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Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Titel: Der Teufel in dir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Karton auf dem Esszimmertisch lag ein gerahmtes Foto in DIN A4, auf dem Byrne in jüngeren Jahren neben einem korpulenten Schwarzen abgebildet war. Beide standen vor einem Schnellrestaurant in der Front Street. Jessica nahm das Foto in die Hand.
    »Hast du Marcus Haines gekannt?«, fragte Byrne.
    Jessica hatte den Namen schon mal gehört, den Mann aber nie kennengelernt. Sein Foto hing in der Eingangshalle des Roundhouse an der speziellen Wand, an der die Bilder der Polizisten hingen, die in Ausübung ihres Dienstes ums Leben gekommen waren.
    »Nein«, sagte sie.
    Byrne nahm ihr das Foto aus der Hand. »Marcus war ein großartiger Cop, aber sonst bekam er nicht viel auf die Reihe. Er war dreimal verheiratet und musste für alle drei Frauen Unterhalt zahlen. Deshalb hielt er immer nach einer Möglichkeit Ausschau, ein paar Dollar nebenbei zu verdienen. Ende des Monats war er jedes Mal pleite.«
    »War er bei der Mordkommission?«
    »Ja. Als mein alter Partner Jimmy seinen ersten Herzinfarkt erlitt, fiel er sechs Monate aus. Eine Zeit lang hab ich mit Marcus zusammengearbeitet. Wir ermittelten in ein paar Fällen, schlossen ein paar Akten und leerten so manche Flasche Jameson.«
    »Ich habe das Gefühl, du wirst mir jetzt eine Geschichte erzählen.«
    Byrne lächelte und trank einen Schluck Kaffee. »Wenn du darauf bestehst.« Er lehnte sich gegen die Wand. »Eines Abends im August bekamen wir den Anruf. Ein häuslicher Streit war eskaliert. Das Opfer war der Freund, und es sah ganz so aus, als hätte seine Freundin ihn umgebracht. Wir kamen dort an. Im Grunde war auf den ersten Blick alles klar. Leiche, Mörder, Waffe … wir hatten alles außer einem Motiv, aber auch das schien kein großes Rätsel zu sein. Die Frau saß auf der Couch, der Freund lag auf dem Boden, und sein Gehirn klebte an der Wand. Der erste Polizist am Tatort sagte uns, die Waffe habe vor der Frau auf dem Boden gelegen. Ein klarer Fall, nicht wahr?«
    »Hört sich ganz so an.«
    »Ich verschaffte mir einen Eindruck, dann schaute ich mir die Frau auf der Couch etwas genauer an. Sie war ausgesprochen hübsch. Kakaobraune Haut, rehbraune Augen. Vier- oder fünfundzwanzig Jahre alt. Doch das Crack, mit dem sie vollgedröhnt war, verdeckte ihre Schönheit. Sie war abhängig und sah echt beschissen aus, wenn man genauer hinschaute.«
    Byrne legte das Foto auf die Fensterbank.
    »Marcus kam herein. Plötzlich starrte er mich an, als hätte er einen Geist gesehen. Er zerrte mich in die Küche und sagte leise: ›Kevin, ich kenne die Frau. Ich kenne sie.‹ Dann erzählte er mir, dass er sich ab und zu mit der jungen Frau traf. Er hatte sie bei einem Fall ein Jahr zuvor kennengelernt, als ihre Mutter in West-Philadelphia erschossen worden war. Er stand ihr zur Seite, hielt ihre Hand bei dem Prozess, und eines führte zum anderen. Dann fragte er mich, was ich für die Frau tun könne, da ich die Leitung der Ermittlungen übernommen hatte.«
    Jessica dachte über die Möglichkeiten nach. Es gab nicht viele, und keine war gut. »Und was konntest du tun?«
    »Ich hatte keine Ahnung. Ich ging ins Wohnzimmer zurück, betrachtete die Frau auf der Couch und sah die nächsten beiden Jahrzehnte ihres Lebens vor Augen. Ich stellte mir vor, wie sie nach zwanzig Jahren im Gefängnis aussehen würde.«
    »Was hast du getan?«
    »Ich habe sie verhört, und sie erzählte mir alles. Ihr Freund kam fast jeden Abend betrunken nach Hause und schlug sie. Das ging schon seit einem Jahr so. Sie zeigte mir ihren linken Arm, den der Typ ihr gebrochen hatte. Der Bruch war nicht richtig verheilt. Eine Woche zuvor hatte sie ihm dann unmissverständlich klargemacht, dass sie sich eine Waffe besorgen und ihn erschießen würde, sollte er sie noch einmal anfassen. Er lachte sie aus. Als er an dem Abend nach Hause kam, schubste er sie durch die Wohnung, worauf sie einen 38er-Revolver zog. Sie knallte ihn ab. Ein einziger Schuss. Genau in den Kopf. Ein Scheißkerl weniger auf der Welt.«
    »An dem Abend hatte er sie nicht verprügelt?«
    »Nein«, sagte Byrne. »Sie hatte keine frischen Wunden. Sie hätte gehen können, tat es aber nicht. Du weißt, wie die Geschworenen so einen Fall beurteilen. Ich schaute aus dem Fenster, als die Spurensicherung und der Rechtsmediziner anrückten. Ich bat Marcus, runterzugehen, sie aufzuhalten und einen Rettungswagen zu rufen. Als er weg war, ging ich zu der jungen Frau und forderte sie auf, mir noch einmal genau zu erzählen, was passiert

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