Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
den nächsten Schritt des Mörders vorauszusehen, müssen wir alles tun, was in unserer Macht steht, um ihm zuvorzukommen.«
»Ich verstehe«, sagte Leone.
»An dem Tag, als wir die erste Leiche in der St. Adelaide entdeckt haben, erhielten wir einen Anruf«, fuhr Byrne fort. »Einen Anruf mit einer ziemlich rätselhaften Botschaft.«
»Was hat der Anrufer denn gesagt?«
»›Ein Gott‹ und dann ›sieben Kirchen‹.«
»Sieben Kirchen.«
»Fällt Ihnen etwas dazu ein?«, fragte Byrne.
Der alte Mann dachte kurz nach. »Ja«, sagte er dann, zog die Decke weg und versuchte aufzustehen. Byrne half ihm.
»Ich kann Ihnen holen, was Sie brauchen«, bot er an.
Leone warf ihm einen strafenden Blick zu. Jessica sah das Feuer in den Augen des alten Mannes – einen Blick, den Byrne ihr beschrieben hatte.
»Noch bin ich nicht tot«, sagte Leone.
Byrne lächelte, stützte den alten Mann aber trotzdem. Es dauerte einige Zeit, bis sie das Bücherregal erreicht hatten. In der unteren Hälfte standen größtenteils Unterhaltungsromane, deren bunte Buchrücken vom häufigen Gebrauch rissig und abgegriffen waren. Die oberen Regalbretter waren für Brettspiele und Puzzles reserviert. Auf der rechten Seite des Bücherregals standen ledergebundene Bücher. Eines davon zog Leone heraus und kehrte langsam zu seinem Rollstuhl zurück. Er setzte sich und legte sich wieder die Decke über die Beine.
»Sieben Kirchen«, sagte er. »Das ist aus der Offenbarung des Johannes.«
Obwohl Jessica nicht besonders bibelfest war, kannte sie einige der bekanntesten Stellen. Das erste und zweite Buch Mose und einige der Psalmen. Über die Offenbarung des Johannes wusste sie am wenigsten, obwohl die Zahl 666 häufig in Filmen und Romanen auftauchte.
»Diese Stelle wird mit unterschiedlichen Namen bezeichnet. Die sieben Kirchen der Offenbarung, die sieben Kirchen der Apokalypse, die sieben Kirchen von Asien – all dies bezeichnet dasselbe.«
Leone blätterte langsam weiter und fuhr fort: »Als Jesus auf der Insel Patmos in Griechenland erschien, erteilte er Johannes den Auftrag, auf eine Schriftrolle zu schreiben, was er sah, und es an die sieben Kirchen zu schicken.«
»Wurden bestimmte Kirchen genannt?«, fragte Byrne.
Leone hob den Blick. »Sie wollen wissen, ob die Person, die Sie suchen, die Kirchen nach ihren Namen aussucht?«
»Ja.«
»Das muss ich verneinen.« Leone blätterte weiter, dann legte er das rote Bändchen zwischen die Seiten. »Die Bedeutung ist nicht ganz eindeutig. Christus hat sich wahrscheinlich auf sieben Gemeinden bezogen und nicht unbedingt auf sieben Kirchengebäude.«
»Warum diese sieben?«
»Christus glaubte, diese Gemeinden hätten in gewisser Weise versagt.«
Leone blätterte wieder in dem Buch, bis er fand, was er suchte. Er legte einen Finger zwischen die Seiten. »Lassen Sie mir einen Tag Zeit, darüber nachzudenken. Mein Verstand ist nicht mehr so scharf wie früher.«
»Kein Problem«, sagte Byrne.
Der Blick des Pfarrers schweifte in die Ferne.
»Wurde sie schon abgerissen?«, fragte er noch einmal. Offenbar hatte er vergessen, dass er diese Frage bereits gestellt hatte.
Byrne hatte Jessica auf dem Weg zur Villa Maria erzählt, dass die St. Gedeon Church abgerissen werden sollte. Sie stand auf der Liste geschlossener Kirchen, die sie von der Erzdiözese erhalten hatten. Jessica war noch nie in der St. Gedeon gewesen, aber schon oft daran vorbeigefahren. Es war ein beeindruckendes Bauwerk mit einer hohen Kirchturmspitze.
»Noch nicht, Pfarrer Leone«, sagte Byrne. »Sie soll in den nächsten Tagen abgerissen werden.«
»Ich möchte, dass Sie mir ein Stück davon bringen«, sagte Leone und schien mit einem Mal weit weg zu sein.
»Sicher.«
»Nichts Großes. Einen kleinen Stein.«
Byrne kniete sich auf den Boden und schaute dem alten Mann in die Augen. »Wie können wir diesen Wahnsinn beenden?«
Der Pfarrer kehrte in die Gegenwart zurück.
»Es wurden drei Morde verübt?«, fragte er.
»Ja. Drei, von denen wir wissen.«
Derzeit überprüften Ermittler aus verschiedenen Polizeibehörden in vier Countys systematisch alle geschlossenen Kirchen auf der Liste.
»Es wird noch vier Morde geben«, sagte Leone in einem so ruhigen Tonfall, dass Jessica ein kalter Schauer über den Rücken lief. Wollte der alte Pfarrer damit andeuten, dass sie nichts tun konnten, um die Mordserie zu stoppen?
»Diese Kirchen«, sagte Byrne. »Können wir irgendwie herausfinden, welche der Mörder als Nächstes
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