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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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Kreis, doch es kam kein Laut heraus. Langsam wurde ihm so einiges klar. Rick Allen, Detective Brown – wie auch immer er hieß – hatte nicht gewollt, dass Dillard ihn nach Dundalk fuhr, weil seine Geschichte über seine Junggesellenbude genau das war – eine gottverdammte Geschichte. Und wieso Allen Dillard und die anderen ständig anstachelte, sinnlose Gewalttaten zu begehen, ergab langsam auch einen Sinn.
    Wenn er es sich recht überlegte: War Allen nicht als Letzter zu ihrer Gruppe gestoßen?
    Die wachsende Gewissheit, dass Allen wahrscheinlich ein Spitzel war, kristallisierte sich in Dillards Gehirn nur langsam heraus und nahm ein schreckliches Eigenleben an. Dass es womöglich einen Maulwurf in der Gruppe gab, war schon schlimm genug, aber dass es Allen war, traf ihn wie ein unerwarteter Schlag. Immerhin war er es, der Dillard ungeachtet seiner irritierenden Eigenschaften am ähnlichsten war.
    Deshalb schmerzte der Verrat wie der eines Bruders oder eines Sohnes.
    Elend starrte Dillard auf die Geldbörse und wünschte, sie hätte ihm nicht derart deprimierende Nachrichten überbracht.
    Vorsichtig steckte er die Geldautomatenquittung und die Visitenkarten wieder zurück, raffte die Geldbörse und den Rest von Allens Siebensachen an sich und trug sie nach oben. Er schaffte es genau in dem Moment in die obere Etage, als Allen in den Kleidern, die ihm sein Gastgeber bereitgelegt hatte, aus dem Bad kam. Allen gähnte herzhaft und rubbelte sich heftig seine strähnigen Haare trocken, als er Dillard sah.
    »Ich hab deine Klamotten mit runter genommen und sie in die Waschmaschine gesteckt«, sagte Dillard und lächelte wohlwollend, als er Allen, der nach Deodorantseife roch und jetzt wieder einem Homo sapiens ähnelte, das Springmesser, das Kleingeld, seine Schlüssel und die Geldbörse reichte. Der hielt sofort inne und warf Dillard einen derart durchdringenden Blick zu, dass er bis in seine Seele blicken musste.
    Als Dillard das NRA-T-Shirt an Allen sah, stellte er sich unter dem weiten Hemd Kabel, ein Mikrophon und einen Handsender vor.
    »Ich rufe die Jungs zusammen«, sagte er ganz entspannt und beobachtete Allen aus den Augenwinkeln. Wenn Allen ein verdeckter Ermittler oder ein Informant war, dann war er ein verdammt guter. Der junge Mann zögerte nur kurz, bevor er Dillard antwortete, wobei sein kantiges Gesicht seinen harten, ungerührten Ausdruck nicht veränderte.
    »Ach ja? Warum, was ist los?«
    »Ich finde, wir haben uns mit deinem Pick-up in eine kleine Krise manövriert, findest du nicht?«, fragte Dillard gelassen. In Gedanken war er bei der 9 mm im obersten Küchenschrankfach und überlegte, wie schnell er sie, wenn nötig, herauskriegen könnte. Was Allen betraf, hatte sich Dillard bereits für das Worst-Case-Szenario entschieden, und zwar, dass Allen der Feind war und ausgeschaltet werden musste.
    Ein Feind, dem man unter keinen Umständen erlauben konnte, den Bombenanschlag auf das NAACP zu verhindern.
    »Hat das nicht Zeit, bis alle Feierabend machen?«, fragte Allen und musterte Dillard eingehend.
    »Nein, so lange kann das nicht warten. Es ist es an der Zeit herauszufinden, wer in dieser Gruppe echt ist und wer allen anderen Zucker in den Arsch bläst.«
    »Jawohl, Mann«, rief Allen, ohne zu zögern. »Das machen wir. Packen wir’s endlich an.«
    Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, mein Freund, dachte Dillard und betrachtete mit verhangenem Blick einen Menschen, der vom Bruder zum Feind geworden war.

KAPITEL ELF
    Das beharrliche Zischen des Teekessels und das gedämpfte Stakkato explodierenden Popcorns in der Mikrowelle übertönen gnädigerweise das unbehagliche Schweigen in meiner Wohnung.
    Ratlos stehe ich im Wohnzimmer und beobachte Yolanda und den kleinen Jungen, den sie, im Schneidersitz auf dem Boden hockend, beschützend in den Armen hält. Sie redet liebevoll auf ihn ein, oder, um genauer zu sein, murmelt rhythmisch etwas und schnalzt mit der Zunge zu einem geheimen Takt, den nur die beiden kennen.
    Ich brauche nur wenige Sekunden, um zu begreifen, dass sie Mutter und Sohn sind. Unter normalen Umständen wäre ich enttäuscht gewesen. Doch momentan ist die Frage nach Yolandas Familienstand nicht gerade vordringlich.
    Unter dem linken Auge des Jungen, das fast zugeschwollen ist, ist ein prachtvoller burgunderroter Bluterguss etwa in Form und Größe einer Nektarine erblüht. Die Wunden und Kratzer in seinem Gesicht scheinen höchstens wenige Stunden alt zu sein.

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