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Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Titel: Der Teufel in dir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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viel. Der ältere der beiden Polizisten war um die fünfundzwanzig. Er hat sich die Adresse angesehen, die uns vorliegt, und gesagt, dass die Familie Longstreet dort früher gewohnt hat. Allerdings wohnt da schon lange niemand mehr. Er meinte, es wäre am besten, wenn wir mit einer Frau namens Ida-Rae Munson sprechen, die hier irgendwo wohnt. Wenn wir das Haus nicht finden, sollen wir ihn anrufen. Dann kommt er, hat er gesagt.« Byrne hielt sein Handy hoch. »Ich habe es versucht. Kein Signal.«
    Jessica schaute aus allen vier Fenstern. In sämtlichen Richtungen erstreckten sich braune Hügelketten, aber sie sah kein einziges Haus.
    »Hast du eine Karte bekommen?«
    »Nein.« Byrne tippte auf das Display des Navigationsgeräts. »Mit mehr kann ich nicht dienen.«
    Byrne fuhr weiter. Nach etwa einer Meile sahen sie auf der rechten Seite dichtes Gestrüpp.
    »Halt an!«, rief Jessica.
    Byrne hielt. Er fuhr zurück bis zur Lücke in dem Gestrüpp und bog auf den langen Feldweg ein, der sanft ansteigend über den Hügel führte.
    Die beiden Ermittler wechselten einen Blick. Als Byrne auf den Weg einbog und die Sträucher gegen die Seiten des Wagens peitschten, trank Jessica ihren Kaffee aus und bemühte sich, wach zu bleiben.
    Sie wussten nicht, was sie auf der anderen Seite des Hügels erwartete.
*
    Das Haus stand auf einer kleinen Anhöhe am Ende einer etwa siebzig Meter langen Zufahrt. Je näher sie dem Haus kamen, desto mehr wunderte Jessica sich, dass es noch nicht eingestürzt war, denn es war kaum mehr als eine aus drei Zimmern bestehende Baracke. Das Dach war unzählige Male mit Teerpappe geflickt worden. Es grenzte an ein Wunder, dass es nicht jeden Augenblick wegflog. Der Dachfirst war so krumm, dass es aussah, als würde er jeden Moment durchbrechen. Ein verfallener Schornstein stand auf der linken Seite, und ein anderer hinten. Aus dem größeren Schornstein stieg Rauch empor. Auf den Feldern rund um diese Baracke standen die verrosteten Wracks alter Pick-ups, ausrangierte Öfen und Autoteile. Eine Brunnenpumpe ragte am Ende eines Trampelpfades inmitten von Unkraut aus dem Boden.
    Jessica und Byrne stiegen aus und gingen auf das Haus zu. Die Sonne schien noch, doch eine eisige Brise fegte über den Hügel. Vorsichtig traten sie auf die baufällige Veranda. Jessica klopfte. Sie hörten im Haus einen Hund bellen. Abgesehen von Briefträgern verband niemanden eine stärkere Hassliebe mit Hunden als Polizisten. Doch es war ein helles Bellen, und das beruhigte sie. Es klang nicht nach einem großen Hund, einem Rottweiler zum Beispiel oder einem Schäferhund; das konnte höchstens ein Beagle sein.
    Die Tür wurde geöffnet, aber dort stand niemand. Als Jessica den Blick senkte, entdeckte sie einen ungefähr fünfjährigen Jungen. Er hatte hellblondes Haar, das so kurz geschoren war, dass man die roten Abschürfungen auf seinem Schädel sehen konnte. Er trug eine schmutzige Jeans, die mindestens zwei Nummern zu groß und fast bis zu den aufgeschlagenen Knien hochgekrempelt war. Der Junge hatte keine Schuhe an, obwohl die Temperatur höchstens sieben Grad betrug.
    »Hallo«, sagte Jessica.
    Anstatt zu antworten, bellte der Junge. Zuerst glaubte Jessica, dass er einen Erwachsenen gerufen hatte, damit er zur Tür kam. Doch als der Junge ein zweites Mal das Geräusch von sich gab, bestand für sie kein Zweifel mehr: Der Junge ahmte einen Hund nach. Jedenfalls hoffte sie, dass er ihn nur nachahmte.
    Was sie gehört hatten, war kein Hund gewesen. Der Junge hatte das Geräusch von sich gegeben.
    »Ist deine Mutter zu Hause, oder dein Vater?«, fragte Jessica.
    Der Junge musterte sie einen Augenblick. Dann drehte er sich um, rannte davon und verschwand durch die Hintertür. Ein paar Sekunden später hörten sie: »Kommen Sie rein. Der Ofen brennt. Wärmen Sie sich auf.«
    Jessica und Byrne traten ein. Im Vergleich zum äußeren Erscheinungsbild des Hauses war der Wohnraum relativ ordentlich und aufgeräumt. Rechts standen ein langer Tisch und ein Holzofen, daneben eine Nähmaschine.
    Als sie weiter ins Zimmer gingen, sah Jessica die Frau auf dem Schaukelstuhl. Sie war zwischen dreißig und fünfzig Jahre alt. Ihr graues Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie hielt einen Stickrahmen in den Händen. Ihr rechter Fuß steckte in einem Gipsverband.
    »Sind Sie Ida-Rae Munson?«, fragte Jessica.
    »Ja, die bin ich.«
    Jessica zeigte ihr ihren Dienstausweis. »Ich bin Jessica Balzano vom Philadelphia

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