Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
Wut diese Reaktion herbeigeführt hat?«
Verdammt, dachte Byrne. Sagen Sie ruhig, was Sie denken, Doktor Sarah Goodwin.
»Ja, habe ich. Der Mann ist ein Menschenhändler und Drogendealer. Er hat für beides schon gesessen. Wenn ihm jetzt jemand eine Kugel in den Kopf schießen würde, würde ich mir ein schönes Abendessen gönnen und schlafen wie ein Murmeltier. Tut mir leid, aber das ist die Wahrheit.«
»Sie müssen sich nicht für Ihre Gefühle entschuldigen.«
Dr. Goodwin tippte etwas in den Computer ein. Byrne war dankbar für die Pause. Viel konnte er zu dieser Sache ohnehin nicht mehr sagen.
»Ich habe gehört, dass in der Mordkommission in letzter Zeit viele Ihrer Kollegen in den Ruhestand getreten sind«, sagte sie. »Hatte das irgendwelche spürbaren Auswirkungen auf Sie?«
Byrne dachte darüber nach. »Kann sein. Ich weiß, dass ich zu den älteren Detectives gehöre, die noch im Dienst sind.«
»Stört Sie das?«
»Eigentlich nicht. Ich fühle mich nicht wie ein Mann in meinem Alter. Ich habe fünfundzwanzig Jahre voll. Vielleicht suche ich nach einem Grund zu bleiben. Vielleicht ist dieser Grund ein Junge wie Gabriel. Es könnte sein, dass ich ihn nie wiedersehe. Gut stehen die Chancen jedenfalls nicht.«
Und dann geschah es. Byrne erzählte ihr alles über Gabriel. Die wahren Gründe. Das Wer, Warum und Wann. Die Ärztin schrieb alles auf.
»Das ist sehr lobenswert«, sagte sie.
Byrne war sich da nicht so sicher. »Darf ich Sie etwas fragen?«
»Natürlich.«
»Ich weiß, dass Sie mir nichts Genaues sagen können und keine Vertraulichkeiten preisgeben dürfen, aber Sie sehen hier eine Menge Polizisten. Worüber reden sie? Im Allgemeinen, meine ich.«
»Nun, wie viele andere Menschen auch sprechen sie über Angst.«
»Ich dachte eigentlich, genau das Gegenteil wäre der Fall.«
»Und das wäre?«
»Nun, ich habe keine Angst mehr.«
»Warum nicht?«
»Weil ich glaube, dass ich gesegnet bin. Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt hier sitze. Ich wurde zweimal angeschossen. Ich wurde niedergestochen. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich zusammengeschlagen wurde, und das mitunter sogar aus guten Gründen. Mir wurden die Sterbesakramente verabreicht. Zweimal. Und doch bin ich hier. Ich habe einen Job, den ich liebe, eine Partnerin, die ich liebe und in deren Hände ich jeden Tag mein Leben lege, ohne zu zögern. Ich habe einen Vater, der sich guter Gesundheit erfreut und der Ihre Dienste sicherlich nötiger hätte als ich. Ich habe eine wundervolle, intelligente Tochter, die ein größeres Herz hat als alle anderen Menschen, die ich kenne. Dr. Goodwin, Sie sitzen einem Mann gegenüber, der im Stand der Gnade lebt.«
»Glauben Sie an Gott, Detective?«
»Ja, ich glaube an Gott.«
Dr. Goodwin wartete ein paar Sekunden und tippte dann die neuen Informationen ein. Anschließend schaute sie auf die Uhr. »Es tut mir leid, aber unsere Zeit ist für heute um.«
»Jetzt habe ich gerade Gefallen an unserem Gespräch gefunden.«
»Ist es nicht immer so?«, fragte sie mit einem Lächeln. Ihr ganzes Verhalten änderte sich, wenn sie lächelte. »Sie müssen noch einmal zu mir kommen, ehe ich meinen Bericht schreiben kann. Möchten Sie jetzt einen Termin vereinbaren?«
Byrne zeigte auf das Vorzimmer. »Sie meinen mit meiner Freundin Antonia da draußen?«
Dr. Goodwin lächelte wieder. »Sie brauchen den Termin nicht sofort zu machen.«
Byrne dachte darüber nach. Er hatte keine Ahnung, was in den nächsten Tagen passieren würde. »Kann ich morgen anrufen, wenn ich meinen Terminkalender vor mir liegen habe?«
»Natürlich.«
*
Byrne stieg in seinen Wagen und fragte sich, wie das Gespräch mit der Psychologin verlaufen war. Er wollte mit ihr über Pfarrer Leone sprechen, über das Ende einer Ära und den langen Winter in seiner Seele. Er beschloss, beim nächsten Mal mit ihr über dies alles zu sprechen. Es war ein Fehler gewesen, ihr alles über Gabriel zu erzählen, aber daran konnte er nun nichts mehr ändern.
Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dachte Byrne, als er sich in den Verkehr einfädelte. Falls etwas passierte, kannte wenigstens einer die Wahrheit.
38.
Sergeant Mateo Fuentes betrachtete die Audio-Video-Abteilung als sein Reich, einen Ort mit eigenen Gesetzen, eigenen Methoden, eigenen Verfahren und einer eigenen Sprache. Fuentes war Mitte dreißig und in jeder Beziehung überaus korrekt, ob es nun sein Verhalten, seine Sprache oder die Kleidung betraf. Besuche von
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