Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
Einige Trümmerteile waren in den Teich gestürzt, wobei die Flammen erloschen waren. Die Überreste mehrerer Wände und der Rumpf eines verkohlten Firstbalkens ragten aus dem Eis. Auf einem von Unkraut überwucherten Acker lag Teerpappe, und auf dem Grundstück hinter dem Haus standen ein halbes Dutzend schlichte, aus zwei schmalen Brettern zusammengebundene Kreuze, ungefähr eins zwanzig hoch und sechzig Zentimeter breit.
»Unsere Freundin Ida-Rae hatte recht«, sagte Jessica. »Hier ist nichts. Gar nichts. Komm, lass uns wieder fahren.«
Anstatt ihr zu antworten, ging Byrne auf die verkohlten Trümmer zu. Jessica sah die gestrafften Schultern ihres Partners und seinen entschlossenen Gang. Sie begriff, dass sie diesen Ort so schnell nicht wieder verlassen würden.
Jessica folgte Byrne, während ihr Blick auf der Suche nach irgendeiner Gefahr über den Boden glitt – Schlangen, Ratten und vor allem alte Bretter, aus denen lange Nägel ragten.
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass eine ganze Familie in einem so kleinen Haus gewohnt hat«, sagte sie. Die Reihenhäuser in Städten wie Boston, Baltimore und Philadelphia waren zwar auch nicht gerade riesig, konnten aber wenigstens in die Höhe gebaut werden. Dieses hier war eine aus drei oder vier Zimmern bestehende Baracke gewesen. Jessica schaute nach rechts und entdeckte einen alten, von Unkraut überwucherten Metallbettrahmen. Sie fragte sich, wie viele Personen wohl in dem Bett geschlafen hatten.
Als sie Byrne gerade fragen wollte, was sie tun könne, um die Ermittlungen voranzutreiben, hörte sie auf der rechten Seite ein Geräusch. Das Geräusch eines Tieres. Sie drehte sich um und sah auf dem Hügel in knapp zwanzig Metern Entfernung zwei schwarze Hunde.
Große schwarze Hunde.
»Kevin«, flüsterte sie.
»Ich hab’s gesehen.«
Die beiden Detectives öffneten ihre Holster, zogen die Waffen und hielten sie seitlich am Körper. Jessica warf einen Blick auf den Wagen. Er stand mindestens zehn Meter entfernt. Im Ernstfall würden sie es niemals schaffen, sich in dem Wagen in Sicherheit zu bringen, selbst wenn sie um ihr Leben rannten.
Die Hunde senkten weder die Köpfe, noch knurrten sie. Andererseits hatten Jessica und Byrne sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt.
»Was sollen wir tun?«, fragte Jessica.
»Bleib ganz ruhig stehen, und schau den Hunden nicht in die Augen.«
Die Hunde liefen auf dem Hügel hin und her, umkreisten einander, beschnupperten sich und schnüffelten in der Luft. Es sah aus, als würden sie etwas bewachen und wüssten nicht, ob Jessica und Byrne eine Gefahr darstellten. Jessica fiel auf, dass die Tiere gut genährt und muskulös waren. Nach ein paar Minuten drehten die Hunde um und liefen die andere Seite des Hügels hinunter.
Jessica und Byrne blieben noch eine Minute reglos stehen. Waren die Hunde verschwunden? Genau wussten sie es nicht, und Jessica wäre es im Traum nicht eingefallen, auf den Hügel zu steigen und nachzuschauen.
»Partner?«, sagte sie.
»Ja?«
»Du weißt, dass ich dich furchtbar liebe, nicht wahr?«
»Ja, ich weiß. Und es bedeutet mir sehr viel.«
»Könntest du mir dann einen Gefallen tun?«
»Ich würde zumindest darüber nachdenken.«
»Könnten wir so schnell wie möglich von hier abhauen?«
»Ich glaube, es ist alles in Ordnung«, beruhigte Byrne sie. »Die Hunde sind weg.«
Jessica wollte ihm gerne glauben, war sich aber nicht ganz sicher.
Ihre Gedanken kehrten zu dem Fall und zu den Worten Ida-Rae Munsons zurück:
Man sagte, sie hätte ein Kind des Teufels.
Im Zusammenhang mit den entsetzlichen Morden, die in den geschlossenen Kirchen verübt worden waren, kam den Worten sicherlich eine neue Bedeutung zu. Jessica hatte nicht die leiseste Ahnung, was für eine Bedeutung das sein könnte. Jedenfalls wurde es Zeit, sich endlich wieder herkömmlicher Ermittlungsarbeit zuzuwenden – aber nicht an diesem Ort.
»Wir sollten zurück in die Stadt fahren«, schlug Jessica vor. »Vielleicht finden wir da eine Nachsendeadresse für diese Ruby Longstreet oder einen Anwalt, der das Haus verwaltet hat. Ich würde mir gerne die Grundbucheinträge ansehen.«
Byrne griff in die Tasche und gab Jessica die Karte des Polizisten aus dem Büro des Sheriffs. »Ein netter Junge. Glaub mir, er wird sich überschlagen, dir zu helfen.«
»Was soll das heißen?«
»Ich warte hier.«
Jessica starrte ihren Partner an. »Du bleibst hier?«
»Ja.«
»Mitten im Niemandsland?«
»Ja. Vielleicht
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