Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
wurde. »Muss ich das tun?«
»Sind Sie nicht nackt auf die Welt gekommen?«
Langsam zieht er sich aus. Er faltet die Kleidung ordentlich und legt sie neben den Haufen weißer Steine auf die Erde.
Sie bedeutet ihm, sich zu setzen. Der nackte Mann setzt sich auf den eisigen Boden. Er bekreuzigt sich. Eine einsame Träne kullert ihm über die Wange. »Ich bin in einem sehr religiösen Haus aufgewachsen«, sagt er. »Wir wurden geschlagen, wenn wir unsere Gebete nicht gesprochen haben.«
Sie sagt nichts. Das alles kennt sie schon. Sie alle haben eine fromme Vergangenheit. Deshalb wissen sie auch, dass es am Ende nur eine Buße gibt.
»Darf ich ein Bußgebet sprechen?«, fragt er.
»Ja.«
Der alte Mann faltet die Hände. »Lieber Gott, es tut mir von Herzen leid …«
Sie wartet, bis er sein Gebet beendet hat. Dann stellt sie ihm die Frage: »Erinnern Sie sich, was Sie gesagt haben?«
»Ja.«
»Ich möchte, dass Sie es noch einmal sagen. Wort für Wort.«
Der Mann schließt kurz die Augen, um sich die Worte in Erinnerung zu rufen. »Ich habe gesagt: ›Wenn Sie dafür sorgen, dass ich nicht ins Gefängnis muss, werde ich alles tun. Ich werde sogar einen Pakt mit dem Teufel schließen.‹«
»Mit dem Teufel.«
»Ja.«
»Haben Sie geglaubt, Sie müssten den Pakt mit dem Teufel niemals erfüllen, nachdem Sie ihn geschlossen hatten?«
Der Mann schweigt. Ohne ein weiteres Wort öffnet er den Mund und schluckt den ersten Stein.
22.
Byrne hatte Hunger, aber keinen rechten Appetit. Er hatte Lust auf einen Drink, andererseits auch wieder nicht. Wenn er in einer solchen Stimmung war, fuhr er immer zum Fluss hinunter, so auch diesmal. Den Wagen stellte er auf dem Parkplatz vor dem alten Lagerhaus in Port Richmond ab. Er lehnte sich im Sitz zurück und dachte nach.
Welche Verbindung bestand zwischen Danny Palumbo und Cecilia Rollins? War Danny der Vater des Babys?
Byrne und Jessica hatten darüber diskutiert und den Gedanken verworfen. Danny Palumbo konnte das kleine Mädchen nicht getötet haben. Als das Baby im Keller der St. Damian Church in die kleine Wanne gelegt worden war, saß Danny Palumbo an den Stuhl gefesselt im Keller der anderen Kirche. Oder nicht?
Den genauen Todeszeitpunkt des Babys kannten sie nicht, und vielleicht konnte er auch niemals bestimmt werden.
Byrne hatte Loretta Palumbo angerufen und von ihr erfahren, dass Danny ein Mädchen namens Adria nie erwähnt hatte.
Die beiden Opfer, Danny und das Baby, stammten aus unterschiedlichen Vierteln der Stadt und hatten in verschiedenen Welten gelebt. Wurden sie beide wahllos ausgewählt?
Nein. Diese Morde waren nicht wahllos verübt worden.
Byrne öffnete das Handschuhfach und freute sich, als er eine kleine Flasche Old Forester fand. Er öffnete sie und trank einen ausgiebigen Schluck.
Zwei Kirchen. Zwei geschlossene Kirchen.
Er lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze und schloss die Augen. Es gelang ihm nicht, das Bild des Babys in der Wanne abzuschütteln. Was für einen Willen man brauchte, um so etwas zu tun. Was für einen Wahnsinn . Normalerweise müsste der menschliche Instinkt sich gegen eine solch schreckliche Tat wehren.
Byrne zog sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Als sich eine Frau meldete, fragte er, ob er mit Gabriel sprechen könne. Sekunden später war der Junge am Apparat.
»Hallo, Gabriel. Wie geht’s?«
Der Junge zögerte. »Ganz okay.«
»Was ist los?«
Keine Antwort.
»Hör mal, ich ruf an, weil ich zwei Tickets besorgen könnte. Sixers gegen Lakers. Superplätze, direkt am Spielfeldrand. Ein Typ, den ich kenne, ist mir noch was schuldig. Was meinst du?«
Schweigen.
Da stimmte definitiv etwas nicht. Byrne schaute aufs Display. Die Verbindung stand noch.
»Gabriel?«
»Ich weiß nicht …«
»Okay, jetzt weiß ich, dass etwas nicht stimmt. Warum sagst du es mir nicht? Vielleicht kann ich dir helfen.«
»Vielleicht sollten wir uns nicht mehr treffen.«
Das tat weh. »Wie meinst du das? Warum nicht?«
»Ich weiß nicht.«
»Wir hatten doch viel Spaß miteinander. Oder nicht?«
»Ja«, sagte Gabriel. »Es ist nur …« Er verstummte.
»Es ist was?«
»Es ist keine gute Idee.«
Plötzlich wusste Byrne, was los war. »Gabriel, ich stelle dir jetzt eine Frage, und ich möchte, dass du mir die Wahrheit sagst. Okay?«
Schweigen.
»Gabriel?«
»Okay.«
Byrne musste seine Worte sorgfältig wählen, sonst würde er den Jungen für immer verlieren, und das durfte nicht geschehen.
»Hat dir jemand
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