestörte Person mit einem ausgeprägten, beunruhigenden Krankheitsbild es schaffte, der geballten Cleverness und Erfahrung so vieler Ermittler stets einen Schritt voraus zu sein.
Als sie an der Ecke Achte und Race Street auf dem Parkplatz standen, klingelte Jessicas Handy. Es war Hell Rohmer.
»Moment, Hell, ich schalte den Lautsprecher ein«, sagte Jessica.
»Wer hört denn noch zu?«
»Detective Byrne. Also, was gibt’s?«
»Ich bin mit dem Stein weitergekommen«, sagte Hell. »Jedenfalls, was die Aufschrift betrifft.«
»Was haben Sie herausgefunden?«
»Es dauerte eine Weile – für meine Verhältnisse jedenfalls –, aber jetzt weiß ich, dass es Griechisch ist. Und es ist nicht besonders gut geschrieben.«
»Was soll das heißen?«
»Ich meine damit nicht, dass es sich um einen schlecht formulierten Text handelt. Da steht ja nur das eine Wort. Aber aufgrund der Größe und des Werkzeugs, das benutzt wurde, ist es nicht sehr gut zu erkennen.«
»Was für ein Werkzeug wurde denn benutzt?«
»Das weiß ich nicht. Falls es Spuren hinterlassen hat, haben das Blut und der Speichel sie abgewaschen. Ich gebe den Stein jetzt an die Kriminaltechnik zurück.«
Die Waffenexperten der Kriminaltechnik untersuchten auch Werkzeuge und Spuren auf Werkzeugen.
»Da die Buchstaben ohne Sorgfalt in den Stein gehauen wurden, kamen zunächst mehrere Wörter infrage.«
Hell verstummte. Jessica nahm an, dass er seine Notizen durchsah. Als er nach einer Minute immer noch schwieg, wurde ihr klar, dass er gefragt werden wollte.
»Und was ist das für ein Wort, Hell?«
»Es ist ein Name. Ignatios.«
»Könnten Sie das buchstabieren?«
Hell buchstabierte den Namen. »Das ist die griechische Schreibweise von Ignatius.«
»Wissen Sie sonst noch etwas darüber?«
»Ich kann Ihnen sagen, dass er 1491 auf Schloss Loyola geboren wurde und 1556 in Rom starb.«
»Nein, Hell«, sagte Jessica. »Ich wollte wissen, ob es …«
»Ja, gibt es. Es ist keine richtige Kirche, eher eine Kapelle. Jedenfalls war es früher eine Kapelle.«
»Ist sie geschlossen?«
»Seit ein paar Jahren. Seitdem das alte Krankenhaus abgerissen wurde.«
Jessica hörte, dass ihr Handy piepte.
»Ich habe Ihnen gerade die Adresse geschickt.«
»Danke.«
»Kein Problem«, sagte Hell. »Ich hoffe, Sie sind zuerst da.«
Dieser Wunsch erfüllte sich leider nicht.
39.
Jessica und Byrne standen vor der Matratze. Neben ihnen standen Maria Caruso und Josh Bontrager.
Das Opfer bot einen grauenhaften Anblick. Die tote Frau, eine Weiße zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig Jahren, war nackt, und ein Tuch verdeckte ihre Augen.
Die alte Matratze, auf der sie lag, war blutgetränkt. Die Kehle der Frau war durchgeschnitten. Der Mörder hatte sie regelrecht abgeschlachtet. Die verzerrten Gesichtsmuskeln sprachen von dem unvorstellbaren Grauen in den letzten Sekunden ihres Lebens.
»Detectives?«, rief der Kriminaltechniker, der sich in dem kleinen Raum neben dem großen Keller aufhielt.
Jessica und die anderen gingen zu ihm. Als Erstes fielen Jessica die ungefähr ein Dutzend kleinen gelben Kegel auf, die die Kriminaltechniker dort
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